Stabwechsel im Zöllnerhaus – Nicole Kleemann neue Leiterin – Anna Jänicke übernimmt neue Aufgabe beim SKFM

Die neue Leiterin Nicole Kleemann und ihre Vorgängerin Anna Jänicke vor dem Zöllnerhaus
 (von links)
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Nach knapp sechs Jahren übergab Anna Jänicke (46) jetzt offiziell die Leitung des Zöllnerhauses an die Sozialarbeiterin Nicole Kleemann (40). Seit September 2006 war die gelernte Heilpädagogin als Halbtagskraft der gute Geist im Monheimer Zöllnerhaus in der Rhenaniastraße 1. Der SKFM Monheim am Rhein e.V. nimmt dort Jugendliche zwischen 18 und 27 Jahren auf, wenn sie wohnungslos sind oder drohen zu werden oder sich in besonderen sozialen Schwierigkeiten befinden. Rund 30 Jugendliche hat Jänicke mit weiteren ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern in dieser Zeit aufgenommen, betreut und dafür gesorgt, dass sie wieder auf eigenen Füßen stehen und für sich selbst sorgen konnten. Jetzt übernahm sie eine neue Aufgabe im Bereich gesetzliche Betreuungen beim SKFM in Monheim.

Nachfolgerin bringt beste Voraussetzungen mit
Ihre Nachfolgerin Nicole Kleemann – eine ausgebildete Sozialarbeiterin – bringt beste Voraussetzungen für diese nicht ganz einfache Aufgabe mit. So hat sie bereits viele Jahre bei einem privaten Träger Jugendliche unterstützt, einen Ausbildungsplatz zu finden und sich beruflich zu qualifizieren. Die letzten acht Jahre arbeitete sie bei einem Verein, der Menschen mit seelischer Erkrankung betreut, sie qualifiziert und entsprechende Praktika vermittelt, um sie so in die berufliche Selbstständigkeit zu führen. „Bei dieser Tätigkeit habe ich die Alltagssorgen der Jugendlichen direkt mitbekommen. Jeder Tag wartete mit neuen Überraschungen und Herausforderungen auf. Man weiß morgens nie, was einem am Tag erwartet“, beschreibt die Sozialarbeiterin ihren bisherigen Job. Das werde im Zöllnerhaus kaum anders sein, versicherte ihr Anna Jänicke. Schließlich habe jeder Jugendliche seine eigene Lebensgeschichte und komme mit den unterschiedlichsten Problemen.

Jänicke machte dies an einem Beispiel des Jugendlichen S. deutlich. Er sei als Obdachloser im Alter von 18 Jahren ins Zöllnerhaus gekommen. Das Elternhaus war mehr als problematisch. Der Vater Alkoholiker und gewalttätig, die Mutter habe ständig finanzielle Probleme gehabt und sei damit völlig überfordert gewesen. Letztlich sei S. von zu Hause rausgeflogen. „Sein Konfliktverhalten war katastrophal, er war aggressiv, neofaschistische Tendenzen und hatte zu allem eine negative Einstellung.“ Andererseits sei er aber intelligent gewesen. Dank intensiver Bemühungen habe man schließlich in den drei Jahren, die er im Zöllnerhaus zugebracht habe, eine gute Beziehung zu ihm aufbauen können, so dass er sich auch was sagen lies. Nachdem er seinen Realabschluss gemacht habe, begann er eine Ausbildung, die er auch nach seinem Auszug aus dem Zöllnerhaus fortsetzte. Auch Dank der intensiven Nachbetreuung durch das ehrenamtlich im Zöllnerhaus tätige Ehepaar Maggi und Günter Arenz beendete S. seine Ausbildung und hat inzwischen eine eigene Wohnung. Ein Beispiel, so Jänicke, wie individuelle Hilfe zur Selbsthilfe und damit zur Eigenständigkeit befähigen könne. Selbst zwei Jahre nach seinem Auszug halte der junge Mann noch Kontakt zum Zöllnerhaus.

