Merkwürdiger "letzter Schultag"
Stell‘ Dir vor, es ist Ferienbeginn – und keiner geht hin...
Heute ist der letzte Schultag vor den Osterferien. Doch Vorfreude will so recht keine aufkommen. Die zwangsweisen „Corona-Ferien“ haben den Schülern diesen Spaß gründlich verdorben. Statt mit „Hurra“ am Freitagmittag in die unterrichtsfreie Zeit zu stürmen, vermissen viele ihre Freunde, das gemeinsame Lernen – und manche sogar ihre Lehrer. Besonders hart trifft die Corona-Schulschließung die Zehnt- und Zwölftklässler, die sich „allein zuhaus“ auf ihre Abschlussprüfungen vorbereiten müssen.
"Sehr traurig und wirklich schade" findet Claus Köster, Schülersprecher des Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasiums, den virusbedingten Unterrichtsausfall. Dadurch würden für die Abiturienten nicht nur die letzten gemeinsamen Übungsmöglichkeiten wegfallen, sondern auch Abi-Streich und Mottowoche, während der der Abi-Jahrgang verkleidet in die Schule kommt.
Ungewissheit bei vielen Abiturienten
Und in der Tat: Während vieles andere, was Covid-19 gerade unterbindet, in der Nach-Corona-Zeit irgendwie nachgeholt werden kann, dürften diese einmaligen Erlebnisse eher nicht dazu gehören. Größere Sorgen bereitet vielen Abiturienten aber ohnehin derzeit die Ungewissheit. Nach heutigem Stand sollen in Nordrhein-Westfalen die ersten Klausuren am 12. Mai geschrieben werden, doch nach dem abrupten Ende ihrer Schulzeit und angesichts der herrschenden Ausnahmesituation trauen dieser Terminplanung längst nicht alle.
"Ich vermisse die Lehrer"
Ähnlich ergeht es den Zehntklässlern, deren zentrale Abschlussprüfungen (ZAP) ebenfalls in den Mai verschoben wurden. Die Prüfungen in Mathe, Deutsch und Englisch machen 50 Prozent der Note aus. Für alle "Zehner" schreibt Schülersprecher Finn Lieberknecht auf der Internetseite der Liebfrauenschule, dass man "sich schon irgendwie den Unterricht wieder zurückwünscht, da es schwierig ist, sich zuhause Themen selbst beizubringen und selbst zu erklären". Hört sich nicht wirklich nach Osterferienstimmung an.
Und in einem anderen, sogenannten "Blog"-Eintrag schreibt Lina-Maria aus der 5d: "Ich vermisse meine Freundinnen und auch die Lehrer." Einzelne klagen über Langeweile, eine Sechstklässlerin empfiehlt Kuchenbackwettbewerbe.
Schule - ein Ort der Verlässlichkeit
"Schule mit seinem geregelten Alltag wird als Ort der Verlässlichkeit von vielen vermisst", bestätigt Rektor Christoph Jakubowski, der deshalb mit seinem Schulleiterteam täglich als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Die Situation, allein in der Realschule zu sein, beschreibt er auf Nachfrage als "gespenstisch", den Ferienbeginn findet er "surreal": "Wir wünschen uns nichts sehnlicher, als dass wieder Leben ins Schulhaus zurückkehrt."
Interessant ist, wie gut offenbar die meisten Grundschüler Corona verarbeiten. "Sie sind zwar enttäuscht, zeigen aber sehr viel Verständnis", weiß Marlene Stuckart aus vielen Berichten ihrer Schüler. Schon vor der Schließung war die Leiterin der Lintorfer Johann-Peter-Melchior-Grundschule erstaunt darüber, wie viel selbst die Jüngsten über das Thema wissen und wie fast fatalistisch sie es akzeptieren.
Grundschüler reagieren verständnisvoll
Etwa, warum sie ihre Großeltern nur noch per Internet sehen. "Wir müssen die schützen", haben sie gesagt. In den angefragten Stimmungsberichten von zuhause ("die haben meine Kollegen und mich natürlich brennend interessiert") wird kaum geklagt. Aber natürlich vermissen auch die Lintorfer Kids inzwischen ihre Klassenkameraden, besonders die Jüngeren aber auch ihre Klassenlehrer und Klassenlehrerinnen.
"Der Ferienbeginn ist für uns auch eigenartig", sagt die Schulleiterin. Etwas ratlos habe sie ein Kollege gefragt, dass man ja jetzt eigentlich die Kinder in die Ferien entlassen müsste... Wichtiger sei jetzt für alle, dass nach den Ferien der normale Schulbetrieb weitergehe. Das haben sich vor Beginn der Osterferien sicher noch nie so viele gewünscht wie in diesem Jahr.
Autor:Thomas Zimmermann aus Ratingen |
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