"Digitale Nomaden" realisieren Filmprojekt
Ratinger Corona-Hilfe für Bali
Traumhafte Strände, tosende Wasserfälle und wagemutig in den Hang gebaute Reisterrassen - das sind nur drei der landschaftlichen Highlights auf Bali, die es den Ratingern Jennifer und Christian Juraschek angetan haben. Die beiden Reise-Blogger haben auf der Insel, die zu Indonesien gehört, aber auch viele freundschaftliche Kontakte zu den Einwohner geknüpft. Doch den Balinesen geht es im Moment Coroba-bedingt auf wirtschaftlicher Ebene nicht gut, daher haben Jennifer und Christian Juraschek eine ungewöhnliche Hilfsaktion gestartet.
Jennifer und Christian haben sich am Wirtschaftsgymnasium des Adam-Josef-Cüppers-Berufskolleg kennengelernt, beide haben dort im Jahre 2008 ihr Abitur abgelegt. Sie starteten zunächst in "normalen" Berufen. 2015 haben sie geheiratet, natürlich in Ratingen. Die Hochzeitsreise führte noch im gleichen Jahr nach Bali, ein Ziel, das Jennifer und Christian Juraschek sofort in seinen Bann zog.
Generell war es so, dass die beiden schon länger unter zwei besonderen "Krankheiten" litten: Fernweh und Reisefieber! Und so beschlossen Jennifer und Christian Juraschek, dem Leben eine ganz neue Wendung zu geben. "Seit Juli 2017 ist die Welt unser Zuhause", teilen die beiden in ihrem Reiseblog mit. Wer an den Erfahrungen der "digitalen Nomaden" (so bezeichnen sie sich selbst) teilhaben möchte, klickt auf www.unaufschiebbar.de. Das Paar ist natürlich auch auf allen wichtigen Social-Media-Kanälen unterwegs.
Nicht auf ausgetretenen Pfaden
Dabei ist es Jennifer und Christian Juraschek wichtig, nicht auf ausgetretenen Touristenpfaden zu wandeln, sondern mit Einheimischen in Kontakt zu kommen und das jeweilige Land aus deren Perspektive kennen zu lernen. So können die Reiseblogger nicht nur tiefere Einblicke in die Kultur gewinnen, sondern auch Insider-Tipps im Netz weitergeben. Garniert wird das Ganze mit einer Fülle aussagekräftiger Bilder.
Einnahmen generieren die beiden "digitalen Nomaden" unter anderem durch den Verkauf von Online-Reiseführern. Sie wohnen meist in AirBnB-Unterkünften, denn: "Wir brauchen nur Strom, gutes WLAN und einen Tisch zum Arbeiten", sagt Christian Juraschek.
Das Paar, das nach wie vor in Ratingen gemeldet ist, kann aber auch als Beweis dafür dienen, dass Glück und Pech oft nah beieinander liegen: Im Dezember 2017 wurden die Jurascheks bei einem Verkehrsunfall in Thailand verletzt, sie haben bis heute mit den gesundheitlichen Folgen zu kämpfen. Doch im August 2019 kam dann - in Ratingen natürlich - ihr Sohn Louis zur Welt. Seitdem sind sie als Trio auf Reisen.
Relativ geringe Fallzahlen
Derzeit ist dies natürlich wegen Corona nur eingeschränkt möglich. Und wegen der Pandemie blicken Jennifer und Christian Juraschek mit Sorgen auf die Insel Bali, wo die Pandemie bisher eher keine gravierenden Folgen hatte: "Es gelten derzeit nur etwa 600 Menschen als infiziert und es gab fünf Todesfälle", berichtet Jennifer Juraschek. Für die Experten ist das ein Rätsel, denn die Insel wurde auch von vielen chinesischen Touristen besucht, und in deren Heimat hat das Virus ja schon früh heftig gewütet.
"Es sind die wirtschaftlichen Folgen von Corona, die den Menschen auf Bali hauptsächlich zu schaffen machen", betonen die beiden Reiseblogger. "80 Prozent der Balinesen sind in Jobs tätig, die direkt oder indirekt vom Tourismus abhängen." Doch seit dem 2. April gilt für die Insel ein Einreiseverbot. Das wiederum bedeutet, dass es den Menschen aufgrund fehlenden Einkommens am Nötigsten fehlt.
Jennifer und Christian Juraschek wollten helfen und hatten dabei eine bestimmte Zielgruppe im Blick: Sieben einheimische "Guides", also Touristenführer, die sie 2017 kennengelernt hatten. "Das sind sehr nette Menschen, zu denen wir sofort einen guten Draht hatten", sagt Jennifer Juraschek. "Das Bewundernswerte ist: Diese Guides sind nicht in Deutschland aufgewachsen, haben sich die Sprache aber so gut selbst beigebracht, dass sie inzwischen ausgezeichnet deutsch sprechen." Die Touristen aus unserem Land sind oft froh darüber, dass sie solche Ansprechpartner haben, die nicht nur die Sehenswürdigkeiten des Landes kennen, sondern - wenn nötig - in allen Lebenslagen weiterhelfen.
Jennifer und Christian Juraschek haben daher die Idee entwickelt, gemeinsam mit den Guides einen Film zu erstellen, durch dessen Verkauf Einnahmen für die notleidenden Menschen erzielt werden. Die Mitwirkung der Einheimischen war daher so wichtig, weil sie einen authentischen Einblick in den Alltag auf Bali geben können. Dazu muss man wissen, dass 80 Prozent der Einwohner einer Glaubensform des Hinduismus angehören.
Religion durchdringt den Alltag
"Die Religion durchdringt den ganzen Alltag. So hat jedes Haus einen eigenen Haustempel. Und wenn die Frauen morgens Essen zubereiten, dann ist ein Teil davon als Opfergabe bestimmt", berichtet Jennifer Juraschek. Die beiden Reiseblogger aus Ratingen haben die Aufnahmen das Guides mit eigenem Material angereichter. So entstand der Film mit dem Titel "Inside Bali - ein Film über das Leben und die Kultur auf Bali". Er ist für 20 Euro als Stream und als mp4-Download auf der Homepage der beiden Blogger erhältlich. Bisher wurden schon so viele Filme verkauft, dass über 2100 Euro nach Bali überwiesen werden konnten. Weitere Hilfe ist jedoch notwendig, daher freuen sich Jennifer und Christian Juraschek über jeden neuen Interessenten.
Die beiden hoffen nun darauf, dass sie bald schon zumindest in Europa wieder auf Reisen gehen können. Auf Bali ist die Wiederaufnahme des Tourismus für Oktober 2020 geplant. "Dann möchten wir so schnell wie möglich wieder dorthin fliegen und die Menschen treffen, für die wir unsere Aktion gestartet haben", sagt Jennifer Juraschek. Keine Frage: Reisefieber und Fernweh lassen die digitalen Nomaden nicht los!
Autor:Martin Poche aus Düsseldorf |
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