Neuer Standort Minoritenstraße
Ratinger Glockenspiel erklingt wieder

Bei der Einweihung im "Huberts" (v.l.): Alexander Bös, Dr. Alfred Dahlmann, Heinrich Tuttaß und Bürgermeister Klaus Pesch. | Foto: Martin Poche
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Für viele Ratinger ist es eine schöne Kindheitserinnerung: Wie sie an der Hand von Mutter oder Vater zum Einkaufen durch die Stadt gingen und dann fasziniert vor dem Hotel Altenkamp stehenblieben. Der Grund: Es erklangen alte Volksweisen, die von einem Glockenspiel an der Fassade angestimmt wurden. Da musste man einfach stehen bleiben, hinschauen und hinhorchen!

Das Glockenspiel stammt aus dem Jahr 1973. Die Dresdner Bank, die ihre Ratinger Geschäftsstelle im selben Gebäude wie das Hotel Altenkamp hatte, schenkte der Stadt das klingende Kunstwerk. Das war ganz im Sinne des damals sehr umtriebigen Stadtdirektors Dr. Alfred Dahlmann: "Die leere Stelle an der Fassade hatte mich schon länger gestört", erzählte der Stadtdirektor a.D. bei der Einweihung am letzten Donnerstag, bei der er selbstverständlich zu den Gästen zählte.

12 Lieder im "Repertoire"

"Freude schöner Götterfunken", "Am Brunnen vor dem Tore", "Sah ein Knab ein Röslein stehen", "Weiß Du wieviel Sternlein stehen" - dies ist eine Auswahl von insgesamt zwölf Liedern, die das mechanische Spielwerk im "Repertoire" hatte. Täglich um 10, 12, 16 und 18 lohnte es sich, am Marktplatz die Ohren zu spitzen.

Erst recht zum Hingucker wurde das Glockenspiel 1977, denn die neun Bronzeglocken bekamen einen neuen Hintergrund. Auf die Erkerwand, an der das Glockenspiel befestigt war, wurden Kacheln angebracht. Dafür zeichnete das Ratinger Künstlerpaar Heinrich und Margarete Tuttaß verantwortlich. Die Künstlerin ist mittlerweile verstorben, ihr Ehemann zählte zu den Gästen bei der Wiedereinweihung. Gemeinsam mit Dr. Alfred Dahlmann durfte Heinrich Tuttaß das Glockenspiel per Knopfdruck wieder in Gang setzen.

Handwerkszünfte verewigt

Die Motive auf der 4,20 mal 2,20 großen Plastik sind die Embleme der Handwerkszünfte, die lange Zeit die Ratinger Innenstadt dominierten. Die Dresdner Bank und Keramag haben das Kunstwerk gestiftet.

Dann jedoch begann eine Zeit, in der es massive Veränderungen in der City gab. Gebäude, die als städtebauliche Sünden angesehen wurden, mussten Neubauten weichen - das Kaufhaus Aufterbeck, das Hertiehaus, das Parkhaus Kirchgasse und Teile des Rathauses fielen dem Abrissbagger zum Opfer.

Glockenspiel eingelagert

Im Falle der Häuserzeile Marktplatz 19/20 war aber auch die Gebäudesubstanz mangelhaft. Und als dort nach langer Diskussion endlich gebaut wurde, musste natürlich das Glockenspiel abmontiert werden. Und wieder kommt Dr. Alfred Dahlmann ins Spiel, denn er setzte sich dafür ein, dass Kleinod zu sichern und einzulagern - "zwecks späterer Wiederverwendung", wenn man so will. 2017 schließlich erklärte sich Alexander Bös bereit, einen Platz für das Glockenspiel zur Verfügung zu stellen. Als neuer Standort wurde die Seitenfassade des Hauses Nr. 7 auserkoren, dort befindet sich auch "Huberts", die Außengastronomie des Café Bös. So kommen künftig auch die Mitarbeiter des Rathauses und des Ratinger Wochenblattes in den Genuss das Glockenklänge.

Da es einige Zeit dauerte, bis das Projekt umgesetzt werden konnte, "wurde ich für Alexander Bös zur großen Nervensäge", wie Dr. Alfred Dahlmann am Donnerstag schmunzelnd zu Protokoll gab. Immer wieder mahnte er die Rückkehr des Glockenspiels an, denn: "Ich wollte noch miterleben, dass die Glocken wieder klingen." Dieser Wunsch wurde nun erfüllt.

Dank an Dr. Dahlmann

Und Alexander Bös betonte, dass er den Stadtdirektor a.D. natürlich nie als "Nervensäge" empfunden habe. Er habe Verständnis für dessen Wunsch gehabt. Außerdem betonte der im Ratinger Brauchtum tief verwurzelte Gastronom: "Dass in dieser Stadt viele Dinge erhalten wurden, die wir Bürger lieb gewonnen haben, verdanken wir Dr. Dahlmann."

Man muss zudem erwähnen, dass das Glockenspiel von der Herstellerfirma saniert werden musste. Es hat nun eine digitale Steuerung und damit ein erweitertes Repertoire. Erklingen wird das Spielwerk täglich um 10, 15 und 18 Uhr. Da kann man sich dem Fazit von Bürgermeister Klaus Pesch nur anschließen: "Solche kleinen Wahrzeichen machen unsere Stadt so liebenswert!"

Bei der Einweihung im "Huberts" (v.l.): Alexander Bös, Dr. Alfred Dahlmann, Heinrich Tuttaß und Bürgermeister Klaus Pesch. | Foto: Martin Poche
Das Relief zeigt die Embleme von Handwerkszünften.  | Foto: Martin Poche
Autor:

Martin Poche aus Düsseldorf

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