Ausstellung im Museum Ratingen im Bauhaus-Jubiläumsjahr
Ratingen-West und das "Neue Bauen"
Wie das Bauprojekt „Ratingen-West“ von der Bauhaus-Idee geprägt wurde, zeigt im Jahr des 100. Bauhaus-Geburtstags eine neue Ausstellung im Museum Ratingen.
Unter dem Titel „Entwurf zukunft. ratingen-west und das neue bauen“ sind ab Freitag, 12. April, neben großformatigen Fotografien, Schriftstücke, Pläne, Wettbewerbs-Entwürfe sowie Utopien der Entstehungszeit zu sehen.In der 1966 begonnenen Großwohnsiedlung „Ratingen-West“ lebten zwischenzeitlich 20.000 Menschen. Einen Eindruck aus deren Alltag - am Beispiel einer authentischen vierköpfigen Familie - vermittelt dem Besucher eine eindrucksvolle Dia-Show. In dieser stellten Schüler im Jahre 1973 ihren Stadtteil vor.
Ratingen-West verstand sich seinerzeit als Gegenentwurf zu den „Mietkasernen“ der Innenstädte. Die Forderung des „Neue Bauens“ war es, eine Verbindung zur Vegetation herzustellen. In Ratingen-West wurden ausgedehnte Grünanlagen mit Wasserläufen, Seen und Allee-Bäumen umgesetzt. Prof. Dr. Thomas Schleper als VR-Vertreter im Lenkungskreis, sagt: „Ratingen-West ist als Projekt der Urbanistik ein entscheidender Markstein. Es zeigt die politische Dimension des Bauens. Das Thema ist sehr aktuell und akut." Die Frage nach Gestaltung stellte sich seinerzeit niemand. So wurden prämierte Wettbewerbs-Entwürfe, wie einer, bei der der Architekt Ideen des einflussreichen Architekten Le Corbusier weiter entwickelte, verschmäht und die Großsiedlung Ratingen-West durch Architekten der Neuen Heimat gebaut. Weitere bemerkenswerte Wettbewerbsentwürfe sind auch in der Ausstellung zu sehen.
Farbkonzept an Pappageienhäusern
In das Bauvorhaben Ratingen-West flossen dennoch zeitgennössische Gestaltungskonzepte ein. Museumsleiterin Dr. Alexandra König erklärt: „Das Farbkonzept für die Elemente an der Fassade der Scheibenhochhäuser, die aufgrund der für die siebziger Jahre typischen Farbigkeit auch Pappageienhäuser genannt wurden, gestaltete ein Prager Architekt für die Wohnungsgesellschaft Neue Heimat. Es wurde auch auf einer Großgarage umgesetzt.“ Dieses Farbkonzept ist auch auf Exponaten in der Schau zu sehen. Ebenso wie Schmuckstücke, die Schüler des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums nach der Demontage der Elemente aus diesen formten. König: „Die Fassade der Scheibenhäuser wurden in den 2000er Jahren weiß gestaltet. Weitere Exponate verdeutlichen, wie es in Ratingen-West weiter ging: So ist ein Nachbau des interkulturellen Gartens zu sehen, in dem Anwohner seit 2017 Gärtnern können. 1990 wurden nämlich einige Bereiche des zuvor öffentlichen Grüns zu Mietergärten umgewidmet. Aber auch erfolgreiche Kulturprojekte aus dem Stadtteil werden gewürdigt: so das Schülerkabarett Westkäkchen sowie Fresh Family, die als eine der ersten deutschen Hip-Hop-Gruppen Ende der 1980er Jahre in Ratingen-West gegründet wurde.
Zur Ausstellung gibt es ein begleitendes Programm. Wiebke Siever, stellvertretende Leiterin des Museums: „Wir möchten das Thema Bauhaus unterschiedlichen Altersgruppen näher bringen.“ Unter der Überschrift „Museum Ratingen im Bauhausjahr“ gibt es bis zum 6. Oktober ein Workshop-Angebote für Kindergartengruppen, Grundschulklassen und weiterführende Schulen sowie Führungen für alle Altersgruppen. Siever: „Uns kam so viel Energie aus dem Stadtteil entgegen. Mit im Boot sind unter anderem die Stadtteilkoordinatorin Sabine Krebs, Schulen und die Caritas." Zur Ausstellung ist Katalog erschienen. Weitere Infos auf www.museum-ratingen.de
Autor:Marjana Križnik aus Düsseldorf |
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