Olympiaarzt berichtet aus Peking
Corona-Schock im Deutschen Team

- Dr. Sven Authorsen bei einem früheren Olympia-Einsatz. Der Orthopäde wohnt in Ratingen und praktiziert in Heiligenhaus.
- Foto: Privat
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12.45 Uhr in Ratingen, 19.45 Uhr in Peking - zu dieser Zeit haben wir am heutigen Freitag, 11. Februar, den Ratinger Olympiaarzt Dr. Sven Authorsen im fernen China erreicht. Er gab uns einen Zwischenbericht von den Olympischen Winterspielen.
Bei der Ankunft am letzten Montag bestärkte sich bei Dr. Authorsen das Gefühl, dass "sehr spezielle Winterspiele" sind. Im Flughafen waren nur Test- und Zollstellen geöffnet, sämtliche Geschäfte und Schalter waren geschlossen. Immerhin: Die Sportler und Funktionäre konnten den Airport mit seiner gespenstigen Atmosphäre schnell hinter sich lassen, und vom Bus aus konnte man beobachten, dass die Millionen-Metropole pulsierte wie eh und je.
Die Maske ist Pflicht
Das Olympische Dorf bietet für den Orthopäden Dr. Authorsen, der schon in Vancouver und Pyeongchang Mannschaftsarzt der deutschen Eiskünstlerläufer war, einen gewohnten Blick: "Der einzige Unterschied zu früher ist, dass man überall Maske tragen muss. Es wird gern gesehen, wenn man das auch im Freien beachtet", so der Arzt.
Speziell für die Eiskunstläuferinnen und Eiskunstläufer gab es relativ früh einen Schock: Der Berliner Nolan Seegert, der beim Paarlauf antritt, wurde in Peking positiv auf Corona getestet. Es war der der ersten Fall dieser Art im Deutschen Team. Wie Dr. Authorsen berichtet, musste Seegert in einem "ziemlich schäbigen, von Stacheldraht umgebenen Hotel" in Quarantäne gehen.
Zehn Tage Trainingspause
Da gab es für den deutschen Olympia-Tross einiges zu tun, so musste spezielles, auf den Ernährungsplan des Sportlers abgestimmtes Essen herangeschafft werden. Und da es in einem Quarantäne-Hotel aus verständlichen Gründen keinen Zimmerservice gibt, besorgte man Nolan Seegert auch einen Staubsauger, damit er seine Bude in Schuss halten konnte.
Heute, wenige Stunden vor unserem Gespräch, durfte Nolan Seegert das Quarantäne-Hotel nach zehn Tagen wieder verlassen. "Man muss allerdings bedenken, dass ihm damit auch zehn Trainingstage fehlen. Das ist schwer aufzuholen", sagt der Olympiaarzt.
Stimmung hat sich gebessert
Wegen des Corona-Falls herrschte anfangs eine eingetrübte Stimmung bei den deutschen Eiskunstläufern, "doch inzwischen hat sie sich merklich aufgehellt", wie Dr. Sven Authorsen berichtet. Er selbst hat "nur kleine Wehwehchen", aber noch keine ernsthaften Verletzungen bei den Sportlern behandeln müssen. So darf es auch gerne bleiben. Im Eiskunstlauf sind inzwischen die Teamwettbewerbe abgeschlossen, heute beginnen die Einzelwettbewerbe. Dann geht auch Nolan Seegert mit seiner Partnerin Minerva-Fabienne Hase aufs Eis.
Natürlich ist Dr. Sven Authorsen nicht entgangen, dass in der Heimat sehr kontrovers über die Spiele in China diskutiert wird. Aber: "Die Sportler leben nicht nur in einer Olympia- sondern auch in einer Sportblase. Sie konzentrieren derzeit ganz auf ihren Sport und dafür muss man auch Verständnis haben", sagt Dr. Sven Authorsen.
Allen deutschen Sportlern und Funktionären war vor den Spielen geraten worden, aus Sicherheitsgründen die privaten Handys zu Hause zu lassen. Der Arzt hat das aber nicht getan: "Ich habe zu viele wichtige Sachen auf meinem Handy. Ich habe mir daher zu Hause VPN draufgeladen und alle notwendige Updates vor der Abreise durchgeführt." Und das ist auch gut so, sonst hätten wir Dr. Sven Authorsen heute ja nicht so problemlos erreicht.
Autor:Martin Poche (Redakteur) aus Düsseldorf |
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