Ausbildungserfolg in der Radstation
Neuer Schrauber beim SkF Ratingen

An seinem Arbeitsplatz in der Fahrradstation am Ostbahnhof ist der frisch gebackene Geselle Fabian Jedrysiak in seinem Element. | Foto: Martin Poche
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"Am liebsten würde ich bis zur Rente hier arbeiten", sagt Fabian Jedrysiak über seinen Job in der Ratinger Fahrradstation am Ratinger Ostbahnhof. Ob es soweit kommt, weiß natürlich niemand. Fest steht, dass der 29-Jährige einen großen Schritt ins Berufsleben geschafft hat.

Die Radstation wird vom Sozialdienst katholischer Frauen unter dem Dach der SkF Arbeit und Integration Ratingen gGmbH geführt. Ziel ist es, Langzeitarbeitslose wieder an den Arbeitsmarkt heranzuführen - unter anderem dadurch, dass sich die Männer und Frauen nach oftmals langer Pause wieder an eine Tagestruktur und den Arbeitsprozess gewöhnen.

"Lizenz zum Ausbilden"

Im Rahmen einer AGH (Arbeitsgelegenheit) finanziert das Jobcenter diese Maßnahme in der Regel für ein halbes Jahr. "Das große Ziel ist es natürlich, die Teilnehmer wieder an den Arbeitsmarkt heranzuführen", sagt Katrin Richter, die Bereichsleiterin der Sparte Arbeit und Integration beim SkF Ratingen. Aber theoretisch geht noch mehr als "nur" eine AGH: Marc Toczek, Fachdienstleiter der Radstation, ist Zweiradmechanikermeister und hat damit die "Lizenz zum Ausbilden".

Und genau davon hat jetzt Fabian Jedrysiak profitiert: Der heute 29-Jährige absolvierte zunächst ein zweiwöchiges Praktikum und machte dabei durch sein handwerkliches Geschick auf sich aufmerksam. Kein Wunder: "Ich hab' schon als Kind gerne gebastelt und 'rumgeschraubt. Später habe ich dann anhand von Youtube-Videos gelernt, wie man Fahrräder repariert", sagt Fabian. Hinzu kommt, dass er selbst gerne Fahrrad fährt: "Allerdings inzwischen mit einem E-Bike. Bin ein bisschen faul geworden", schmunzelt der 29-Jährige.

"Schule ist nicht so mein Ding"

Dass er aus Polen stammt, dürfte am Namen erkennbar sein. 2007 kam er mit der Familie nach Deutschland und musste in der Schule erst einmal von Grund auf die Sprache lernen. Als ihm angeboten wurde, in der Radstation eine Ausbildung zu absolvieren, lag genau da auch seine Schwierigkeit: "Das Technische traue ich mir ja zu, aber Schule ist nicht so mein Ding", sagt Fabian, der inzwischen gut Deutsch spricht.

Nach einigem Zureden durch Katrin Richter und Marc Toczek wagte der junge Mann dann aber den Sprung ins "Abenteuer Ausbildung". Diese begann 2017, Ziel war die Gesellenprüfung als "Zweiradmechatroniker, Fachrichtung Fahrradtechnik", wie es offiziell heißt. Fabian Jedrysiak macht keinen Hehl daraus, dass es während der dreieinhalbjährigen Ausbildung Phasen gab, in denen er die Brocken hinschmeißen wollte - nicht zuletzt weil es im Schulunterricht, der am Bertolt-Brecht-Kolleg in Duisburg stattfand, tatsächlich einige Hürden zu überwinden galt.

Heute ist Fabian Jedrysiak aber froh darüber, dass er beim SkF Ratingen immer wieder aufgefangen und zum Weitermachen ermutigt wurde. "Genau dafür sind wir da", betonen Katrin Richter und Marc Toczek. "Wir haben ein offenes Ohr für Probleme und versuchen zu helfen, wo wir können." Genau deshalb sei Fabian Jedrysiak in solch einer Umgebung viel besser aufgehoben gewesen als in einem "normalen" Ausbildungsbetrieb.

Ganz bewusst gefordert

Von einer Wohlfühlatmosphäre kann aber auch keine Rede sein: "Ich habe Fabian ganz bewusst gefordert und vor Herausforderungen gestellt. Ich wusste, dass er daran wächst und Selbstbewusstsein entwickelt", betont Fachdienstleiter Toczek. Mit diesem Selbstbewusstsein ausgestattet, hat Fabian Jedrysiak seine Prüfungen bestanden und konnte am 25. Januar den Gesellenbrief entgegennehmen. Und es kam noch besser: Tags darauf wurde er als Mitarbeiter der Fahrradstation fest eingestellt und kann nun sein Wissen an andere weitergeben.

Im Prinzip passt die Station, die auch von der Stadt Ratingen unterstützt wird, bestens in die Zeit, denn angesichts des Klimawandels wird der Radverkehr ja massiv gefördert. Probleme macht nur das zweite Problem unserer Zeit namens Corona - es herrscht nach wie vor ein Mangel an Ersatzteilen, der die Fahrradhändler ebenso trifft wie die Fahrradstation. Da ist dann eben mehr Improvisation gefragt - Fabian Jedrysiak wird's schon richten!

Autor:

Martin Poche aus Düsseldorf

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