Sternenkindern eine Existenz
Claudia Wirth gründet Selbsthilfegruppe
Claudia Wirth gründet Selbsthilfegruppe: "So ein Schicksal betrifft die ganze Familie“ In Ratingen bildet sich gerade eine neue Selbsthilfegruppe für Familien von Sternenkindern. Die Organisatorin Claudia Wirth berichtet über Leid und Hilfe für Menschen, die ihr Kind vor, während oder kurz nach der Geburt verloren haben.
von Beatrix Gerling
„So ein Schicksal betrifft die ganze Familie“, sagt Claudia Wirth. Aus eigener Erfahrung und langen Jahren der aktiven Auseinandersetzung mit dem Thema weiß sie, wie schwer es ist, wenn Kinder sterben, noch bevor sie wirklich gelebt haben. „Wenn die Erwartung, die gute Hoffnung auf eine Geburt, mit dem Tod zusammenfallen, bricht unsere Welt ein, unser ganzes Weltbild wird auf den Kopf gestellt. Hinzu kommt, dass die trauernden Eltern oftmals mit der Sprach- und Hilflosigkeit und dem Unverständnis ihrer Umwelt konfrontiert werden.“ Der Tod sei nach wie vor ein großes Tabu in unserer Gesellschaft, vor allem aber der ganz frühe Tod.
Betroffene nicht allein lassen
„Vom ersten Moment an, sobald sich die Schwangerschaft bestätigt, ist die Frau Mutter, der Mann Vater, die Eltern der beiden sind Großeltern, die anderen Kinder Geschwister. Endet die Schwangerschaft dann mit dem Tod – ganz egal ob durch eine frühe Fehlgeburt, eine Abtreibung, eine Frühgeburt oder einer stillen Geburt – folgt Entsetzen, Trauer, Leere und Verzweiflung.“
Damit Betroffene in dieser Situation nicht allein gelassen werden hat Claudia Wirth die Selbsthilfegruppe „Sternenkinder“ in Ratingen ins Leben gerufen. Ein geschützter Raum für die Trauer und ein fester Termin, das ist nach ihrer Erfahrung schon hilfreich. „Es geht aber auch darum, die Existenz dieses Kindes zu bekräftigen. Da war jemand, da ist ein kleines Wesen um das man trauern darf, dessen Erinnerung man pflegen darf.“ Allzu oft würde das Erlebte nicht in seiner Tragweite zugelassen. „Das wird oft als Frauenthema abgetan oder totgeschwiegen und ist nicht selten sogar schambesetzt. Es hagelt 'gute Ratschläge' wie: ach, das war doch noch gar kein richtiges Leben, vielleicht wäre es schwerkrank oder behindert gewesen, beim nächsten Mal klappt es bestimmt.“ Ihre Erfahrung lehrt aber, dass die Trauer oft ein Leben lang anhält und schwer auf der Seele lastet.
Die Selbsthilfegruppe möchte hier Raum und Zeit bieten, gemeinsam zu trauern und sich auszutauschen. „Dazu gehört auch das Erinnern, das Sprechen über das verstorbene Kind. Rituale wie eine Erinnerungsecke in der Wohnung oder ein Kästchen mit Gaben für das Kind können hilfreich sein.“
Dazu lädt sie ausdrücklich nicht nur die verwaisten Mütter, sondern auch die Väter und weitere Betroffene ein.
Selbsthilfe Sternenkinder
Treffpunkt ist in Ratingen, einmal im Monat, dienstags von 18.30 bis 20 Uhr. Das erste Treffen ist am 7. Februar in den Räumen der Ratinger Hospizbewegung, Bechemer Straße 1. Anmeldung und weitere Infos: Claudia Wirth, Mail: sternenkinder-ratingen@mail.com oder Selbsthilfe-Kontaktstelle des Paritätischen im Kreis Mettmann, Tel. 02104/965622.
Autor:Lokalkompass Ratingen aus Ratingen |
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