Monheimer Mädchen feiern Jubiläum
Mit ihren fantasievollen, selbstgefertigten Kostümen sind die „Monheimer Mädchen“ ein Hingucker im Rosenmontagszug. Seit 25 Jahren bereichern die jecken Damen den närrischen Lindwurm. Das Jubiläum wird am 30. November groß gefeiert.
Mit knallbunten Kamelle hat alles angefangen: 1988 tauchten die „Monheimer Mädchen“ zum ersten Mal als Fußgruppe im Rosenmontagszug auf. Unter dem Motto „Die Süßen us Monnem“ präsentierten sich die Damen im bunten Bonbon-Kostüm mit Tüll-Schleifchen im Haar. Dafür gab es gleich den ersten Platz bei der Prämierung der Gromoka. Er voller Erfolg für die Damentruppe, die sich erst in der laufenden Session zusammengefunden hatte.
Acht Frauen, deren Männer bei den inzwischen aufgelösten „Höppedötz“ aktiv waren, hatten die „Monheimer Mädchen“ 1987 ins Leben gerufen. „Wir haben damals für unsere Männer Kostüme genäht, zum Wagenbau Essen gebracht und sie geschminkt“, erzählt Sandra Ruess. Bei soviel Fleißarbeit im Hintergrund, war klar, dass die Frauen auch einmal selbst im Rosenmontagszug mitziehen wollten - als Fußgruppe mit den „Höppedötz“. Doch die Herren wollten lieber unter sich bleiben.
Frei nach dem Motto „Selbst ist die Frau“, gründeten die Damen daraufhin am 24. November 1987 die „Monheimer Mädchen“. Jede brachte noch eine Freundin mit und kurzerhand stieg die Zahl auf 20 an. Die Kinder wurden an Rosenmontag ebenfalls zum Zug mitgenommen und inzwischen hat der Nachwuchs von einst selbst Kinder. „Wir sind Generationen übergreifend“, sagt Annegret Rakow. Fünf Töchter sind im Erwachsenenalter Mitglied geworden. 23 Damen sind fest dabei, acht davon halten den „Mädchen“ seit den ersten Stunden die Treue. „Wir sind jetzt 25 Jahre zusammen, aber einen richtigen Streit hat es nie gegeben“, so Annegret Rakow. „Wir haben immer eine Menge Spaß miteinander.“
Inzwischen sind es die Männer, die im Hintergrund mitwirken. Sie helfen beim Anziehen, beim Transport der Kostüme und sind auch mal Retter in letzter Minute. So wie 2008 als bei den pinkfarbenen Soldaten noch am Rosenmontag die Stangen gekürzt werden mussten.
Dieses Kostüm ist den Damen auch sonst noch in lebhafter Erinnerung. Da jede Frau als Dreiergruppe, also mit einer Puppe vor und einer hinter sich an Stangen ging, musste die dreifache Menge an Kostümen gefertigt werden. Auch erwiesen sich die Puppenkameraden als nicht so standhaft, wie geplant. Der Regen tat sein Übriges dazu. „Die Soldaten sahen aus, als hätten sie den Krieg schon verloren“, sagt Yvonne Kröll. Auch wurden die Zehn-Kilo, die die beiden Puppen auf die Waage brachten, im Laufe des Zugweges immer schwerer. „Ich war noch nie in meinem Leben so froh, als der Zug zu Ende war“, sagt Sandra Ruess.
Nach den vielen Jahren können die Frauen natürlich so manche Anekdote über ihre Erlebnisse mit den nicht immer sehr handlichen Kostümen erzählen. Da gab es eine Fahrt im Transporter, weil die Trägerin samt Kostüm nicht in einen normalen Pkw hineingepasst hätte. Auch ein natürliches Bedürfnis ist immer ein Problem. „Man kommt alleine nicht aus dem Kostüm heraus“, sagt Sandra Ruess und erinnert sich noch sehr lebhaft daran, wie sie als Libelle verkleidet während des Rosenmontagszuges ein Klo aufsuchen musste. Von den gastfreundlichen Menschen gab es zum Glück und unter viel Gelächter auch gleich eine Aus- und Anziehhilfe dazu. Für Rosenmontag lautet daher die Devise: Morgens einen Kaffee und dann höchsten noch einen „Kurzen“.
