Künstler Lepper (90):
"Marktplatz-Brunnen ist kitschig und unpassend"

Der Ratinger Marktplatz-Brunnen ist für den Bildhauer Friedel Lepper ein Stein des Anstoßes. | Foto: Martin Poche
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Am letzten Mittwoch (10. November 2021) feierte der Ratinger Bildhauer Friedel Lepper seinen 90. Geburtstag. Der Künstler hat mit seinen Werken Spuren in seiner Geburtsstadt hinterlassen. Deshalb beließ es Lepper auch nicht dabei, die zahlreichen Glückwünsche entgegen zu nehmen - vielmehr übte er heftige Kritik am Marktplatzbrunnen.

"Kunst ist ein uraltes Bedürfnis der Menschen. Kunst im öffentlichen Raum, allen zugänglich, bereichert das Stadtbild." So lautet das Credo von Friedel Lepper. Gerade deshalb ist ihm der Marktplatzbrunnen ein Dorn im Auge.

Der Bildhauer erinnert an die Vorgeschichte: Der Brunnen entstand Ende der 1980-er Jahre nach einem Entwurf des damaligen Baudezernenten Keller. Die Betonfabrik Wayss & Freytag übernahm die Herstellung und Ausführung. Der Bildhauer Breker schuf den Löwen mit Rad. "Für die Gestaltung und Installation des Brunnens an diesem herausragend wichtigen Ort der Innenstadt fand kein Ideenwettbewerb statt", kritisiert Friedel Lepper noch heute.

"Konglomerat von Stilbrüchen"

Der jetzige Marktplatzbrunnen sei "ein fast unerträgliches Konglomerat von Stilbrüchen und noch dazu aus völlig ungeeignetem Material gefertigt". Das Monument sei mit seinen aus Zement und Beton gefertigte Becken und der Säule völlig unpassend zum historischen Marktplatz, den Fassaden der Häuser, der Kirche St. Peter und Paul und dem Bürgerhaus. "Ein authentischeres, aber sicher teureres Material wäre ein zur umgebenden Bebauung passender Naturstein gewesen", stellt Friedel Lepper fest.

Die vorhandenen Säulen mit Kanneluren (=Auskerbung oder Auskehlung, Anm. d. Red.) stammen seiner Meinung nach "stilistisch aus dem griechischen Altertum". Daran wurden angelehnt an die Fünfpassform des Brunnens fünf Bronze-Reliefs angeheftet, die die fünf Ratinger Stadtteile symbolisieren. Lepper: "Ein Gemisch an Sockelformen und die dem Beton verfasste Außenkante sind Ausdruck der Betonarchitektur der 80er Jahre und halten einer künstlerisch-kritischen Betrachtung nicht wirklich stand."

Das Fazit des Künstlers: Der Brunnen sei "kitschig" und wirke "unecht und unpassend". Der Platz sei aber gut gewählt, denn es treffen sich im Mittelpunkt der Stadt Düsseldorfer-, Lintorfer-, Bechemer- und Oberstraße. Der Marktplatz mit der örtlichen Gastronomie sei auch der soziale und kulturelle Mittelpunkt der Stadt. "Die Gestaltung des neuen Brunnens sollte im Gegensatz zum jetzigen auch die Möglichkeit des Verweilens am Brunnen selbst bieten", fordert Lepper.

Vorschlag: Ein Ideenwettbewerb

Er schlägt vor, einen Ideenwettbewerb zu veranstalten. Ratingen verdiene einen „echten“ Brunnen aus entsprechendem Material. Zement und Beton können das nicht. "Der Löwe mit Rad und die fünf Bronze-Medaillons finden sicherlich einen anderen guten Platz", so der Bildhauer. Friedel Lepper hat neben zahlreichen anderen Werken im öffentlichen Raum über seine Geburtsstadt hinaus in Ratingen unter anderem den Rathausbrunnen geschaffen, der nach Sanierung und Neubau an seinen angestammten Platz zurückgekehrt ist.

Autor:

Martin Poche aus Düsseldorf

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