Jetzt mal Hochdeutsch 12
Hinter Gittern
Weil zum Oktoberfest vier von 17 geladenen Gästen absagen mussten, gab es für die Restfestversammlung reichlich Prummetaat und nachher Laugenbrezn mit allen Begleiterscheinungen, die ein zünftiges Beisammensein so ursächlich machen für langanhaltendes Völlegefühl und daraus resultierende Unpässlichkeiten. Hendlfiaß, Weißwurstpärchen, Fleischpflanzerln - der Hoflieferant hatte Spitzenqualität geschickt, dazu gesellten sich dann noch der Krautsalat, die Radi - auch das eine oder andere Kaltgetränk wurde verkostet - Voll und satt - wie schön is dat!
Wie vorauszusehen, konnte ich danach nicht einschlafen - als ich Steffis Omma davon erzählte, meinte sie nur: "Ja, wenn du kein Auge zumachst, kannst du auch nicht schlafen..." Nicht so Steffi! Steffi hatte noch mehr vertilgt als ich, und danach geschlafen wie ein Murmeltier, Und jetzt beging ich einen Fehler. Ich sagte so lapidar: "Ja, das hab ich schon mal, dass ich nicht schlafe!"
Sonntag nach Mittag stand der Trapps Tuppes in meiner Wohnung, ein ortsbekannter Fremd- und zusätzlich Steffi bekannter Rutengänger. Offenen Mundes verfolgte ich ihn, der mit einem gebogenen Draht in beiden Händen vorantrippelte, von einer Ecke des Schlafzimmers in die nächste - seine Schritte wurden zögerlicher und setzten ganz aus, dafür zappelte der Draht in seinen Händen aufgeregt auf und ab. "Wasseradern" lautete sein Spruch - "räumt mal alles beiseite - ich versuch mal ein Gitter zu finden..." Bett, Fernsehsessel plus -gerät, Vertiko samt Lampette - alles raus auf die Diele. Nun rannte der Tuppes mit seinem Draht (WÜNSCHELRUTE, du Ignorant) hin und her, markierte hier mit Kreide auf dem Teppich, machte dort ein Kreuzchen und - am Ende hatte er meine Stube mit einem Gittergeflecht aus Kreidestrichen geschmückt. Ich hätte ihn ja schon gleich am Anfang mit seinem lächerlichen Draht rausgeschmissen, aber Steffi bestand auf Stillhalten, und nun....
Der Experte muss nun in einer weiteren Sitzung die Hauptrichtung der Wasserader im Hartmann-Gitter ermitteln, was weitere Rutenumgänge erfordert.
Da der Fachmann aber bis Ende der Woche ausgebucht ist, bitte ich alle Bekannten. fürs erste von Besuchen bei schlechtem Wetter abzusehen. Mein Tag- und Nachtleben findet vorerst in der Diele statt.
Steffis Oma war vorhin kurz hier - als sie ging, schüttelte es sie so eigenartig....
Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung.
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Autor:Paul Scharrenbroich aus Monheim am Rhein |
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