Nach Brandanschlag 5.000 Euro gesammelt
Biker fordern Respekt für Einsatzkräfte

Die Biker auf dem Europaring in Ratingen. Das Bild zeigt freilich nur einen kleinen Teil der insgesamt 220 Teilnehmer an der Charity-Sternfahrt. | Foto: mp
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  • Die Biker auf dem Europaring in Ratingen. Das Bild zeigt freilich nur einen kleinen Teil der insgesamt 220 Teilnehmer an der Charity-Sternfahrt.
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Es nichts Ungewöhnliches, wenn bei schönem Wetter zahlreiche Motorräder durch die Ratinger Straßen tuckern. Am letzten Samstag jedoch wollte das Brummen der Maschinen auf dem innerstädtischen Ring gar nicht mehr aufhören. Der Grund: Im Rahmen einer Charity-Sternfahrt hatten sich zahlreiche Biker auf den Weg nach Ratingen gemacht. Sie demonstrierten Solidarität und Unterstützung für die am 11. Mai 2023 bei einem feigen Brandanschlag in dieser Stadt schwer verletzten Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr.

So schlimm dieses Ereignis auch war, so bemerkenswert ist doch die Welle der Hilfsbereitschaft, die derzeit durch NRW rollt. In der letzten Woche schrieben die Toten Hosen Schlagzeilen: Die Düsseldorfer Punkband versteigerte eine Feuerwehrjacke zugunsten der Opfer des Ratinger Anschlags. Es kamen 15.200 Euro zusammen, Campino & Co. haben den Betrag auf 30.400 Euro verdoppelt.

Persönliche Betroffenheit

Die Initiatoren der Sternfahrt vom letzten Samstag – die Biker-Clubs Blue Knights und Red Knights – handelten bei ihrer Charity-Aktion nicht zuletzt auf persönlicher Betroffenheit heraus. Es sind nämlich ihre Kollegen, die in Ratingen brutal attackiert wurden. Die Blue Knights sind eine gemeinnützige Bruderschaft, die aus aktiven und pensionierten Strafverfolgungsbeamten besteht, die gerne Motorrad fahren. Und die Red Knights sind quasi das „Feuerwehr-Pendant“ zu dieser Gruppe.

NRW steht zusammen

Beide Clubs wurden ursprünglich in den USA gegründet, mittlerweile gibt es auch in Europa zahlreiche „Chapter“ (=regionale Einheiten). Die Charity-Sternfahrt unter dem Motto „NRW steht zusammen“ - Keine Gewalt gegen Einsatzkräfte!“ wurde vom Chapter Red Knights MC Germany XXII Bergisches Land mit Sitz in Solingen und den Chapter Blue Knights Germany XXII Niederrhein organisiert.

Heinz Vetter, Roadcaptain der Blue Knights vom Niederrhein, bestätigt, dass die Sternfahrt allen Beteiligten eine Herzensangelegenheit war: „Als mein Vizepräsident Günter Geukes von der Tat in Ratingen erfuhr, hat er die Nacht danach kaum geschlafen. Und am Morgen stand für ihn fest: ,Wir müssen etwas tun!‘“ Schnell war die Idee einer gemeinsamen Sternfahrt mit den Red Knights geboren – „und wir sind stolz darauf, dass uns die Umsetzung so zügig gelungen ist“, sagt Heinz Vetter. „Das Ganze ist ja mit viel Arbeit verbunden, es müssen unter anderem jede Menge Genehmigungen eingeholt werden.“

Eine feige Attacke

Die Ziele der Sternfahrt, die auch im Motto sichtbar wurden, umreißt der pensionierte Polizeibeamte so: „Erstens wollten wir unsere Solidarität mit den verletzten Einsatzkräften bekunden und zweitens natürlich Spenden sammeln. Aber auch ein dritter Punkt ist noch sehr wichtig: Wie fordern Respekt vor allen Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst. Es kann nicht sein, dass diese beim Versuch, anderen Menschen Hilfe zu leisten, so feige attackiert werden!“

So ist es nicht überraschend, dass NRW-Innenminister Herbert Reul angesichts des Hintergrunds der Clubs und des Zwecks der Aktion die Schirmherrschaft für die Sternfahrt übernommen hatte. Bei Motorrad-Vereinigungen anderer Couleur wäre der Minister sicher sehr viel zurückhaltender.

220 Biker am Start

Es waren schließlich 220 Biker, die am Samstag von Moers, Dorsten, Essen und Köln aus die Fahrt nach Ratingen antraten. Der Tross war aber noch viel größer, da sich auch zahlreiche Helfer mit weiteren Fahrzeugen angeschlossen hatten. Die Motorradfahrer kamen aus ganz NRW, aber auch weitere Bundesländer und die Niederlande waren vertreten.

In Ratingen-Breitscheid kamen die Biker zusammen und fuhren gemeinsam in die Stadtmitte. Dort ist im Schatten der zentral gelegenen Pfarrkirche St. Peter und Paul eine Gedenkstätte für die Opfer des Brandanschlags eingerichtet worden. Hier begrüßten unter anderem der Ratinger Bürgermeister Klaus Pesch und der örtliche Feuerwehrchef René Schubert die Teilnehmer der Sternfahrt. „Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass auch zahlreiche Bürger anwesend waren,“ hebt Heinz Vetter hervor.

Aber: „Aus einer der dort gehaltenen Reden haben wir erfahren, dass einer der verletzten Kollegen wegen seiner schweren Brandverletzungen noch mindestens drei Jahre einen Kompressionsanzug tragen muss. Das hat uns erneut vor Augen geführt, wie schlimm dieser Anschlag war“, so Roadcaptain.

5.000 Euro gesammelt

Von der Kirche führte die weitere Fahrt an der Polizeiwache Ratingen vorbei, wo die diensthabenden Beamten Spalier standen, zum Abschlusstreffen in der Feuerwache Ratingen. Die Bilanz kann sich sehen lassen: Über 5.000 Euro kamen bei der Sternfahrt zusammen – durch Teilnehmerbeiträge, den Verkauf von Patches (=Aufnäher für die Biker-Kutte) und zahlreiche Spenden. Das Geld wird der Polizeistiftung David und Goliath in Mülheim an der Ruhr übergeben, die es dann an die verletzten Einsatzkräfte weiterleitet.

Für die beteiligten Clubs könnte diese Sternfahrt weitere Folgen haben, wie Heinz Vetter erläutert: „Wir überlegen, ob wir nicht noch mehr gemeinsame Aktionen von Blue Knights und Red Knights durchführen sollten. Wir vertreten schließlich Polizei und Feuerwehr. Und da heißt doch schon lange: ,In den Farben getrennt, in den Aufgaben vereint‘!“

Autor:

Martin Poche aus Düsseldorf

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