Nur Keine Panik! - Geburtstag in der Festhalle!
Mit der Trumm sind sie durch die Kneipen gezogen, aus Jux haben die gestandenen Männer einen Martinszug durch die Altstadt veranstaltet und die Mitmenschen zum Kopfschüttern, aber auch zum Lachen animiert – und schließlich haben sie mit Opern nach eigenem (Monnemer) Libretto und bekannten klassischen Ohrwürmern die Aula immer wieder gefüllt und ihr Publikum zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Die Rede ist von den Panikern.
Seit 35 Jahren hat Monheim ein eigenes Panik-Orchester, das in all den Jahren landauf-landab, aber besonders halt in seinem Monnem, die Leute begeistert. Das Jubiläum wird gefeiert mit zwei Festabenden am 1. und 2. Dezember um 18 Uhr in der Festhalle beim Drü’je. Dafür gibt es noch einige wenige Karten – und als Gegenleistung jede Menge Spaß mit neu einstudierten Stücken, aber auch mit optischen und akustischen Höhepunkte der vergangenen Jahre.
„Erfinder“, Ideengeber und stets unruhiger Geist mit jeder Menge neuer Einfälle, dazu noch in jeder männlichen Hauptrolle brillierender Sänger, ist Emil Drösser, mit dem wir aus Anlass des bevorstehenden Jubiläums noch einmal auf Höhepunkte des Paniker-Lebens zurückblickten.
Und weil im Rheinland alles mehr oder weniger direkt mit Karneval zusammenhängt, ist es nicht verwunderlich, dass die Gründerzeit jener wundersamen Musiker auch auf eine Session zurückgeht, nämlich auf die von 1974, als Hans Derendorf Prinz war und jener Emil Drösser dessen Adjutant. In der drauffolgenden Session lud Derendorf seinen Hofstaat ein nach Köln-Mülheim, und dort erklärte der Kölner Prinz das Rezept für ständige Heiterkeit und Spaß: „Zieht mit der Trumm durch die Kneipen, die Leute freuen sich, vom Wirt gibt’s Freibier…“ Derendorf blickte Drösser an – und schon war es beschlossene Sache: Das machen wir auch!
Also hing sich Drösser einen Kassettenrekorder um den Hals, Derendorf nahm die Trumm und zusammen mit Vogels Jupp gingen sie auf Tournee. „Es war eine Heidengaudi,“ erinnert sich Drösser, allerdings mit der Einschränkung: „Ob die Wirte sich immer gefreut haben, weiß ich nicht!“
Die Truppe wuchs, der ganze Klüngel von d’r Doll Eck war bald dabei, und als Irmgard Schumacher noch mit dem Quetschebüggel dazu kam, war die Combo perfekt. Das war 1977, dem Jahr des 75. Bestehens der Gromoka, als der Oberpaniker auch noch Prinz war. Die Teilnahme am Rosenmontagszug war Ehrensache, die Paniker spielten als „Hoforchester“ für ihren Prinzen und hatten ein Potpourri bekannter Gassenhauer zu ihrem Auftritt zusammengestellt.
Acht Leute waren es damals mit Instrumenten, die möglichst selbst hergestellt oder absichtlich verfremdet waren. Der erste eigene Song war der „Köttelsong“, in dem sich alles um die Hundeköttel drehte, die zur Gromoka-Präsidentschaft von Martin Brüske ein großer Aufreger in der Stadt waren. Friedhelm Schmidt hatte das Thema im Stadtrat aufgeworfen. Der Erfolg des Liedes war riesig, jeder sang mit, es wurde ein Gassenhauer, ebenso wie das Baumängellied auf die Neuen Heimat: „Nu fühlens hie, nu fühlens do, die Wand is feucht, was määste do…“ (nach der „Habanera“ von Bizet!).
Der große Einschnitt kam 1984/85, als Emil Drösser Gromoka-Präsident wurde und zur Prinzenproklamation neben vielen anderen Ehrengästen auch das Ehepaar Ruth und Herbert Drechsel eingeladen hatte, die als Klavierduo sehr bekannt waren. Zu vorgerückter Stunde wurde mit den klassischen Berufsmusikern die Idee geboren, eine eigene Oper auf die Beine zu stellen. Die Handlung gab es schon in Emils Kopf, und als sich der unvergessene Dr. Hans Kurt Peters bereit erklärte, das Libretto zu schreiben, war die „Zauberfidel“ geboren. Bis zur Aufführung war allerding noch ein weiter Weg, so weit, wie es keiner der Beteiligten am Abend der Prinzenproklamation auch nur annährend geahnt hatte, zusammen mit Albert Fürst als Regisseur, Uli Lassek als Bühnenbildner, den Kostüme schneidernden Paniker-Frauen – doch sechs ausverkaufte Vorstellungen entlohnten für alle Mühen.
