Eiserner Monheimer

Peter Lohmann mit T-Shirt und Teilnehmermedaille nach seiner Rückkehr von Hawaii. Foto: de Clerque
  • Peter Lohmann mit T-Shirt und Teilnehmermedaille nach seiner Rückkehr von Hawaii. Foto: de Clerque
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Der Monheimer Peter Lohmann ist beim 35. Ironman Hawaii am 12. Oktober gestartet – als einer von 1.800 qualifizierten Sportlern. Zum zweiten Mal hat der 48-Jährige an dem Wettbewerb über die Langdistanz im Triathlon teilgenommen. Nach einem harten Wettkampf mit vielen Höhen und Tiefen war Lohmann am Ende zwölf Minuten schneller als bei seiner ersten Teilnahme in 2010.

„Mir fehlen noch die Worte“, sagt Peter Lohmann. Der 48-Jährige ist vor rund zwei Wochen von Hawaii zurückgekehrt. Tief beeindruckt ist er von den Erlebnissen in Kailua-Kona, dem Ort auf Big Island, wo der härteste Triathlon der Welt alljährlich stattfindet. Obwohl es für den Amateursportler die zweite Teilnahme an diesem legendären Wettkampf war, war doch vieles anders als beim ersten Mal.

Bereits am 2. Oktober ist er hingeflogen. „Das erste, was ich nach der Landung erlebt habe, war Regen und eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Es war die ganze Zeit heiß und bedeckt. Kein trockenes Hawaii-Wetter mit Sonnenschein, wie ich es vom ersten Mal kannte“, erzählt er.

Zusammen mit den Sportlerkollegen Jürgen Geißler und Andreas Wloka aus Franken wohnte Lohmann in einer Drei-Männer-WG direkt am Alii Drive, einem Teil der Wettkampfstrecke und der Hauptstrecke zum Training. „Wir waren zehn Tage vorher da und man merkte, wie sich die Stimmung so langsam aufbaute. Den Mythos Hawaii, der über einem schwebte, fühlte man immer mehr, je mehr Athleten ankamen“, sagt der 48-Jährige.

Ob Profis oder Amateure – trainiert wurde nebeneinander. Für den Monheimer war dies schon sehr beeindruckend: „Wir sind mit den internationalen Profis geschwommen, ihnen auf der Laufstrecke begegnet. Man war sozusagen mit ihnen auf Augenhöhe.“ Auch die Nationenparade über den Alii Drive war ein Erlebnis für sich und die Massen am Pier am Wettkampftag selbst einfach unvorstellbar.

Trotzdem war die Stimmung bei Peter Lohmann nicht so gut: „Ich hatte mir vier Tage vor dem Wettkampf eine Erkältung eingefangen.“ Zu Halsschmerzen, Schnupfen und Rückenschmerzen kamen am Wettkampftag selbst noch Zahn-, Ohren- und Kopfschmerzen. Für den Monheimer begann ein Abwägen zwischen der eigenen Gesundheit und den Entbehrungen von 50 Wochen intensivem Training. Die Entscheidung war nicht einfach, aber klar: „Ich bin nicht um die halbe Welt geflogen, um dann nicht zu starten.“

Um 7 Uhr morgens gingen die Amateure an den Start, die Profis sind bereits eine halbe Stunde früher gestartet. Die erste Disziplin – das Schwimmen – hat gut geklappt. „Ich war acht Minuten schneller als 2010“, sagt er. „Das Salzwasser hat wohl alles gut durchgespült und ich war im Rennen drin.“ Mit 1:07 Stunden war er auch nur sechs Minuten langsamer als in Frankfurt, wo er sich bei der Europameisterschaft am 7. Juli als Vize-Europameister in seiner Altersklasse für Hawaii qualifiziert hatte (der Wochen-Anzeiger berichtete). „Das fand ich schon gut“, sagt Lohmann und fügt erklärend hinzu: „Auf Hawaii herrscht Neopren-Verbot.“

Der Wechsel zum Radfahren war auch in Ordnung. „Wir hatten gute Bedingungen. Gegenwind gab es erst auf den letzten 40 Kilometern und wir hatten auch keine Probleme mit den gefürchteten Mumuku-Winden“, so Lohmann. „Allerdings war auch die Leistungsdichte extrem hoch. Ich war schon schnell unterwegs, hatte aber noch nie so viele Teilnehmer um mich herum. Doch das motiviert dran zu bleiben und mitzufahren.“ In 4:55 Stunden hat der 48-Jährige die 180 Kilometer bewältigt. Damit war er 13 Minuten schneller als 2010 mit 5:08 Stunden.

