Ruhrfestspiele trauern um Maximilian Schell
Er kam als ganz normaler Besucher (2008 zur Eröffnungspremiere), er war ein Jahr später in "Lieben Sie Strindberg..." bei den Ruhrfestspielen auf der Bühne zu sehen. Dass Maximilian Schell 2014 aus seiner Autobiographie "Ich fliege über dunkle Täler" lesen wollte, war für viele Kulturfans einer d e r Kracher der kommenden Saison.
Daraus wird nichts, aus traurigem Anlass: In der Nacht vom 31. Januar auf den 1. Februar verstarb Maximilian Schell im Alter von 83 Jahren. Er war ein vielseitiger Künstler und einer der wenigen Weltstars aus den deutschsprachigen Ländern. Schell war Schauspieler, Regisseur und Produzent, Kunstsammler und Kunstkenner. Ein Fußball-Liebhaber und ein so begabter Spieler in der Schweiz, dass er auch eine sportliche Karriere in Erwägung zog.
Vorbild für Schätzings Schwerenöter in "Der Schwarm"
Der Rest ist Legende: Filme mit Marlon Brando, Marlene Dietrich, Burt Lancester. Produktionen in Hollywood und Europa. Es waren anspruchsvolle Filme, aber auch Mainstream-Kino wie "Deep Impact" konnte Schell adeln.
Bis in seine reifen Jahre ein attraktiver Mann mit Ausstrahlung und Samtstimme. Auf meine Frage bei seiner ersten Pressekonfernz in Recklinghausen, ob er wisse, dass Frank Schätzing in seinem Bestseller "Der Schwarm" seinen Helden (einen charismatischen, älteren Wissenschaftler) äußerlich ihm nicht nur nachempfunden habe, sondern direkt schreibt, der Norweger sähe so gut aus wie Maximilian Schell, musste er herzhaft lachen. "Davon habe ich gehört, es aber nicht selbst gelesen."
Patenonkel von Angelina Jolie
Im internationalen Showbiz war der Mann bekannt, ohne große Allüren. Dass er beispielsweise der Patenonkel von Angelina Jolie ist, hat er nicht an die große Glocke gehängt. Den Rummel um seine Person suchte Maximilian Schell auch nicht.
Mit Dr. Frank Hoffmann verband ihn einiges. Nicht nur, dass er unter dessen Regie in "Lieben Sie Strindberg..." bei den Ruhrfestspielen brillierte, er spielte unter seiner Regie auch in dessen Kinoproduktion "Die Räuber" mit. Der Film erscheint voraussichtlich im Herbst, heißt es in einer Mitteilung der Ruhrfestspiele zum Tod des Ausnahmekünstlers.
Frank Hoffmann, Intendant der Ruhrfestspiele und Leiter des Theatre National du Luxembourg, hat Schillers Geschichte um Freiheitskampf, Habgier und Bruderzwist in die heutige Zeit verlegt und siedelt sie im Bereich krimineller Banker an.
Petra Herrmann, Sprecherin der Ruhrfestspiele: "Am 15. Juni sollte Maximilian Schell als abschließender Programm-Höhepunkte der Ruhrfestspiele aus seiner Autobiographie ,Ich fliege über dunkle Täler' lesen. Es sollte jedoch, so Schell, weit mehr als eine Lesung sein. Vielmehr hatte er sich vorgenommen, mit dem Ruhrfestspiel-Publikum in den Dialog zu treten, sich mit ihm auszutauschen, statt nur sein Gehör zu finden." Ehefrau und Opernsängerin Iva Mihanovic sollte die Matinee musikalisch untermalen. Die Gelegenheit, den großen Mimen noch einmal auf der Bühne zu erleben, ist seinem Publikum nun leider nicht mehr vergönnt.
Hommage am 15. Juni
Was kommt? Enge Vertraute und Kollegen haben sich entschlossen, anstelle der geplanten Lesung eine Hommage an den großen Künstler zu gestalten. Unter dem Titel „Lieben Sie Schell...“ werden am 15. Juni 2014 um 11 Uhr im Großen Haus im Ruhrfestspielhaus anhand von Erzählungen, Anekdoten, Fotografien und Filmausschnitten die verschiedenen Facetten des Menschen und des Künstlers Maximilian Schell noch einmal aufleuchten.
Mehr über das Programm der Ruhrfestspiele 2014 auf diesem Portal:
http://www.lokalkompass.de/recklinghausen/kultur/ruhrfestspiele-2014-inselreiche-sehnsucht-abenteuer-entdeckungen-d392398.html
Autor:Kerstin Halstenbach aus Recklinghausen |
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