Nach Explosion in Ratingen
Update: Fünf Einsatzkräfte im künstlichen Koma
+++ Update aus der Pressekonferenz +++
Zu den Verletzten
Insgesamt wurden bei der Attacke am Donnerstag in Ratingen-West 33 Menschen verletzt. Fünf Einsatzkräfte, zwei Polizisten und drei Feuerwehr-Mitarbeiter, liegen im künstlichen Koma. Sie seien in Spezialkliniken für Brandverletzte nach Köln, Duisburg, Dortmund, Düsseldorf und Bochum gebracht worden. "Die Kollegen erlitten Verbrennungen von bis zu 40 Prozent der Körperoberfläche", teilte die Feuerwehr in Ratingen mit. Landrat Thomas Hendele sagte: "Wir können nicht sicher sein, dass die lebensgefährlich Verletzten den Kampf um ihr Leben bestehen werden."
Zur Tat
Der Tatverdächtige öffnete die Wohnungstür und schleuderte wohl eine brennbare Flüssigkeit auf die Einsatzkräfte. Die Rettungskräfte flüchteten sich brennend nach draußen. Der Tatverdächtige habe sich mit einer Flüssigkeit übergossen, aber nicht gebrannt. Es werde der Verdacht geprüft, dass die schwer verletzten Rettungskräfte zusätzlich zu der brennbaren Flüssigkeit auch mit ätzendem Material oder Gasen in Kontakt gekommen seien.
Zum Täter
Der Tatverdächtige ist ein 56-jähriger Deutscher. Er soll mit seiner Mutter in der Wohnung gelebt haben. Der Mann wird dem Corona-Leugner-Milieu und der Prepper-Szene zugeordnet. (Prepper bezeichnet Personen, die sich mittels individueller Maßnahmen auf verschiedene Arten von Katastrophen vorbereiten.) Er ist wegen kleinerer Delikte polizeibekannt. Gegen ihn lag ein Haftbefehl unter anderem wegen Körperverletzung vor. Bereits in der vergangenen Woche versuchten Polizeibeamte, diesen zu vollstrecken, erhielten aber keinen Zugang zur Wohnung. Auch gestern leistete er heftigen Widerstand gegen seine Verhaftung. Er zog sich leichte Verletzungen zu.
Bislang schweigt der Mann zu den Tatvorwürfen. Aktuell wird er einem Haftrichter vorgeführt. Es gibt einen Untersuchungshaftbefehl gegen den Beschuldigten wegen versuchten Mordes in neun Fällen. Momentan gehen die Ermittler nicht von einer Schuldunfähigkeit aus. In der nächsten Woche soll eine psychiatrische Untersuchung stattfinden.
Weitere Leiche
In einer anderen Wohnung des Hochhauses wurde eine zweite Leiche gefunden. Ein älterer Mann, der offenbar pflegebedürftig war, ist während der Stunden des Einsatzes verstorben.
Die Leiche in der Wohnung des Tatverdächtigen ist bereits gestern Abend obduziert worden. Es sieht so aus, als wäre sie vor einigen Wochen eines natürlichen Todes gestorben.
Während eines Polizeieinsatzes in Ratingen kam es am Donnerstagvormittag (11. Mai 2023) zu einer Explosion und in weiterer Folge zu einem Brand in einer Wohnung. Hierbei wurden mehrere Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr zum Teil lebensgefährlich verletzt. Ein Tatverdächtiger konnte vor Ort festgenommen werden. In der betroffenen Wohnung fanden die Einsatzkräfte einen weiblichen Leichnam. Die Ermittlungen dauern an.
Beamte der Kreispolizeibehörde Mettmann wurden am Vormittag zu einem Hochhaus an der Berliner Straße gerufen. Einsatzanlass war eine mutmaßlich hilflose Person in einer Wohnung im zehnten Obergeschoss. Während der Türöffnung durch die Feuerwehr wurde plötzlich die Tür von innen durch einen Mann geöffnet. Unmittelbar danach kam es aus bislang unklarer Ursache zu einer Explosion. "Es kam sofort zu einer Explosion, unmittelbar, also ein Feuerball kam auf die Kolleginnen und Kollegen der Feuerwehr und Polizei zu", wird ein Polizeisprecher auf zeit.de zitiert. Im weiteren Verlauf legte der Verdächtige zudem einen Brand, der ein Betreten der Wohnung erschwerte.
Fünf Hubschrauber brachten Schwerverletzte in Spezialkliniken
Eine Polizeibeamtin (25 Jahre) und ein Polizeibeamter (29 Jahre) wurden lebensgefährlich verletzt, 22 weitere trugen leichte Verletzungen davon, eine größere Anzahl von Polizeibeamten erlitt Rauchgasvergiftungen. Von den Einsatzkräften der Feuerwehr wurden sieben Personen verletzt, davon drei lebensgefährlich und vier schwer. Fünf Hubschrauber bargen die Verletzten und brachten sie in Spezialkliniken. Die Polizei zog unter Führung des Polizeipräsidiums Düsseldorf eine Vielzahl an Kräften am Einsatzort zusammen. Mithilfe von Spezialeinheiten konnte der Mann schließlich überwältigt und festgenommen werden.
57-Jähriger ist polizeibekannt
Es handelt sich um einen 57-jährigen deutschen Staatsangehörigen. Am Freitagmorgen sagte Innenminister Herbert Reul (CDU) in WDR2, dass der Mann kriminell auffällig gewesen sei, allerdings nur mit kleineren Delikten.
Frauenleiche in der Wohnung
Bei der Wohnungsdurchsuchung wurde durch die Einsatzkräfte ein weiblicher Leichnam aufgefunden - möglicherweise seine Mutter, mit der der Mann in der Wohnung gelebt haben soll. Die Ermittlungen zu den Hintergründen des Geschehens sowie zur Identifizierung der Frau und den Umständen ihres Todes dauern aber an.
"Gezielter Mordanschlag"?
Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf wertet das Geschehen als versuchtes Tötungsdelikt zum Nachteil mehrerer Personen.
Ratingens Bürgermeister Klaus Pesch (CDU) äußerte sich zutiefst erschüttert über das Geschehen: "Meine Gedanken sind bei den Rettungskräften, die in Ausübung ihres Dienstes schwer verletzt wurden. Ich hoffe, dass die Polizei so schnell wie möglich herausfindet, was dort genau passiert ist. Sollte es wirklich eine Falle gewesen sein, ist das an Hinterhältigkeit nicht zu überbieten." Er (CDU) sagte dem WDR, in der Wohnung seien mehrere Benzinkanister gefunden worden. Für ihn stelle sich der Fall wie ein "gezielter Mordanschlag" dar.
Pressekonferenz am Nachmittag
Am Freitagnachmittag findet bei der Polizei Düsseldorf eine Pressekonferenz statt, in der über die bisherigen Ermittlungen und Erkenntnisse berichtet wird.
Autor:Lokalkompass Ratingen aus Ratingen |
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