Doch beim Wechsel zum Laufen meldete sich der Rücken. Sein erster Gedanke: Laufen geht gar nicht. Der zweite Gedanke: Das läuft sich ein. Und dann geschah das zweite Malheur: Lohmann hatte seine Salztabletten für den Lauf verloren. Doch durch die extrem hohe Luftfeuchtigkeit hat er beim Laufen viel geschwitzt. „An den Verpflegungsstationen wird kein Salz gereicht und die Elektrolytgetränke habe ich nicht gut vertragen“, erzählt er. Zweimal führte die Strecke am Hotel vorbei, bevor es auf den Highway ging. Zweimal dachte Peter Lohmann ans Aussteigen. Doch die Gedanken an 50 Wochen Schinderei ließen ihn weitermachen. „Selbst die Profis haben gesagt, dass sie noch nie so viele Gedanken ans Aussteigen gehabt hätten“, erzählt er. Außerdem haben ihn die vielen Zuschauer am Alii Drive motiviert. „Da ist immer einer der ruft ‚Good Job‘, ‚Go on‘, ‚Make your day‘. Auf dem Highway ist man dann plötzlich alleine mit den anderen Teilnehmern und den Verpflegungsstationen.“

Am Wendepunkt spürte Lohmann dann ein Grummeln im Magen, musste eine unfreiwillige Pause einlegen, kam aus dem Rhythmus und bekam schließlich Krämpfe in den Beinen durch die fehlenden Mineralstoffe. Das war fünf Kilometer vor dem Ziel. „Ich habe mich von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation gehangelt, bin aber keinen Meter gegangen.“ Doch 400 Meter vor dem Zieleinlauf konnte er die Beine nicht mehr kontrollieren und hat sich irgendwie ins Ziel gekämpft. Ehefrau Birgit und die Kinder Pia und Felix waren diesmal nicht vor Ort dabei, sondern hatten den Wettkampf per Live-Stream im Internet verfolgt. „Der Zieleinlauf war nicht so ein Genuss wie sonst. Ich wollte die Mütze abnehmen und meiner Familie einen Handkuss zuwerfen. Doch zu letzterem bin ich nicht mehr gekommen.“ Zu den Krämpfen in Waden und Oberschenkeln kamen noch welche in Armen und Schultern. So einen extremen Zieleinlauf hat Lohmann noch nie erlebt.

Mit Massagen und viel Trinken gab es Erleichterung. Den Marathon hat er schließlich in 3:20 Stunden absolviert und war damit neun Minuten langsamer als 2010. Am Ende steht eine Gesamtzeit von 9:30 Stunden, zwölf Minuten schneller als 2010. „Das ist eine Macht, sich so zu verbessern. Ich bekomme jetzt noch eine Gänsehaut“, so der Monheimer.

Einen kleinen Wermutstropfen gab es dann nach all den Qualen und der verbesserten Zeit dann doch: „Mein Ziel war es, unter die Top 5 in meiner Altersgruppe zu kommen und den Ehrenpreis mit nach Hause zu nehmen.“ Die um zwölf Minuten verbesserte Zeit reichte in der Altersgruppe M 45 diesmal aber nur für Platz 14, 2010 hatte er den neunten Platz gemacht. „Die Leistungsdichte war sehr, sehr hoch und mich macht es stolz, so eine Verbesserung erzielt zu haben“, ist Lohmann inzwischen mit dem Ergebnis versöhnt. Überwältigt war er auch von der Resonanz, die er per SMS und E-Mail von Familie, Freunden und Kollegen erhalten hat, die alles vor Fernseher und Computer mitverfolgt haben. „Das ist nochmal eine ganz besondere Wertschätzung dieser Leistung“, sagt er.

Was die Zukunft sportlich bringt, muss Peter Lohmann nun sehen. Eine Ironman-Distanz wird es auf alle Fälle im nächsten Jahr nicht geben. Jetzt bereitet sich der Monheimer erst mal auf das nächste Großereignis vor: St. Martin. Dann wird er hoch zu Ross den Laternenzug durch die Straßen der Altstadt anführen.

Hintergrund:

Ironman: Der Ironman ist ein Wettbewerb über die Langdistanz im Triathlon: 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen. Jedes Jahr finden weltweit Ironman-Wettkämpfe statt, bei denen man sich für einen der 1800 Plätze beim Ironman Hawaii qualifizieren kann. Außerdem werden zusätzlich 200 Plätze per Losverfahren vergeben.

Ironman Hawaii:
Der Ironman Hawaii ist der älteste und auch gleichzeitig der bekannteste Ironman. Er gilt als einer der schwierigsten Ausdauerwettkämpfe der Welt, was auch an den klimatischen Bedingungen mit Temperaturen von über 40 Grad Celsius und den Mumuku-Winden liegt. Der erste Wettbewerb fand 1978 auf Hawaii statt. Seit 2006 ist er offiziell als Weltmeisterschaft ausgeschrieben und vom Weltverband International Triathlon Union akzeptiert. Der 35. Ironman Hawaii fand am 12. Oktober in Kailua-Kona auf Hawaii statt.

Autor:

Sabine Polster aus Monheim am Rhein

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