Über 400 Jahre Geschichte: Das denkmalgeschützte Haus Am Markt 3
Ein Beispiel für besondere Beständigkeit

Das denkmalgeschützte Haus Am Markt 3 wurde vor der Restaurierung im Jahre 1974, bei der der Verputz entfernt und das Fachwerk freigelegt wurde. 
Foto: Gerhard Buschhausen, Stadtarchiv Ratingen
  • Das denkmalgeschützte Haus Am Markt 3 wurde vor der Restaurierung im Jahre 1974, bei der der Verputz entfernt und das Fachwerk freigelegt wurde.
    Foto: Gerhard Buschhausen, Stadtarchiv Ratingen
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Das denkmalgeschützte Haus Am Markt 3 blickt als eines der ältesten in Ratingen auf eine über 400-jährige Geschichte. Das architektonische Schmuckstück erinnert an die handwerkliche Blütezeit der Stadt.

„Es ist ein Beispiel für besondere Beständigkeit“, sagt Friedhelm Wester, heutiger Eigentümer des Baudenkmals, das sich seit 120 Jahren im Familienbesitz befindet. Davor wechselte es mehrfach den Eigentümer und beherbergte im Erdgeschoss Gastronomie, Handel und Handwerk. Seine Historie geht in das Jahr 1587 zurück. Seinerzeit wurde das Haus nach einem Stadtbrand wieder aufgebaut. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts gehörte es der Familie Bercks, deren Angehörige als Scherenschmiede zu den bedeutendsten Handwerksfamilien in der Stadt zählten. Anschließend war dort die bedeutende Gastwirtschaft mit dem Namen „Zum Rooten Leewen“ beheimatet. „Ratingen war seinerzeit ein Knotenpunkt von Handelswegen“, weiß Friedhelm Wester. Im Roten Löwen kam im Jahre 1681 der Rat der Stadt zusammen, um über das Recht zu beraten, wer überwachen durfte, dass nach 21 Uhr in Wirtshäusern nicht gezapft wurde.

Auch im 30-jährigen Krieg nicht vollständig zerstört

Auch nach Ende des 30-jährigen Krieges wurde das Gebäude nicht vollständig zerstört. Zwischenzeitlich wirkte dort auch ein Kupferschmied. „Im Zuge von Renovierungsarbeiten bin ich auf dem Speicher einmal auf eine Öffnung gestoßen, vor der meine Mutter uns Kinder immer gewarnt hatte. Dort konnte man noch die Schlacke aus dem Schmiedeofen sehen“, erinnert sich Friedhelm Wester. Sein Urgroßvater, der Kaufmann Hubert Buschausen, erwarb im Jahre 1900 das Haus und eröffnete dort ein Fachgeschäft für Tabakwaren. Ab dem Jahr 1903 wurden auch Zeitungen verkauft. Die Geschichte des Hauses ist eng mit der Chronik von Westers Familie verknüpft. Als Friedhelm Westers Großvater 1915 im Krieg fiel, drohte die Familie zu verarmen. „Als meine Mutter heiratete, führte mein Vater den Betrieb weite“, berichtet Wester. Bis 1960 war das Tabakfachgeschäft unter dem Namen Zigarrenhaus Peter Kuhles in Familienhand. Seither ist dort ein Tabakfachgeschäft ansässig.„Früher waren im Erdgeschoss zwei Läden untergebracht. Darunter auch ein Fachgeschäft für Damenwäsche, wo auch Mieder repariert wurden“, erinnert sich Friedhelm Wester. Später wurden die Geschäftsräume zusammengelegt. Die Fassade des Fachwerkhauses, das auch an den Seiten mit Fachwerk versehen war, veränderte im Laufe der Zeit ihr Aussehen. „Wie viele andere Fachwerkhäuser wurde dieses mit Rauputz versehen, um dem Ärger mit den Balken vorzubeugen“, erzählt Friedhelm Wester.

1974 schließlich wurde die Fassade in nur acht Wochen mit alter Handwerkstechnik restauriert. Der Rauputz wurde abgetragen und das sich darunter befindende Fachwerk freigelegt. Große Teile des Balkenwerks mussten ausgewechselt oder verblendet werden, da sie durch Fäulnis und Wurmfraß zerstört waren. Mithilfe alter Fotos wurde das Fachwerk mit handgestrichenen Ziegeln ausgemauert, die den früher beim Hausbau gebräuchlichen Feldbrandsteinen am nächsten kamen. Ganze Fachwerkteile waren durch die nicht dem Fachwerk entsprechende Fensterteilung entfernt und mussten ersetzt werden. Dazu verwendete man altes Eichenholz aus einem Abbruch. Die Kreuzstockfenster, die zwischenzeitlich verändert worden waren, erhielten eine Bleiverglasung. Das Vorhaben, dessen Ergebnis die Presse seinerzeit begeistert als „gelungenes Beispiel städtebaulicher Restaurierungsarbeit“ betitelte, wurde durch Spenden ermöglicht. Einziger Wermutstropfen kurz im Zuge der Restaurierung: Dass die Gerüste vor dem Schützenfest noch nicht gefallen waren….

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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