Jetzt mal Hochdeutsch 16

Hohlräume…

Das Fiasko mit dem Abwehren der erdmagnetischen Schlafstörer mittels Abschottung ließ Steffi nicht lange ruhen. Auch meine Weigerung, meine nächtlichen Eskapaden über die Füße wegdrücken zu lassen, regte sie furchtbar auf. Der nächste Hilfseinsatz war deshalb vorauszusehen, und er kam heftig.
„Komm schnell,“ rief Steffi seine Omma aus dem Küchenfenster, als ich mit Indy vom Spaziergang kam, „hier wirst du geholfen!“ und die hässliche Schadenfreude meckerte deutlich in ihrer Stimme mit. Und richtig: Steffi stand in der Hoftür und lotste mich in ihr Wohnzimmer, wo ich Knut kennenlernte.
Knut gibt Reiki. Woher er es hat, verstehe ich nach wie vor nicht, es hat es auch nicht wirklich, er gibt es einfach. Auf geheimnisvolle Weise durchströmt es seinen Körper ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen, und er gibt es, sei es durch Handauflegen, sei es durch andere Handgreiflichkeiten, weiter an die oder den, welche/r seiner bedarf. Das zu Gebende ist heilende Energie im erweiterten Sinn. Geheilt wird mehr oder weniger alles, was nicht bis Drei unterm Bett verschwunden ist.
Die Befähigung, Reiki zu geben wird dem Spender nach mehreren Stunden Unterweisung und gegen eine Gebühr vom Meister oder Lehrer vermittelt. Weiter Studien und Einweihungsformalitäten führen letztendlich zum Status des Meisters.
Im Internethandel gibt es florierende Geschäfte mit den Accessoires des Metiers, vom Heilstein über Wässerchen bis zum Engelrufarmband.
Soweit Knuts Erklärungen, von mir zum besseren Verständnis leicht modifiziert.
Steffi, tut mir leid! Wenn ich meinem guten katholischen Weltbild nachhänge, muss ich viel weniger Wundersames glauben, als bei Knuts Zusagen – und im Übrigen hat Indy jetzt Abendbrothunger.