Ausnahmefund
Die fossile Seekuh von Ratingen

Rekonstruktion: So könnte die Ratinger Seekuh vor 28 Millionen Jahren ausgesehen haben. | Foto: Denise Seimet
  • Rekonstruktion: So könnte die Ratinger Seekuh vor 28 Millionen Jahren ausgesehen haben.
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Bei geologischen Untersuchungen in einer Ratinger Baugrube haben Mitarbeiter des Geologischen Dienstes NRW Anfang des Jahres fossile Knochen einer Seekuh entdeckt. Dabei handelt es sich um einen Fund, der selbst bei Fachleuten für leuchtende Augen sorgt. Nach wissenschaftlichen Voruntersuchungen wurden die Knochen am Mittwochmittag in Krefeld erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

„Das Rheinland beherbergt zahlreiche, zum Teil bedeutende Fundstellen fossiler Pflanzen und Tiere", erklärte Dr. Erich Claßen, Leiter des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland. Dennoch handele es sich bei den Ratinger Knochen um einen ganz besonderen Fund. So gehört für Dr. Oliver Hampe, einem Spezialisten für fossile Meeressäuger am Museum für Naturkunde in Berlin, die Ratinger Seekuh zu den wenigen gut erhaltenen Zeugnissen dieser Fossilgruppe in der gesamten Region.

Für die beiden Entdecker, die Geologen Dr. Stephan Becker und Daniel Schrijver, war der Fund ein herausragender Moment: „Wir mussten die schlammbedeckten Fundstücke erst in einer Pfütze waschen, bevor wir erkannten, dass es sich um Seekuh-Knochen handeln könnte“, erzählten sie. Das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland sorgte dann für eine zügige Bergung der Knochen und beauftragte den in Krefeld angesiedelten Geologischen Dienst NRW mit den weiteren Untersuchungen.

Dabei zeigte sich, dass Rippen, Wirbelfragmente und kleinere Knochenstücke einer Seekuh geborgen worden waren. Ihre Präparierung erfolgte anschließend am Ruhr Museum in Essen.

Hinweise auf 28 Mio. Jahre altes Ökosystem

Sedimente aus der Umgebung des Fundortes werden derzeit ebenfalls beim Geologischen Dienst NRW untersucht. Aus den Sanden und Tonen konnte inzwischen eine Vielzahl kleiner Fossilien, wie zum Beispiel Muscheln, Schnecken, Seepocken und Korallen, isoliert werden. Aber auch Haizähne und Gehörsteine von Knochenfischen wurden gefunden.

„Die Knochen sind von Seepocken besiedelt und müssen daher monatelang auf dem Meeresboden gelegen haben“, erläuterte Christoph Hartkopf-Fröder, Paläontologe beim Geologischen Dienst NRW. „Die zahlreichen Fossilüberreste dokumentieren ein artenreiches Ökosystem, mit dem sich der marine Lebensraum der Seekuh rekonstruieren lässt“, kommentierte er erfreut.

Laut heutigem Stand der Wissenschaft weideten die Seekühe vor 28 Millionen Jahren die küstennahen Seegraswiesen im subtropischen Meer ab. Heute gibt es noch vier Seekuh-Arten, die alle in flachen, tropischen Gewässern leben.

Autor:

Thomas Zimmermann aus Ratingen

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