Gedenken an die November-Pogrome in Monheim
Glänzende Stolpersteine halten Erinnerung wach
In Erinnerung an die Opfer der November-Pogrome organisiert Monheim jedes Jahr eine offene Gedenkveranstaltung. Wegen der Corona-Pandemie soll das Gedenken diesmal in anderer Form stattfinden: Bis Sonntag, 15. November, lädt die Stadt unter dem Motto „Erinnern statt Vergessen“ zum Reinigen der verlegten Stolpersteine ein.
„Der Gedenktag bleibt ein wichtiges Zeichen gegen Diskriminierung und Antisemitismus. Und dieses Gedenken kann in vielen verschiedenen Formen stattfinden“, erklärt Dafna Graf, städtische Koordinatorin für das Stolperstein-Projekt. „Unsere Stolpersteine setzen mit der Zeit eine dunkle Patina an. Das Reinigen der Steine entfernt die Spuren der Zeit und bringt die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wieder zum Vorschein."
64 Stolpersteine
Im Stadtgebiet erinnern derzeit 64 Stolpersteine, die der Kölner Künstler Gunter Demnig verlegt hat, an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. 2003 ließ die Stadt die ersten Stolpersteine verlegen. Zunächst wurde der Menschen jüdischen Glaubens gedacht, die entrechtet, verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Zudem galt einer der ersten Stolpersteine dem katholischen Pfarrer Franz Boehm, der in Predigten Kritik an staatlicher Willkür geäußert und sich davon auch nicht durch Drohungen hatte abbringen lassen. Weitere Stolpersteine tragen die Namen von verstorbenen Zwangsarbeitskräften. Während des Zweiten Weltkriegs mussten in Monheim, Baumberg und Hitdorf über 1400 Menschen aus den von der Wehrmacht besetzten Ländern Zwangsarbeit in der Landwirtschaft, dem Handwerk und der Industrie leisten. Zusätzlich zu den Stolpersteinen verlegte Gunter Demnig vor der Gaststätte „Rheinterrassen Baumberg Beach“ an der Klappertorstraße eine Stolperschwelle für mindestens 44 französische Kriegsgefangene, die dort von 1940 bis 1945 interniert waren und entgegen der Genfer Konvention Zwangsarbeit leisten mussten. Während die Stolpersteine Einzelpersonen gewidmet sind, dienen die Stolperschwellen dem Gedenken an Opfergruppen.
Broschüre „Erinnern statt vergessen“
Welche Schicksale hinter den Stolpersteinen stehen und wo sie liegen, zeigt die Broschüre „Erinnern statt vergessen“. Sie liegt kostenlos aus im Bürgerbüro im Rathaus, Rathausplatz 2, und bei der Bücherstube Rossbach, Alte Schulstraße 35.
Mit den Schicksalen auseinandersetzen
Auf den Stolpersteinen werden die Namen und Schicksale der Opfer in eine Messingplatte geschlagen. Die Platten entwickeln schnell eine Patina, die die Steine dunkel erscheinen lassen. Wenn sie zwei Mal im Jahr poliert werden, bleiben sie gut lesbar und die Erinnerung an die Opfer wach. „Natürlich könnten wir die Steine auch reinigen lassen. Aber das ist nicht die Idee des Projekts. Die Erinnerung an die Opfer bleibt nur wach, wenn wir selbst uns mit den Schicksalen auseinander setzen“, erklärt Graf.
Weitere Infos
Für die Reinigung wird lediglich ein rauer Schwamm, ein Putzmittel für Messingoberflächen, Küchenpapier oder Wischtuch und eine Flasche Wasser benötigt. Bei besonders dunklen Stolpersteinen hilft Essigessenz. Eine Putzanleitung gibt es unter www.monheim.de/stolpersteine. Wer das Projekt darüber hinaus unterstützen möchte, kann Putzpatin oder Putzpate für einen Stein werden. Informationen gibt es bei Dafna Graf unter Telefon (02173) 951640 oder per E-Mail an dgraf@monheim.de.
Autor:Bea Poliwoda aus Monheim am Rhein |
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