Internet-Gottesdienste
Ratinger Kirchen verkünden die Osterbotschaft digital

Bild des Künstlers Roland Helmus, das während der Fastenzeit im Chorraum der Ratinger Innenstadtkirche St. Peter und Paul hing. | Foto: Thomas Zimmermann
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  • Bild des Künstlers Roland Helmus, das während der Fastenzeit im Chorraum der Ratinger Innenstadtkirche St. Peter und Paul hing.
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Die Glaubensbotschaft von der Auferstehung Christi wird Katholiken und Protestanten seit Jahrhunderten in ihren Ostergottesdiensten verkündet. Doch in Zeiten von Corona fallen die Versammlungen der Gläubigen aus. Stattdessen setzen die Kirchen auf virtuelle Verkündung: Die Osterbotschaft wird digital vermittelt - über Messenger- und Streaming-Dienste (Überblick dazu im E-Paper auf Seite 3.) Im Wochenblatt-Gespräch berichten Kreisdechant Daniel Schilling und Pfarrer Dr. Gert Ulrich Brinkmann über ihre Erfahrungen mit den sozialen Medien - und über längere Telefonate.

Wie alle anderen Bereiche des gesellschaftlichen Leben traf das Virus Mitte März auch die kirchlichen Gemeinden bis ins Mark: Keine Gottesdienste mehr, keine Chorproben, keine Treffen der zahlreichen Gruppen und Initiativen."Unsere Frage war natürlich: Was können wir tun, um die Menschen weiter zu erreichen?", sagt Pastor Daniel Schilling. Und gibt darauf auch gleich eine Antwort: "Gott sei Dank haben wir die sozialen Medien!"

Videofilme über 9.000 Mal geklickt

Seit dem 16. März lädt der Kreisdechant jeden Tag eine kurze Videobotschaft auf seiner Homepage (www.pastor-daniel-schilling.de) hoch. "Die Resonanz ist beeindruckend, da war ich schon erstaunt", sagt er. Über 9.000 Mal wurden seine Filme bereits angeklickt.

Dr. Ulrich Brinkmann beschreibt die Corona-Situation ähnlich: "Für uns war wichtig, dass wir nach dem Kontaktverbot als Kirche nicht abtauchen", sagt der Pfarrer der evangelischen Stadtkirche. Seine seelsorgerischen Aufgaben erledigt er jetzt sehr viel mehr als sonst per Telefon. Für die Gespräche nehme er sich mehr Zeit. "Die Menschen gucken genauer hin, fragen intensiver, wie es einem geht", ist seine Erfahrung. Im Kontakt erlebe er sowohl Menschen, die stark unter dem Ausnahmezustand leiden und große Ängste haben, aber auch viele, die zuversichtlich sind.

Gottesdienste als WhatsApp-Chat

Und er selbst? Gelegentlich komme er an seine Grenzen, gesteht der Pfarrer. Zum Beispiel, wenn er Angehörige beim Abschied von Verstorbenen begleitet. Trauerfeiern in der Kirche oder in der Kapelle sind untersagt, die Zahl der Angehörigen am Grab ist auf zehn beschränkt - auch das eine Corona-Folge. Unter diesen Bedingungen Nähe und Verbundenheit herzustellen, sei eine besondere seelsorgerische Herausforderung, so Brinkmann.

Generell findet er es aber spannend, wie die Kirche jenseits ihrer Routinen Wege findet, ihren Auftrag zu erfüllen. Etwa durch den Messenger-Gottesdienst von Vikarin Birte Bernhardt. "Das ist wie ein WhatsApp-Chat, in dem die Predigt und die Musik als Datei verschickt wird", erklärt der Pfarrer. Zum Beispiel bei den Fürbitten würden sich dann aber fast alle Teilnehmer auch sehr persönlich beteiligen.

