Hinschauen - nicht wegsehen

Schleichende Armut, der Weg in die Obdachlosigkeit - auch in Recklinghausen und dem Ostvest nimmt diese Problematik immer mehr zu. Um das Bewusstsein der Menschen weiter zu schärfen, aber auch um den Betroffenen eine Möglichkeit zu geben, ihre Zeit sinnvoll zu nutzen - dafür gibt es das Projekt „Kunst trotzt Armut“.
Unter diesem Namen tourt eine Wanderausstellung der Obdachlosenhilfe Stuttgart bereits seit mehreren Jahren durch Deutschland. Und ab Sonntag, 3. Oktober, ist sie sechs Wochen lang in Recklinghausen zu sehen.
Auf dieses Projekt aufmerksam wurde Organisator Peter Erdmann durch einen Anruf von Pfarrerin Silke Niemeyer. Erdmann: „Sie war gerade im Urlaub und rief mich begeistert an, ob diese Ausstellung nicht auch etwas für uns sei. Ich war erst einmal etwas skeptisch, doch als ich mich durch den Begleitkatalog gearbeitet hatte, da war ich genauso euphorisch.“
Diese Episode spielte sich bereits 2008 ab. Nun, zwei Jahre später, steht der Ausstellungsbeginn fast schon vor der Tür. Leichtes Lampenfieber ist Peter Erdmann angesichts der bevorstehenden Vernissage anzumerken. Dennoch freut er sich wahnsinnig darüber, dass es nach zwei Jahren intensivster Vorarbeit endlich losgeht. „Wir haben damals im Erstgespräch mit Vertretern der Telefonseelsorge oder der Kunsthalle erst einmal in fragende Gesichter geblickt. Doch als wir erwähnen konnten, dass auch namhafte Künster wie Harald Birck Werke zur Verfügung stellen - da war die Begeisterung groß.“
Dies ist so geblieben, und Erdmann und sein Team haben für die sechs Wochen, die die Ausstellung in Recklinghausen zu sehen ist, ein vielversprechendes Rahmenprogramm zusammengestellt. Peter Erdmann selbst freut sich insbesondere auf Sonntag, 10. Oktober, wenn etwa Künstler Harald Birck um 11.15 Uhr zum Gottesdienst mit Künstergespräch in der Gustav-Adolf-Kirche gastieren wird.
Doch trotz aller Vorfreude auf die vielen Aktionen der Projektwoche geht es Erdmann vor allem um eins: „Dass wir bei vielen Menschen, die sich bisher noch nicht mit dem Thema der fortschreitenden Verarmung in der Bevölkerung beschäftigt haben, ein entsprechendes Bewusstsein schaffen.“

Von Sonntag, 3. Oktober, bis Mittwoch, 17. November, ist der Großteil der Ausstellung in den Räumen des Vestischen Museums/Haus der Geschichte zu sehen. Außerdem werden einige Ausstellungsstücke in den Räumen der Sparkasse Vest am Königswall, der Gustav-Adolf-Kirche und der Christuskirche zu sehen sein. Die Eröffnung findet mit einem Gottesdienst ab 16 Uhr in der Gustav-Adolf-Kirche statt. Im Anschluss erfolgt ein Gang ins Vestische Museum mit der feierlichen Ausstellungseröffnung. Höhepunkte der Aktion sind am Mittwoch, 6. Oktober, ein Tag der offenen Tür der Wohnungslosenhilfe oder die Vorführung der preisgekrönten Dokumentation „Unter Null“ am Mittwoch, 3. November. Abgerundet wird die Aktion durch die Abschlussveranstaltung am 17. November ab 19 Uhr in der Gustav-Adolf-Kirche.