Prälat Läufer beim KKV: Zeig draußen, was du drinnen glaubst - Glaubwürdiges Evangelium kommt auf zwei Beinen
"Was haben Jörg Schönbohm und Gregor Gysi gemeinsam? – Beide fürchten eine gottlose Gesellschaft. Was aber bei Schönbohm, dem evangelischen Christen und ehemaligem General der Bundeswehr, zum Skandal geriet, wurde bei Gysi, dem wendigen Fraktionschef der Linken im Bundestag, als sympathisch, querdenkerisch und interessant empfunden." Mit dieser auf den ersten Blick überraschenden Frage und der vor allem verblüffenden Antwort zeigte Prälat Erich Läufer auf einer Vortragsveranstaltung des KKV Monheim am Rhein, Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung, exemplarisch auf, wie unterschiedlich in unserem Land auf gleichlautende Aussagen reagiert werde. In ähnlicher Weise habe übrigens Werner Heisenberg, Nobelpreisträger und Mitbegründer der Quantenphysik, argumentiert, wenn er 1973 sagte: "Wenn man ... fragt, was gut und was schlecht ... ist, so findet man doch immer wieder den Wertmaßstab des Christentums auch dort, wo man ... mit dieser Religion nichts mehr anfangen kann." Der frühere Chefredakteur der Kölner Kirchenzeitung warb unter dem Motto "Zeig draußen, was du drinnen glaubst" bei der gut besuchten Veranstaltung des KKV für mehr Selbstbewusstsein und Zeugniskraft der Christen in der heutigen Zeit.
Die katholische Kirche sei förmlich in eine religiöse Arthrose verfallen. "Wir haben Angst vor unserer eigenen christlichen Identität. Dabei sind wir doch eine missionarische Kirche", so der Referent weiter. Denn nichts anderes bedeute das Wort Jesu: "Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen" (Mk 16,15). Kirche müsse sich deshalb wieder auf ihr Kerngeschäft besinnen, das heißt, den Glauben bezeugen und andere dafür gewinnen. "Und Kirche sind wir alle, jeder Einzelne von uns. Reden Sie deshalb über Ihren Glauben und was er Ihnen bedeutet. Geben Sie Zeugnis davon – in Wort und Tat", so der Appell von Prälat Läufer.
Der Referent beklagte sodann das mangelnde Selbstbewusstsein vieler Christen, das sich auch im Verhältnis zum Islam zeige. "Wo blieb in den Medien oder in der Bevölkerung der Aufschrei, als im Mai 2009 in Afghanistan 40.000 Bibeln öffentlich verbrannt wurden, weil man befürchtete, sie könnten zur Missionierung der Bevölkerung eingesetzt werden?" Gleichzeitig sei weltweit ein Schrei des Entsetzens erfolgt, weil ein wahnwitziger Sektenprediger aus den USA vor kurzem angekündigt hatte, ein Exemplar des Korans zu verbrennen. Ein anderes Problem stelle der militante Atheismus dar, der daraufhin arbeite, den Kirchen ihren öffentlich-rechtlichen Status abzuerkennen. Auch hier gelte es eindeutig Position zu beziehen und deutlich zu machen, dass eine Gesellschaft ohne Gott sich letztlich selbst aufgebe.
Der langjährige Chefredakteur der Kirchenzeitung ging sodann sehr nüchtern auf die Situation der Kirche ein. "Wir erleben derzeit einen Umbruch in der Kirche, wie er noch nie da gewesen ist. Die goldenen Zeiten sind vorbei." Es fehle aber weder an Geld, noch mangele es an Priestern oder Gläubigen. Vielmehr seien es vier Gründe, die dazu beitrügen, dass Kirche heute kaum wahrgenommen würde: Bekenntnisscheu, Bekenntnisunwilligkeit, Bekenntnisfaulheit und Bekenntnisunfähigkeit. Aus den früheren Traditionschristen müssten deshalb heute Entscheidungschristen werden. "Glaubwürdiges Evangelium kommt auf zwei Beinen", so Läufer wörtlich. Die Bekenntnisscheu führe dagegen zu einer Schweigespirale. Weil kaum jemand über den Glauben rede, fühle man sich isoliert und schweige ebenfalls. "Wenn aber Religion für mich gut ist, warum dann nicht auch für andere?", so die rhetorische Frage des Referenten. Wer von seinem Glauben überzeugt sei, müsse auch darüber sprechen. Genau das sei damit gemeint, wenn es in der Apostelgeschichte heiße: "Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben" (Ap 4,20).
In der anschließenden Diskussion wurden einzelne Fragen noch vertieft. Kaplan Andreas Süß, der gleichzeitig Geistlicher Beirat der KKV Ortsgemeinschaft ist, wies in diesem Zusammenhang auf die nach dem Weltjugendtag von ihm mit gegründete Initiative "Nightfever" hin, die u.a. an jedem dritten Samstag von 18:30 bis 24 Uhr in Köln Menschen in den Dom einlädt, um ihnen davon zu erzählen, was der Glaube für sie bedeutet. Ziel sei es, Menschen zu Christus zu führen und vielleicht auch einige zu erreichen, die nicht mehr an ihn denken und glauben.
In seinem Schlusswort dankte der Monheimer KKV-Vorsitzende, Herbert Süß, dem Referenten für seinen hervorragenden Vortrag. Er habe Mut gemacht, den Glauben wieder zu bekennen. Deshalb trage der KKV auch immer wieder durch entsprechende Veranstaltungen dazu bei, christliche Wertvorstellungen in die Gesellschaft hineinzutragen.
Autor:Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein |
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