Warum stürzte die Küche von Sternekoch Christian Penzhorn ein?
Der seit fünf Jahren in Lintorf tätige Sternekoch Christian Penzhorn wurde am Samstagmittag von einem schweren Bau-Unglück getroffen: Gegen 13.30 Uhr stürzte die Außenwand seiner Küche auf einer Länge von fünf Metern ein. Anschließend sackte die hintere Hälfte samt Kühlhaus, Ofen und Herd in eine angrenzende Baugrube ab. Mit der Küche ist auch die wirtschaftliche Existenz des selbständigen Unternehmers zusammengebrochen. Sein Hotel und das Restaurant am Konrad-Adenauer-Platz sind bis auf weiteres geschlossen. Während die Polizei die Unglücksursache ermittelt, ist Penzhorn dringend auf der Suche nach einem Plan B.
Vier Tage nach dem Unglück wirkt Penzhorn gefasst. „Ich lächle zwar, aber mir geht’s bescheiden“, relativierte er den Eindruck am Mittwoch. Erfahren hatte der Spitzenkoch in einem seiner seltenen Kurzurlaube von dem Einsturz. „Chef, Sie glauben nicht, was passiert ist: Eine Katastrophe, eine große Katastrophe“, hatte ihm ein Mitarbeiter telefonisch mitgeteilt. Ein paar Minuten zuvor war der mit einer Kollegin nur knapp aus der einstürzende Küche entkommen. „Die beiden sahen einen Riss in der Decke, hörten einen lauten Knall und retteten sich in letzter Sekunde in den Gastraum“, erzählt Penzhorn. „Nicht auszudenken, wenn einer von ihnen in diesem Moment im Kühlhaus gewesen wäre. Das hätte sicher niemand überlebt.“
Mitarbeiter kamen glücklicherweise mit dem Schrecken davon
So unwahrscheinlich war das nicht, denn mit einem dritten Koch bereiteten die beiden Speisen für eine abendliche Festgesellschaft vor. Doch glücklicherweise geschah nichts Schlimmeres und die drei kamen mit dem Schrecken davon.
Für Penzhorn und seine Lebensgefährtin war der Urlaub nach dem Anruf aber natürlich beendet. Während sie umgehend die Heimreise antraten, begannen sie Gast für Gast telefonisch abzusagen. Eine unangenehme Aufgabe, die ihnen auch in den folgenden Tagen nicht erspart blieb. Fast alle Hotel- und Restaurantgäste reagierten mit Verständnis, aber für den Unternehmer bedeuten die Absagen auch: 100 Prozent Verdienstausfall. Keine Einnahmen mehr, nur noch Kosten.
„Jetzt, wo ich ein paar Nächte darüber geschlafen haben, wird mir erst das ganze Ausmaß der Katastrophe klar“, sagt er. „Wir brauchen ganz dringend einen Plan B.“ Denn die Küche ist nun mal das Herz seines Unternehmens. Außer dem Hotel- und Restaurantbetrieb liegt auch das Catering lahm. Was ihn derzeit aber am meisten ärgert: „Wir bekommen überhaupt keine Informationen. Niemand spricht mit uns, wir wissen nicht, wie es weitergeht.“
Polizei ermittelt die Ursachen des Unglücks auf der Baustelle
Dass es für die komplette Funkstille gewichtige juristische Gründe geben könnte, ahnt der Geschäftsmann. Denn noch ist die Frage ungeklärt, warum es zum Einsturz kam. Gab es ungenehmigte Bautätigkeiten? Bereits im Mai musste das Bauordnungsamt die Baustelle stilllegen, nachdem der Hauseigentümer als Bauherr bereits die Grube ausgehoben hatte. Geplant war eine Veranstaltungshalle für 120 Personen, die mit dem Altbau verbunden werden sollte. Die Genehmigung lag zu jenem Zeitpunkt aber noch nicht vor, sagte Baudezernent Jochen Kral auf Anfrage der Wochenblatt-Redaktion.
Am 9. August kam die Genehmigung, sie war allerdings mit einer Auflage verbunden: Es durfte erst losgehen, nachdem ein Prüfstatiker die Berechnung begutachtet hatte. Dieses Testat liege allerdings noch nicht vor. „Dort durften also noch keine Bautätigkeiten stattfinden“, sagte Kral. „Ob vor dem Einsturz doch gearbeitet wurde, wissen wir nicht.“ Den genauen Sachverhalt ermittelt jetzt die Polizei. Von dem Ergebnis hängt ab, wer am Ende Schadenersatz leisten muss.
Penzhorn wünscht sich eine schnelle Abwicklung und einen Plan B
„Ich wünsche mir, dass alles möglichst schnell abgewickelt wird“, sagt Christian Penzhorn. Wahrscheinlich ist das indes nicht. Immerhin hat der Sternekoch von vielen Freunden und Kollegen aus dem Umland in den letzten Tagen zahlreiche Hilfsangebote bekommen. In Anspruch nehmen könne er die meisten vorläufig jedoch nicht, sagt er. Dazu müsse erst geklärt sein, wie es in Lintorf weitergeht.
Autor:Thomas Zimmermann aus Ratingen |
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