Mit genauso riesigem Aufwand wurde die gleiche Oper zwei Jahre später als Marionettentheater aufgeführt, wobei Hilfe von Paul Firneburg, Wolfgang Pinkau und Bruno Schmelter unerlässlich war. Schon 1990 stand großes Musiktheater auf dem Plan: „Der Glockenguss zu Monheim“ nach der wahren Begebenheit von 1770 und dem Text von Dr. Peters. Die Musik suchte Drösser aus (er behauptet, ein breites klassisches Repertoire im Kopf zu haben, und nach den Erfolgen seiner Stücke hat er damit nicht geschwindelt), Prof. Drechsel und seine Frau brachten Andreas Rocholl von der Folkwang.-Schule zur Inszenierung der Oper mit – und nachdem sieben Vorstellungen ausverkauft waren, gab es schließlich noch zwei weitere, quasi als Zugabe.
Das Publikum war nun verwöhnt und wollte mehr sehen von den humorigen Musikaufführungen mit Monnemer Lokalkolorit. Und es musste nicht lange warten: Zum Jubiläum der Partnerschaft mit Wiener Neustadt wurde das Singspiel „Et Jubiläum“ kreiert, in dem es neben Lustigem auch Nachdenkliches gab. Als Glücksfall bezeichnet Drösser noch im Nachhinein das gute Zusammenwirken von Dr. Peters mit dem Ehepaar Drechsel und dessen Söhnen Oliver und Wolfgang, die beide als Musiker auch später noch mitspielten.
Zum 100-jährigen Bestehen der Gromoka kam die Revue „Panik und Swing“ mit aktualisierten Ostermann-Liedern auf die Bühne der Aula. Dabei ist das Duett zwischen den Geistlichen der beiden Kirchengemeinden, Winfried Motter und Falk Breuer, bei den Zuschauern noch heute unvergessen. Musiker der Musikschule hatten unter der Leitung von Rüdiger Böttcher mit den Panikern das Programm einstudiert, das es in Auszügen auch beim bevorstehenden Festwochenende gibt.
Gleich elfmal gestalteten die Paniker auch den Klassik-Abend im Spiegelzelt, unterstützt von namhaften Solisten und etlichen Chorsängern sowie professionellen Musikern.
Der Höhepunkt der gesamten musikalischen Entwicklung aber war die Oper „Napoleon in Monheim?“, an der rund 150 Menschen auf, vor und hinter der Bühne mitwirkten, länger als ein halbes Jahr probten und schließlich unter der Regie von Leo Decker das Publikum nach sechs Aufführungen zu stehenden Ovationen hinriss.
Und warum nimmt ein 73 Jahre alter Mann das alles auf sich und motiviert auch immer wieder andere zum Mitmachen? „Aus Spaß an der Freud!“ begründet Drösser sein Engagement ganz einfach. Aus den ehemals acht Panikern waren zu Hochzeiten 39 geworden – heute sind es noch 16. Der älteste Aktive ist Helmut Wandowski, der bereits seinen 80. Geburtstag feierte.
Werden wir denn noch mal eine Inszenierung erleben? Etwas wehmütig lächelt Drösser: „Wer weiß? Eine Idee hätte ich schon…“
Mitfeiern!
Für das Wochenende, 1. und 2. Dezember, laden sie jeweils ab 18 Uhr (Einlass 17 Uhr) in die Festhalle Bormacher, Freiheit 12, ein. Das Orchester feiert seinen Geburtstag da, wo alles angefangen hat: in der Festhalle Bormacher. Das Erscheinungsbild des Orchesters hat sich seit dem „Köttel-Song“ mehrfach verändert. Aber das Lied ist noch immer aktuell. So wollen die Paniker bei ihrer Geburtsfeier Altes und Neues noch einmal unter dem Motto „Freud ze maache un ze laache, dat steht us em Sen“ präsentieren.
Wer mitfeiern möchte, kann bei Marke Monheim, Rathausplatz 20, am „Monheimer Tor“, Eintrittskarten zum Preis von elf Euro erwerben.
Alle Fotos aus dem Wochen-Anzeiger-Archiv
Autor:Thomas Spekowius aus Monheim am Rhein |
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