Jäger schlagen Alarm
Acht Rehe in Ratinger Wäldern zu Tode gehetzt

Jäger Gregor Ritterbach mit einem Rehkitz. Die Jungtiere sind derzeit besonders gefährdet. | Foto: Hegering Ratingen
  • Jäger Gregor Ritterbach mit einem Rehkitz. Die Jungtiere sind derzeit besonders gefährdet.
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Einen traurigen Rekord müssen die Jäger dieser Tage aus den Ratinger Wäldern vermelden: Allein in einer Woche wurden acht Rehe von freilaufenden Hunden zu Tode gehetzt. Alexander Heinz von der Erlebniswelt Blauer See ist Obmann für Öffentlichkeitsarbeit beim Hegering Ratingen, einer Untergliederung der Kreisjägerschaft Düsseldorf und Mettmann. Im Interview erklärt der Jäger Gründe für die dramatische Zunahme der getöteten Wildtiere und spricht sich für mehr Rücksichtnahme im "Biotop Wald" aus.

Ratinger Wochenblatt: Herr Heinz, in den vergangenen Jahren kam es nur vereinzelt zu Tötungen, wie den jetzt gemeldeten. Wir erklären Sie sich die Häufung in der vergangenen Woche?

Alexander Heinz: Da gibt es sicher eine Reihe von Gründen. Vor allem sind in letzter Zeit einfach mehr Besucher als sonst im Wald. Das ist auch eine Folge von Corona. Leider vergessen einige, dass sie in diesem Biotop nur Gäste sind.

Sie meinen insbesondere Hundebesitzer?

Wir als Jäger wollen gar nicht die Diskussion über den Leinenzwang führen. Aber wir wollen natürlich alles erhalten, was in unseren Wäldern kreucht und fleucht. Das fängt beim Nachwuchs an. Dass man auf die Schwächsten Rücksicht nimmt, dafür wollen wir ein Bewusstsein schaffen. Überspitzt gesagt: Aus Sicht der Rehkitze gehen Hundebesitzer mit einem Wolf durch die Kinderstube des Waldes.

Wieso sind ausgerechnet die Rehkitze so gefährdet?

Dazu muss man wissen, dass Rehe eigentlich Feldtiere sind, die sich nur aus Scheu im Wald verstecken. Ihren Nachwuchs setzen sie aber im Feld, also mitten auf einem Acker, ab. Werden die Äcker gemäht, verlegen die Rehmütter ihre Kitze häufig in hohes Gras am Wegesrand. Als Spaziergänger bemerkt man das gar nicht.

Die Hunde aber schon...

Ja, wobei auch die entdecken die Jungtiere eigentlich eher durch Zufall beim Stöbern. Weil die Kitze so verletzlich sind, haben sie als besonderen Schutz so wenig Eigengeruch, dass sie kaum zu wittern sind. Werden die Tiere aufgescheucht, wecken sie durch ihre Fluchtbewegung aber den Jagdinstinkt der Hunde.

Auch sonst gut erzogene Hunde hetzen die Kitze?

Ja, das ist nun Mal ihre Natur. Gegen ein gesundes, ausgewachsenes Reh hätten durchschnittliche Hunde keine Chance, aber junge oder trächtige Rehe sind leichte Beute. Zuletzt ist am Freitag in Hösel eine trächtige Ricke von einem sogenannten "Familienhund" tödlich verletzt worden. Leider erleben wir immer wieder, dass als Familienhund gehaltene Jagdhunde sich als "Zeitbomben" erweisen.

Wie lautet Ihr Appell als Jäger?

Jäger und Förster sind die Bewahrer der Wälder. Deswegen bitten wir gerade in den kommenden Wochen um besondere Rücksichtnahme, auch von Frauchen und Herrchen, die hundertprozentig überzeugt sind, dass ihr Vierbeiner immer gehorcht: Lassen Sie es bitte nicht darauf ankommen!

Autor:

Thomas Zimmermann aus Ratingen

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