Ukraine im Ikonen-Museum Recklinghausen
Die Ausstellung "Weißt Du von jenen Heiligen? Das Christentum in Kiew und der Ukraine" ist im Herbst 2024 im Ikonen-Museum Recklinghausen zu bewundern, im 1. Obergeschoß auf der linken Seite vom Eingangsbereich aus gesehen.
"Mit der als Titel der Ausstellung zitierten Frage wendet sich Rainer Maria Rilke an die Leser:innen seines zwischen 1899 und 1903 verfassten Stunden-Buches, das unter dem Eindruck zweier Reisen ins russische Zarenreich entstand.
Besonders der Besuch des Kiewer Höhlenklosters hatte den Dichter stark bewegt. Er widmete den Mönchen einen eigenen Abschnitt, um sie seinem Publikum näherzubringen. Die Ausstellung möchte daran anknüpfen und einige der hierzulande wenig bekannten christlichen Heiligen und Orte der Ukraine vorstellen. Sie ist ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine, deren Kulturdenkmäler durch den russischen Angriffskrieg massiv gefährdet sind. Hunderte Monumente wurden bereits zerstört oder beschädigt.
Die Ausstellung erzählt von der Christianisierung der Kiewer Rus und den ersten slawischen Heiligen, die auf dem Gebiet der heutigen Ukraine lebten und wirkten. Zahlreiche Exponate sind dem Kiewer Höhlenkloster gewidmet, dem größten und bedeutendsten Kloster in der Ukraine. Es ist ein nationales Wahrzeichen des Landes und gehört seit 1990 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Weitere geistliche Zentren der Ukraine befinden sich in Tschernihiw, Ochtyrka und Potschajiw. Die Klöster an diesen Orten besitzen wundertätige Ikonen und andere Heiligtümer, die jährlich tausende Pilger:innen aus der orthodoxen Welt anziehen," beschreibt das Museum seine Ausstellung.
DIe Präsentationsform ist traditionell. Ikonen aus den unterschiedlichsten Materialien, Gestaltungsformen, Darstellungen, Größen und Zeitaltern werden hier teilweise als Hängung, teilweise in Vitrinen gezeigt.
Der Besucher mußt schon aufpassen, wohin sein Auge blickt. Der Übergang zum gegenüberliegenden Ausstellungsbereich, in dem Kirchenfeste in der Ikonographie gezeigt werden, ist nämlich fließend - wer nicht aufpaßt, könnte die Dauerausstellung für einen Teil der Sonderausstellung halten. Kleine Lesetafeln an den Ikonen sowie großformatige Texte an den Wänden erklären die Ausstellung bzw. die jeweiligen Ausstellungsstücke.
Ein offensichtlicher Bezug zur aktuellen Situation des orthodoxen Christentums in der Ukraine bzw. den aktuellen Angriffskrieg Rußlands ist hier nicht zu sehen. Die Kunstgeschichte ist viel wichtiger.
Auch wenn ein Besucher keinen Draht zur Kirchenkunst hat, lohnt sich ein Besuch trotzdem und auf jeden Fall. Hier wird eine kulturelle Herzensbildung vermittelt, die einem säkular - kirchenfernen Land wie Deutschland gut zu Gesicht steht.
Autor:Felicia Rüdig aus Duisburg |
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