Zöllnerhaus mit Elisabeth-Preis ausgezeichnet
Ein besonderes Highlight war für die bisherige Leiterin die Auszeichnung der Arbeit im Zöllnerhaus mit dem Elisabeth-Preis in 2010. Mit dem mit 500 Euro dotierten zweiten Preis der "Caritas-Stiftung" im Erzbistum Köln für Ehrenamtliche wurde die konstante Begleitung junger Menschen durch ehrenamtliche Helfer über mehrere Jahre hinweg anerkannt und gewürdigt. Möglich wurde dies dank der seit 2008 zusätzlich gewonnenen Paten, die auf Initiative von Anna Jänicke und des KKV Monheim, Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung, geworben wurden. So können jetzt die Jugendlichen auch noch nach ihrem Auszug aus dem Zöllnerhaus mit Hilfe rechnen, wenn sie in dieser Phase nicht alleine zurecht kommen.

Auf die Frage, weshalb sie ins Zöllnerhaus gewechselt sei, antwortete Nicole Kleemann, die Form des betreuten Wohnens sei für sie eine neue Herausforderung. „Im Gegensatz zu meiner früheren Tätigkeit bin ich jetzt näher an den Problemen und habe vor allem täglichen Kontakt mit den zu betreuenden Jugendlichen“, so die Sozialarbeiterin. Im Übrigen sei es ihr wichtig, zunächst einmal die Bewohner und die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen zu lernen. „Nur so kann ich persönliche Beziehungen aufbauen und damit auch gezielt helfen bzw. Lösungen anbieten.“ Dabei wolle sie die Arbeit kontinuierlich weiterführen, denn auch die Bewohner brauchten Zuverlässigkeit. „Ein wichtiges Anliegen ist mit aber auch die gute Zusammenarbeit mit den jeweiligen Ämtern.“

Eigenverantwortung stärken und Lebensperspektive vermitteln
Anna Jänicke, die mit ein wenig Wehmut das Zöllnerhaus verlässt, sich andererseits aber auch auf ihre neue Aufgabe freut, zieht nochmals ein Resümee ihrer bisherigen Tätigkeit. "Immer mehr junge Menschen haben heute Probleme, ihr Leben eigenständig zu meistern. Viele können nicht mehr daran glauben, eine neue Lebensperspektive zu finden. Solche Jugendliche leben aber nicht in Statistiken, sondern sie wohnen in unserer Nachbarschaft.“ Ziel der Betreuung sei es deshalb, Jugendliche, die gestrauchelt seien, zu begleiten und zu unterstützen. Hilfe zur Selbsthilfe heiße deshalb die Zauberformel, die die Betreuer hier praktizierten. Durch die Stärkung der Eigenverantwortung werde den Jugendlichen eine neue Lebensperspektive vermittelt, so dass sie letztlich ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen könnten.

Hintergrund: Der SKFM Monheim am Rhein e.V. nimmt im Zöllnerhaus Jugendliche zwischen 18 und 27 Jahren auf. "Betreutes Wohnen für junge Erwachsene" heißt der Fachbegriff, unter dem das Projekt vom SKFM bereits seit 1994 erfolgreich praktiziert wird. In der Sprache des Sozialgesetzbuches (SGB) XII ist das Zöllnerhaus also ein Wohnangebot, "das eine betreute Wohnform im individuellen und ganzheitlichen Ansatz sowohl für den Personenkreis junger Volljähriger, die u.a. wohnungslos sind, nach § 67 SGB XII anbietet".
Bei der Aufnahme eines Jugendlichen ins Zöllnerhaus wird individuell geprüft, welche Schwierigkeiten und Probleme vorliegen, um gezielte Unterstützung leisten zu können. Darüber hinaus müssen die jungen Erwachsenen bereit sein, die angebotenen Hilfen der betreuten Wohnform und die damit verbundenen Beratungs- und Unterstützungsangebote zur beruflichen, finanziellen und sozialen Entwicklung anzunehmen.

Weitere Infos zum SKFM Monheim unter www.skfm-monheim.de.

Autor:

Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein

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