Auch das Spinnenkostüm 2003 hinterließ lebhafte Erinnungen - an Gestank und Blasen am Kopf. Die Frauen hatten die Perrücken nämlich selbstgefertigt aus Hanf und einem Zitronennetz. Bei den Monheimer Mädchen ist also wirklich alles selbst gemacht. Ob süße Sarottimohren, zauberhafte Schmetterlinge, venezianische Maskerade in Blau, pinkfarbene Hummer, reizende Libellen, gruselige Spinnen oder heißblütige Brasilianerinnen - jedes der Kostüme ist mit viel Liebe zum Detail selbstkreiert und genäht.
Die meisten Kostüm-Ideen stammen von Sandra Ruess, in Insiderkreise auch „Designerin der Monheimer Mädchen“ genannt. Sie ist immer für die Umsetzung zuständig, was ihr auch schon mal eine schlaflose Nacht beschert. Wie viele Arbeitsstunden in einem Kostüm stecken, lässt sich nicht genau sagen. „Viele, viele“, sagt sie. Und der Teufel steckt wie so oft im Detail, zum Beispiel in den 75 Bienen, die zu je drei Stück die Röcke der Bienenköniginnen in diesem Jahr zierten oder in den vielen roten Rosen, die 2006 die Monheimer Mädchen wieder aufblühen ließen. 2005 ist die Gruppe nicht mitgegangen, da ihre Freundin Sylvia Markgraf im Sterben lag. Da sie rote Rosen über alles liebte, entstand die Idee zu dem Rosenkostüm.
In den Anfangsjahren haben sich noch alle zusammen zum Kostüme nähen getroffen, zum Beispiel im Johanneshaus oder bei der Spedition Damasch. Inzwischen wird in Gruppen gearbeitet, Zuhause in Küche, Wohnzimmer oder bei der Schwiegermutter in der Kellerbar. Im September fangen die Frauen in der Regel mit der Arbeit an ihren aufwändigen Kostümen an. Manchmal wird es auch November. „Die härteste Zeit sind die letzten vier Wochen vor Karneval und der Sonntag vor Rosenmontag, wenn die letzten Änderungen gemacht werden“, sagt Yvonne Kröll.
Doch die Mühe lohnt sich. Regelmäßig gewinnen die Monheimer Mädchen bei der Prämierung der Gromoka einen Preis. Nur einmal waren sie nicht platziert. Das war 1998 als sie als Gaukler aus dem Film „Der Glöckner von Notre Dame“ mitgegangen sind.
Alle zwei Jahre gehen die Monheimer Mädchen auf Tour. Die steht immer unter einem bestimmten Motto und dementsprechend fällt auch die Wahl der Kleidung aus - was für zusätzlichen Spaß sorgt. Auch bei runden Geburtstagen oder Hochzeiten in den eigenen Reihen, werden die Damen kreativ. Ob Talkshow à la Bärbel Schäfer mit vielen Prominenten, Karnevalssitzung, CD-Aufnahme, Märchenaufführung oder eine Linienbusfahrt im Schlafanzug - an Ideen mangelt es nicht.
Und die gibt es auch zum 25-Jährigen. Dann wird beim Rosenmontagszug ein Potpourri aller Kostüme präsentiert. Dafür haben die „Monheimer Mädchen“ eigens 50 „Fremdgänger“ engagiert. In die Kostüme schlüpfen nämlich Freunde, Bekannte, Ehemänner und auch ehemalige „Mädchen“. Dabei wird jede Kreation zweimal präsentiert.
Die „Monheimer Mädchen“ hingegen präsentieren sich in ihrem neuen Outfit, das auf der Jubiläumsveranstaltung am 30. November erstmals offiziell vorgestellt wird. Auch wenn diesmal keine neue Kostüm genäht werden - Arbeit gibt es trotzdem genug. Die Kostüme müssen gelüftet und aufgearbeitet werden. Einige müssen auch komplett neu gemacht werden - wie „Chicken Run“, das Kostüm von 2001. Die aus Pappmaché gefertigten Hennen aus dem gleichnamigen Film haben die Jahre nicht überdauert.
Autor:Thomas Spekowius aus Monheim am Rhein |
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