Ratingen-West: Wo Parken vorher kostenlos war, wird jetzt kassiert
"Diese Parkplatz-Gebühren sind die reinste Abzocke!"
"Ich wohne seit 40 Jahren in der Robert-Koch-Straße und der benachbarte Parkplatz war immer kostenfrei. Jetzt sollen die Anwohner plötzlich 19,90 Euro pro Monat zahlen. Eine Frechheit!" Man sieht Bedri Turgut die Empörung an, wenn er das sagt. Und er steht mit seinem Unmut nicht alleine da: Ein halbes Dutzend Anwohner hat sich mittlerweile bei der Wochenblatt-Redaktion gemeldet, und seinem Unmut darüber Luft gemacht, dass sie für den Parkplatz im Bereich Behring-, Max-Planck und Otto-Hahn-Straße seit 1. Januar 2020 eine Miete zahlen sollen.
Der Parkplatz gehört der LEG, die Bewirtschaftung wurde der Best Place GmbH mit Sitz in Düsseldorf anvertraut. Am weitesten jedoch geht Bedri Turgut mit seinem Protest: Er hat eine Unterschriftenaktion initiiert und will notfalls klagen. "Wir sind von dieser Entwicklung völlig überrascht worden. Von einem Tag auf den anderen standen die Schilder da, auf denen stand, dass der Parkplatz nun kostenpflichtig sei", klagt Turgut. Er hätte zumindest erwartet, dass die LEG ihre Mieter per Rundschreiben über die Änderung informiert hätte.
Turgut hat inzwischen Unterschriften gesammelt. Innerhalb von kurzer Zeit haben 164 Anwohner auf diese Weise ihren Protest gegen die Parkraum-Bewirtschaftung kundgetan. Bedri Turgut hat die Listen an die LEG und in Kopie an den Ratinger Bürgermeister geschickt. Er pocht auf ein "Gewohnheitsrecht" der Anwohner und fordert die LEG auf, "die Vermarktung der Parkflächen durch die Best Place GmbH rückgängig zu machen und die alte Regelung wieder einzuführen".
Parkplatz ist total verdreckt
Die Best Place GmbH will - außer Parkausweise auszustellen und Miete zu kassieren - offenbar nichts für den Parkplatz tun. Denn in den Verträgen steht, dass die Mieter verpflichtet sind, die Plätze selbst sauber zu halten. Und das ist schlicht und einfach unmöglich. Auf dem Parkplatz lagen schon vor der Übernahme durch Best Place erhebliche Mengen von Müll. Oder, um es klarer zu sagen: Die Parkfläche ist ein echter Saustall.
Nun hätte man wohl erwarten können, dass der Vermieter diese Zustände erst einmal beseitigt, bevor er Geld für die Parkplätze nimmt. Das ist nicht geschehen. "Der Müll stammt nicht von Leuten aus der Nachbarschaft", ist sich Bedri Turgut sicher. "Wir beobachten immer wieder, dass fremde Autos hier halten. Die Fahrer entsorgen ihren Dreck auf dem Parkplatz und verschwinden dann wieder. Da kümmert sich niemand drum, es gibt keine Kontrollen."
Ein weiteres Problem: "Da viele Anwohner sich weigern werden, für die Plätze zu zahlen, werden sie sich in der Umgebung Parkplätze am Straßenrand suchen", so Bedri Turgut. Er befürchtet erheblichen Parksuchverkehr und Zwistigkeiten in der Nachbarschaft. Dass mit dem neuen Vermieter nicht zu spaßen ist, wissen die Anwohner schon: "Nachdem Best Place übernommen hat, wurden hier schon reihenweise Autos abgeschleppt", sagt Turgut.
LEG entschuldigt sich
Auf Anfrage der Wochenblatt-Redaktion teilte Mischa Lenz, Pressesprecher der LEG, mit, dass man den Parkplatz an Best Place vermietet habe, weil dieser Dienstleister schon an mehreren Standorten für das Unternehmen tätig sei. Weiterhin entschuldigt sich Lenz im Namen der LEG "ausdrücklich dafür, dass wir die Anwohner nicht vorab informiert haben und verstehen daher selbstverständlich ihren Ärger. Das hätte in der Tat anders und besser laufen müssen, da wir generell auf die proaktive und transparente Information unserer Kunden setzen."
Zur Begründung für die Vermietung an einen Dienstleister gab Mischa Lenz an, es habe "in der Vergangenheit einige Probleme mit der Parkfläche gegeben." Der Pressesprecher nennt die illegale Sperrmüllentsorgung und ebenso illegal für lange Zeit abgestellte Fahrzeuge als Beispiele. "Daher haben wir mit Best Place einen professionellen Dienstleister beauftragt, um die Fläche umfassend zu bewirtschaften. Ein Stellplatz kostet 19,90 Euro pro Monat. Selbstverständlich wird Best Place die Parkfläche regelmäßig reinigen. Wir sind derzeit im Austausch zu diesem und weiteren Themen und werden das gerne nochmal platzieren, damit künftig alles im Sinne aller Beteiligten läuft."
Autor:Martin Poche aus Düsseldorf |
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