Die große Altweiberparty – Rathaus mit Sturm genommen
Das Monheimer Rathaus ist gefallen. Auch in diesem Jahr waren alle Versuche des Bürgermeisters, sich mit seinen Getreuen den Angriffen der Monheimer Garden zu erwehren am Ende doch vergebens.
Um kurz nach 10 Uhr übergab Stadtoberhaupt Daniel Zimmermann die Schlüsselgewalt an Prinz Heinz IV. und Prinzessin Beate sowie an das Monheimer Kinderprinzenpaar.
Rund um diesen offiziellen Akt spielten sich dabei jedoch dramatische Szenen im Ratssaal ab. Nachdem die Karnevalisten zunächst das Regierungsgebäude gestürmt und den Bürgermeister abgesetzt hatten, kam es kurz drauf schon wieder zu Monheimer Verbrüderungsszenen. Denn während der gestürzte Regent gerade dabei war, die inzwischen so prall gefüllte Schatzkiste der Stadt an die neuen Herrscher zu übergeben, zerriss ein entsetzter Schrei die Szenerie: „Die Langenfelder kommen!“
Mit vereinten Kräften und rausgeholtem Lasso gelang es den karnevalistischen Streitkräften von Prinz Heinz IV. und Zimmermanns eben noch geschlagenen Rathaus-Verteidigern schließlich, den Feind gemeinsam mit erstaunlich locker daherkommenden Kriegstänzen in die Flucht zu jagen. Ob die Spaßbremsen aus dem Osten nun wegen Olaf Henning oder Psys „Gangnam Style“ davonliefen, man wird es vielleicht nie erfahren.
Und am Ende siegte dann doch, wie schön, die Liebe! Von allen Neidern und Nörglern befreit konnten die Monheimer Demokraten und Royalisten schließlich noch gemeinsam eine historische Hochzeit feiern. Im 111. Jahr der Gromoka und 398 Jahre nachdem sie einander kennen und lieben gelernt hatten, wurden Gänseliesel und Spielmann von Gromoka-Vize Moritz Peters vor dem versammelten Narrenvolk spontan dazu überredet, nun endlich den Bund fürs Leben zu schließen. Die Trauung wurde dabei von Prinz und Prinzessin vorgenommen. Moritz Peters: „Emil Drösser und Ingeborg Friebe haben für die Zeremonie extra ihre städtischen Ehrenringe gestiftet.“ Offensichtlich ohne Wissen des Paniker-Maestros der jedoch sogleich verzückt ausrief: „Mein Ring? Na, so wie ich mich kenne, hält die Hochzeit dann ewig…!“
Eigentlich praktisch: Heinz und Beate Blank sind auch die Eltern von Gänseliesel Alina. Doch während der stolze Brautvater sich bei der Gromoka schon für das schicke Hochzeitskleid in grün-rot-weiß und die Kosten-Übernahme durch die Gromoka bedanken wollte, musste Zeremonienmeister Moritz Peters hier doch enttäuschen: „Die Hochzeit gilt leider nur für das Traditionspaar. Kann also sein, dass Du im echten Leben doch nochmal ein Kleid kaufen musst.“ – Genaue Beobachter des bunten Treibens wollen danach bei Gänseliesel Alina Blank und Spielmann Oliver Koch deutlich weniger Schweißperlen auf der Stirn gezählt haben.
Wie auch immer. Moritz Peters hatte auf jeden Fall völlig Recht. Die jetzt vollzogene Hochzeit war ein absolut überfälliger und konsequenter Schritt. „In Zeiten, in denen nicht nur Lothar Matthäus und die Van der Vaarts, sondern auch Herr und Frau Wulff gescheiterte und neue Liebschaften in der Bild-Zeitung proklamieren, steht ein Paar wie ein Fels in der Brandung: Unsere Gänseliesel und ihr Spielmann!“ Seit knapp vierhundert Jahren führten diese beiden jungen, im vollen Saft der Hormone stehenden, Menschen eine Liebesbeziehung ohne Skandale, ohne Berichte in der Klatschpresse, und ohne dass einer von beiden jemals einen Chefredakteur der Bild angerufen hätte. Peters: „Hat man jemals davon gehört, dass die Gänseliesel ein Buch über den Spielmann geschrieben hätte, in dem sie ‚Jenseits des Protokolls‘ plaudert? Hat man je davon gehört, dass der Spielmann bei seinen vielen beruflich bedingten Kirmesbesuchen fremden Röcken hinterher geschaut hätte?“ Nein, schallte es aus dem schunkelnden Ratssaal. „In Zeiten, in denen deutsche Bundespräsidenten entweder in Trennung, oder in wilder Ehe leben setzen die beiden endlich ein Zeichen“, so der Gromoka-Wedding-Planer und lobte das Monheimer Vorzeige-Paar auch ob seiner modernen Interpretation der Geschlechterrollen: „Sie hat nichts dagegen, dass er mit seiner Fidel so oft auf Reisen ist. Aber er gewährt seiner Gänseliesel ihre beruflichen Entfaltungsmöglichkeiten. Sie muss nicht zuhause hocken, als emanzipierter Spielmann hat er gegen die Berufstätigkeit seiner Geliebten im Bereich der Veterinärbeaufsichtigung selbstverständlich überhaupt nichts einzuwenden.
Und so brachte denn auch aus der viele hundert Köpfe zählenden Hochzeitsgesellschaft niemand mehr einen Einwand hervor. Der festliche Trauungsakt durch Prinz und Prinzessin konnte vollzogen werden.
Die anschließende Hochzeitsfeier fand als Open-Air-Veranstaltung am Doll Eck statt. Helau!
Fotos: Michael de Clerque und Thomas Spekowius
Autor:Thomas Spekowius aus Monheim am Rhein |
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