Ruhrfestspiele: Huldigung für den großen Otto Sander - Meret Becker und Ben Becker
Sein Bild beherrschte die Bühne im Großen Haus der Ruhrfestspiele, die größte Bühne in NRW. Mit Einspielungen (Interviews, Filmausschnitte, Theaterszenen, Rezitationen) war Otto Sander der Stars des Abends. Umrahmt von Papierschiffchen, die sie später ins - begeisterte, stehend klatschende) Publikum warfen, huldigten Sanders Kinder Meret und Ben Becker ihren Vater und Kollegen.
Das hat es noch nie gegeben. Zu eng ist die Beziehung der Beckers zu Sander. Dass dieser Abend für den im September 2013 verstorbenen großen Künstler fast improvisatorischen Charakter hatte, trug nur zum Gelingen bei, war kein Manko. Ben B. rezitierte gut, beispielsweise "John Maynard". Meret B. sang zauberhaft: "Sailing" von Rod Stewart. Otto Sander war ein großer Seefahrt-Fan- un -Kenner. Darum die Papierschiffchen. Uli Waller vom St. Pauli Theater Hamburg bei der Begrüßung: "Die Schiffchen platzierte Otto immer eigenständig auf der Bühne, da durfte keiner Hand anlegen oder helfen."
"Komik entsteht aus der Traurigkeit." Otto Sander
Wie im Flug vergingen eine Stunde und 40 Minuten. Plus zehn Minuten (mindestens) Applaus mit Standing Ovations.
Ich hätte stundenlang weiter Interviews und Ausschnitte sehen mögen. So ein begnadeter Schauspieler und Komiker. Otto Sander war witzig und klug, melancholisch und beeindruckend. Er hinterlässt eine Lücke. Zeit, mal wieder "Der Himmel über Berlin" von Wim Wenders zu sehen oder Ringelnatz zu hören, gelesen von Otto Sander.
Und das war meine Ankündigung zu "Ein Abend für Otto Sanders":
Diese Stimme bleibt unvergessen. Durch seine nuancenreiche Darstellung war Otto Sander einer der wirklich Großen seiner Zunft. Das Publikum der Ruhrfestspiele hat es in den vergangenen Jahren immer wieder erlebt. Am Dienstag konnten die Zuschauer gemeinsam mit Meret Becker und Ben Becker, denen Otto Sander ein Vater war, in Erinnerungen schwelgen.
Als Festivalleiter Dr. Frank Hoffmann vor zehn Jahren die Lesungen an Sonntagen einführte, war es vor allem der Auftritt von Otto Sander, der eine Änderung notwendig machte: Statt wie geplant in der kleinen und lauschigen Piano-Bar zu lesen, musste ins Große Haus ausgewichen werden, der Ansturm auf die Karten war (und ist) so groß.
Gänsehaut garantiert
Seit Otto Sander freuen sich Stars wie Iris Berben, Andreas Sawatzki, Ulrich Matthes, Christian Brückner, Christian Berkel, Hannelore Elsner, Nina Hoss und Thomas Thieme darauf, vor rund 900 Menschen ausgewählte Literaturstücke vortragen zu dürfen. Gänsehaut-Atmosphäre garantiert.
Otto Sander, Schauspieler von Rang und grandioser Rezitator, war aber auch im Becket-Drama "Das letzte Band" bei den Ruhrfestspielen so bewegend gut. dass heute noch davon auf "dem Hügel" gesprochen wird, wenn das Publikum vor den Vorstellungen oder in den Pausen plaudert. Da hat jeder sein eigenes Döneken oder den persönlichen Eindruck von Otto Sander auf Abruf parat. Welcher andere Künstler, der oft hier auftrat, hat einen so starken Eindruck hinterlassen?
Ich kannte Otto Sander als charmant, manchmal auch etwas grantelnd (Stichwort Rauchverbot - aber ich wüsste keinen, der sich getraut hätte, ihn darauf hinzuweisen), als ungeheuer präzise und penibel, regelrecht verliebt in Literatur. Kein bisschen arrogant und manchmal verträumt. Mal zart und eingefallen wirkend, dann wieder tänzelnd vor Energie. Ein Mensch, der sich verausgabt, vor allem für den Beruf und sein Publikum.
"Seine Kinder und Kollegen", wie es bei den Ruhrfestspielen heißt, erinnern an Otto Sander.
Meret Becker und Ben Becker - die gemeinsam in "Comedian Harmonists" vor der Kamera standen und beide selbst große Kino- und Theaterstars sind, Meret Becker zudem eine erfolgreiche Musikerin - werden am Dienstag für nur einen Abend an den Mann mit der wunderbaren Stimme und der vollendeten Schauspielkunst erinnern: "Ein Abend für Otto Sander" ist eben ein besonderer Abend. Ich freu' mich drauf.
Großes Haus, Ruhrfestspielhaus, Dienstag, 27. Mai, 20 Uhr.
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Autor:Kerstin Halstenbach aus Recklinghausen |
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