In jecken Familien Zuhause

Lisa und David Cramer mit Familienhund Joshy.
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  • Lisa und David Cramer mit Familienhund Joshy.
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Jeck auf Karneval – das sind sie, die Monheimer Kindertollitäten. Sowohl Prinz David als auch Prinzessin Jil stammen aus einer karnevalistischen Familie. Bei der Prinzessin reicht das jecke Gen sogar mehrere Generationen zurück.

Wenn in diesen Tagen Kirstin Cramer mit ihrer Familie im Auto unterwegs ist, dann sitzen im Wagen ein Prinzengardist, ein Funkenmariechen, ein Prinz und ein Schelm. „Ich bin der Fahrer und bringe immer alle zum Treffpunkt beim Drüje“, erzählt sie lachend.

Ehemann Olaf trägt die blaue Uniform der Prinzengarde, die älteste Tochter Yasmin tanzt bei den Altstadtfunken. Sohn David ist in dieser Session der Kinderprinz und regiert zusammen mit Prinzessin Jil (Ockenfels) die Monnemer Pänz. Die jüngste Tochter Lisa hat ihr Ornat der Funkenkinder gegen das Schelmenkostüm getauscht. Sie ist nämlich der erste Kinderschelm in der Geschichte der Großen Monheimer Karnevalsgesellschaft (Gromoka) und gehört neben Adjutantin Lilli und Pagin Hannah zum Gefolge des Kinderprinzenpaares.

Im Hause Cramer ist in dieser Session also mächtig was los. Für die Kinder heißt es gleich nach der Schule umziehen und los. Rund 70 Auftritte haben die jungen Jecken bis Rosenmontag. Zeit für Hausaufgaben bleibt da nicht immer. Deswegen war im Hause Ockenfels vorlernen in den Weihnachtferien eine Bedingung für das Prinzessinnenamt.

Und das hat die Elfjährige gern gemacht und vor allem Englisch und Mathe gepaukt. Jil ist nämlich nach ihrer Tante und Urgroßmutter bereits die dritte Karnevals-prinzessin in ihrer Familie. Und nicht nur das: ihre Patentante war jahrelang der Schelm von Monheim und ihr Ur-Urgroßvater war im Gründungsvorstand der Gromoka. Nicht zuletzt ist sie die Urenkelin vom Drüje.

Ehrensache, dass die jungen Tollitäten ihre Prinzenburg beim Drüje haben. Im Menikus-Stübchen treffen sich alle, um von dort aus gemeinsam mit den Gromoka-Jugendvertreterinnen Biggi Donath und Melanie Spekowius zu den Auftritten zu fahren oder zwischendurch mal eine Pause einzulegen. Im Auto gibt es übrigens eine feste Sitzordnung. Prinz David sitzt auf dem Beifahrersitz, auf der Rückbank folgen Hannah, Jil und Lilli und Lisa sitzt mit Biggis Tochter Paula hinten. „Die Autofahrten mit Biggi sind immer richtig witzig“, erzählt Jil.

Das Umziehen erledigt das jecke Quintett bereits Zuhause. David und Lisa sind da mittlerweile Profis. „Nur beim Oberteil brauche ich Hilfe von Mama oder Papa, da man es hinten zumachen muss“, sagt David, der sein Ornat in einem Kleidersack an seiner Zimmertüre hängen hat. Wenn man das Jugendzimmer des Prinzen betritt, dann weiß man direkt, dass dort ein echter Fußballfan wohnt.

Der Zwölfjährige steht nämlich bei der D1 der Sportfreunde Baumberg im Tor und ist Gladbach-Fan – wie Papa Olaf. Kein Wunder, dass die eigenen vier Wände auch ganz in Grün und Weiß eingerichtet sind und die Lampe an der Decke ein Fußballfeld zeigt. „Grün ist meine Lieblingsfarbe“, verrät er. Im Moment sind allerdings in puncto Kleidung Rot und Weiß angesagt. Das Anziehen der feinen weißen Strumpfhose haben Prinz und Mama Kirstin vorher geübt. „Für die heiße Phase haben wir auch immer eine Ersatzstrumpfhose dabei“, sagt Kirstin Cramer.

Wie wichtig die im Ernstfall sein kann, hat Jil Ockenfels schon am eigenen Leib erfahren – als Tänzerin bei den Funkenkindern. Bei ihrem langen Kleid, das ihre Tante Nadine 2004 als Prinzessin getragen hat, braucht sie sich aber keine Sorgen um die Strümpfe zu machen. Die sind nämlich nicht mehr zu sehen. Dafür ist der Lippenstift ein absolutes Muss.

„Das Kleid ist so toll, dass ich es immer wieder gerne anziehe“, schwärmt die Elfjährige. „Das ist nämlich ein zweiteiliges Kleid und nicht wie sonst bei den Kinderkleidern ein einteiliges. Das Kleid hängt im Keller – samt Umhang, Stiefeln, Krönchen, Schminkkoffer und Orden – eben alles, was die Prinzessin von heute so braucht.

Und gegen die Kälte hilft ein weißer Poncho. Der war ursprünglich mal eine dicke Wolldecke. Nicole Krug, Schwägerin von Funkenkinder-Trainerin Sylvia Krug, hat das gute Stück genäht. „Wir wollten eigentlich einen schönen weißen Poncho kaufen. Da die gerade modern sind, haben wir gedacht, dass dürfte kein Problem sein. Aber nirgendwo war etwas in Weiß zu kriegen“, erzählt Angela Ockenfels.

Auch die Prinzessin kommt nicht ohne Hilfe ins Kleid. Beim Anziehen des Oberteils braucht sie Unterstützung. Nachbarin Angelika Cieslik sorgt dafür, dass die Frisur sitzt. Das Schminken macht Jil selbst. In ihrem weiß möblierten Zimmer hat sie dafür auch eigens einen Schminktisch. Und die passenden Produkte sucht sie selbst aus. Mit Freundinnen shoppen gehen ist nämlich eins ihrer Hobbies – neben Longboard fahren. Die Mädels gehen besonders gerne zu „dm“ im Monheimer Tor und schauen nach Kosmetikprodukten.

Die erste Zeit in ihren neuen Rollen war für die drei schon ein bisschen ungewohnt. „Man muss jetzt reden“, meint Jil „und die Leute gucken einen anders an. Bei den Funkenkindern sehen wir ja alle gleich aus.“ „Mich haben alle darauf angesprochen, dass ich in der Zeitung war“, erzählt David. Aber Jils Freundinnen, die ja zum größten Teil selbst bei den Funkenkindern tanzen, finden es alle „cool“, dass sie Prinzessin ist. Die Proklamation hat ihr bisher am besten gefallen und am meisten freut sie sich auf die Züge.

2008 hat Jil angefangen in der Garde zu tanzen. Seit 2007 ist sie aber schon bei den Auftritten dabei, da ihre Mutter Angela die Gruppe seinerzeit geleitet hat. In ihrem Zimmer hat sie bereits eine beachtliche Sammlung von Postkarten und Pins. Die Familienorden sind in einer großen Schatztruhe untergebracht. Und da werden bis Aschermittwoch noch viele dazu kommen.

Auch Lisa hat in ihrem Zimmer schon eine Ecke mit Orden, Autogrammkarten und Fotos von den Auftritten. Die Achtjährige tanzt seit ihrem vierten Lebensjahr bei den Funkenkinder. Sie spielt mit Begeisterung Hockey, schwärmt für die Eiskönigin und spielt auch gerne mit Barbie Puppen und Lego Friends.

Autor:

Sabine Polster aus Monheim am Rhein

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