Eindrücklicher Crashtest zeigt, wie wichtig der passende Kindersitz ist
DEKRA appelliert an Eltern: Kinder im Auto richtig sichern – auch auf kurzen Strecken
Ratingen. Jeden Tag kommen auf den Straßen dieser Welt rund 300 Kinder unter 15 Jahren bei Verkehrsunfällen ums Leben. Zwar geht die Entwicklung in die richtige Richtung – im Jahr 1990 waren es noch rund doppelt so viele –, doch zur Entwarnung gibt es keinen Grund. In Deutschland ist die Zahl der getöteten Kinder 2018 auf 79 gestiegen (2017: 61) und liegt knapp über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Auch in anderen EU-Staaten ist der lange Zeit positive Trend nicht mehr eindeutig erkennbar. Am häufigsten verunglücken Kinder dabei als Fahrzeuginsassen. Ein Crashtest für den aktuellen DEKRA Verkehrssicherheitsreport unterstreicht, wie wichtig es ist, Kinder im Auto mit einem passenden Kindersitz zu sichern.
In vielen Staaten der Welt ist eine auf Größe und Gewicht von Babys und Kindern angepasste Sicherung in Fahrzeugen vorgeschrieben. Mit Babyschalen, Kindersitzen und Sitzerhöhungen sind für jedes Kinderalter und jede Statur geeignete Produkte auf dem Markt. Der Nutzen der Systeme ist unbestritten. Dennoch gibt es noch immer Eltern, die ihre Kinder nicht oder falsch sichern, und Staaten, in denen die Sicherung nicht vorgeschrieben ist – leider immer wieder mit tragischen Folgen.
Beispiel Frankreich: Immerhin knapp 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die 2017 in Pkw bei Verkehrsunfällen ums Leben kamen, waren nach der offiziellen Unfallstatistik nicht angeschnallt. Ähnliche Zahlen verzeichneten die USA 2016: Hier waren 17 Prozent der Verkehrsopfer unter 15 Jahren nicht angeschnallt.
Eltern machen sich Risiko unzureichender Sicherung nicht bewusst
Viele Eltern machen sich gar nicht bewusst, welch schwerwiegende Folgen eine unzureichende Sicherung der Kinder haben kann. „Liegt der Gurt nicht richtig an, kann das Kind im Ernstfall an den Dachhimmel prallen“, erklärt DEKRA Unfallforscher Andreas Schäuble. „Dann drohen schwere Verletzungen wie etwa die Stauchung der Wirbelsäule. Ist das Kind zu locker im Sitz gesichert oder hat dieser nicht die richtige Größe, entstehen bei einem Aufprall unter Umständen massive Beugungen und Überstreckungen der Halswirbelsäule. Die Nervenstränge können dabei dauerha¬ft geschädigt werden. Schlägt der Kopf auf dem Vordersitz auf, kann es im schlimmsten Fall zu einem Schädel-Hirn-Trauma kommen“, so der DEKRA Experte.
Was bei einem Unfall passiert, wenn ein Kind überhaupt nicht gesichert ist, verdeutlicht ein aktueller DEKRA Crashtest mit der innerorts üblichen, vergleichsweise geringen Geschwindigkeit von 50 km/h. „Ein Kinderdummy war dabei ordnungsgemäß in einem Kindersitz gesichert, ein zweiter Kinderdummy saß nicht angeschnallt auf dem Rücksitz“, so Peter Rücker aus dem DEKRA Crash Test Center. „Mit einer Größe von 1,13 Metern und einem Gewicht von 23 Kilogramm wurde jeweils ein sechsjähriges Kind nachempfunden.“
Die Bilder sprechen für sich. Während der ordnungsgemäß gesicherte Kinderdummy vom Gurt zurückgehalten und durch den Kindersitz zusätzlich geschützt wird, fliegt der ungesicherte Dummy unkontrolliert durch das Fahrzeug und prallt mehrmals an. „Wäre das kein Crashtest, sondern ein realer Unfall, hätte dieses Kind praktisch keine Überlebenschance gehabt“, erklärt Rücker. „Zudem wäre auch ein Insasse auf dem Vordersitz ernsthaft gefährdet gewesen.“
Sicherheit muss vor Bequemlichkeit gehen
Daher appelliert DEKRA an alle Eltern, ihre Kinder im Fahrzeug immer sorgfältig und ordnungsgemäß zu sichern. „Das ist ein absolutes Muss, auch wenn es nur um kurze Strecken geht oder man in Eile ist“, so DEKRA Unfallforscher Schäuble. „Hier muss Sicherheit ganz klar vor Bequemlichkeit gehen.“ Der Sitz muss dabei dem Gewicht und der Größe des Kindes entsprechen und sollte unbedingt vor dem Kauf im eigenen Fahrzeug ausprobiert werden.
Autor:Andrea Becker aus Essen-Borbeck |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.