Senioren nutzen ihre Handys

Von der Einladung, ihre Wünsche ins Fürbittbuch von der katholischen Innenstadtkirche St. Peter und Paul einzutragen, machen dieser Tage auch mehr Innenstadtbesucher als sonst Gebrauch. Handschriftlich. Ganz analog. Seinen ersten digitalen Gottesdienst hat Pastor Schilling aber auch schon produziert: Für Palmsonntag. Ein Freund hat ihm dabei geholfen. "Da haben wir viele Stunden investiert, denn ich bin ja kein Techniker", sagt der Kirchenmann.

Doch die Zugriffszahlen zeigen, dass sich der Aufwand gelohnt hat: Über tausend Mal wurde der Film allein am Sonntag abgerufen. "Mit jemandem zu beten, den man kennt, das tut vielen Menschen im Herzen gut", ist Schilling überzeugt.

Ob er mit dem Online-Angebot auch die älteren Semester erreicht? "Auf jeden Fall, denn viele Senioren haben ja inzwischen WhatsApp, um in Kontakt mit ihren Enkel zu bleiben", sagt der Pastor. Den Link zum Gottesdienst hat er deshalb auch über den Messenger-Dienst verschickt. Einige ältere Gemeindemitglieder, hat er gehört, haben sich den Gottesdienst gleich auf ihrem Handy angeschaut. Die Resonanz sei imponierend.

Trotz Technik keineswegs steril

Wie für Pastor Schilling war es auch für Pfarrer Brinkmann zuerst ein seltsames Gefühl, dass die Gemeinde bei der Aufzeichnung des virtuellen Gottesdienstes fehlt. Dabei haben die evangelischen Pfarrer ihre Internet-Liturgie schon auf rund 20 Minuten zusammengekürzt - inklusive Live-Musik. "Quasi: 'Das Wort zum Sonntag' plus gottesdienstliche Bestandteile", erklärt Brinkmann. "Kurz, prägnant und zielgenau." Schließlich soll das Internet-Angebot den Hör- und Sehgewohnheiten der aktuellen Youtube-Nutzer entsprechen.

Trotz des großen technischen Aufwandes sei der Gottesdienst am Ende aber keineswegs steril gewesen, sondern es habe sich "trotz der räumlichen Entfernung ein gemeinsamer Erfahrungsraum geöffnet", erzählt Pfarrer Brinkmann. In den Texten habe er aber auch vieles von dem verarbeitet, was ihm in den Tagen zuvor in E-Mails und Telefonaten "zugeflossen" ist. Und: Bis auf seine beiden Radio-Gottesdienste habe er noch nie so viel Resonanz bekommen: "Das war schon stark."

Christliche Kernaussagen zu Ostern

Mit seiner Formulierung der Osterbotschaft will er ebenfalls ein starkes Zeichen setzen:

"Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt,
ist das nicht in Fingerzeig, dass die Liebe bleibt?"

zitiert er den Anfang eines Gedichtes, das Schalom Ben-Chorin 1942 inmitten des Zweiten Weltkrieges schrieb. Angesichts der Bilder aus New York, Italien oder Spanien sei dies ein mutmachender Satz und eine Hoffnungsperspektive, sagt Pfarrer Brinkmann: "Das Leben wird siegen! Und wir wissen Gott dabei an unserer Seite."

Und auch Pastor Schilling betont das Positive der Osterbotschaft: "Jeder von uns weiß, er wird sterben. Wir wissen nicht wann, und nicht woran. Aber wir können darauf vertrauen: Wir fallen aus der Liebe Gottes und der Liebe derjenigen, die uns umgeben, nie heraus. Das ist auch für mich ein echter Trost."

Bild des Künstlers Roland Helmus, das während der Fastenzeit im Chorraum der Ratinger Innenstadtkirche St. Peter und Paul hing. | Foto: Thomas Zimmermann
Anschlag am Portal von St. Peter und Paul. | Foto: Thomas Zimmermann
Autor:

Thomas Zimmermann aus Ratingen

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