Tach zesammen 6

Philosophie an der Supermarktkasse

Freitags geht’s immer noch ganz flott voran im Frischemarkt – wie der Name schon sagt, wird fürs Wochenende am Samstag frisch gekauft. Zwei von fünf Kassen sind geöffnet, die Verständigung zwischen den Kassiererinnen klappt laut und fröhlich, die Kunden sind geduldig und freuen sich, schon als Übernächste abkassiert zu werden – kurz alles ist wie immer, und dann komme ich.
Aus den Reihen angeketteter Einkaufswagen würde ich gern einen solchen für mich entnehmen, am liebsten einen leeren – das indessen scheitert an den Gegebenheiten. Kassenzettel, Prospekte, Umverpackungen, Salatblätter und das Laub von Bundmöhren und Kohlrabi – in jeder Reihe schauen die ersten Wagen so aus, als käme der letzte Benutzer gleich wieder, angesichts der Tatsache, dass die zweiten und dritten Wagen auch noch Hinweise auf die Vorlieben der vorigen User enthalten, wohl eher ein Fehlschluss.
Kassiererin Nr. 1 sieht mich dort unschlüssig stehen und zitiert ein Frollein zu den Wagen. Die junge Dame räumt also für mich ein Transportmittel leer und triumphiert: „Sehnse, so einfach geht das!“ Dummkopf, der ich nun mal bin, stimme ich zu: „Tatsächlich, man sollte es öfter tun!“
Nach gehabtem Wochenendeinkauf treffe ich bei Kassiererin Nr. 1 ein und werde lauthals darauf hingewiesen, dass manche Kunden eben heikel sind, und ich bin sicher, sie meint damit mich.
Am Ende unserer Geschäftsbeziehung übergibt sie mir den Kassenzettel, Münzen und Scheine gleichzeitig kunstvoll mit einer Hand. Um nicht den Geschäftsvorgang auf Knien abschließen zu müssen, greife ich mit beiden Händen zu, wobei Geldbörse und Brille im Wagen landen.
Strafe muss sein!
Manchmal frage ich mich, ob viele Menschen den alten Kant kannten…..

Autor:

Paul Scharrenbroich aus Monheim am Rhein

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