Der Herr der Halle

Horst Köhler, Bernd Artelt und Jörg Lichtner im Lager für die Bodenplatten. Foto: de Clerque
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Er ist der Herr über 1000 Quadratmeter Bodenplatten und ebenso viele Quadratmeter Dekostoff: Bernd Artelt. Seit fünf Jahren ist er der Hallenbaumeister der Schwalbenjecke. Er führt Regie, wenn für die „Schunkelnde Sandberghalle“ die Sporthalle in eine Festhalle verwandelt wird. In diesem Jahr regiert er mit Prinzessin Silke als Prinz Bernd II. das Monheimer Narrenvolk.

Wenn die Rollhockeyspieler der Monheim Skunks nach ihrem Training am Mittwoch vor Altweiber das Spielfeld in der Sandberghalle verlassen, dann fängt um 18 Uhr für die Schwalbenjecke die Arbeit an. Sie verwandeln die karge Sporthalle bis Freitagnachmittag in eine schmucke Festhalle für 1200 Leute.

An vorderster Front im Einsatz: Bernd Artelt, der Hallenbaumeister der Schwalbenjecke und Prinz in dieser Session. Der 49-Jährige bringt als Bauleiter im Innenausbau der Firma Kaefer Construction GmbH perfekte Voraussetzungen für die Aufgabe mit. „Bei den Umbauarbeiten gibt es immer 1000 Fragen, aber unser Bernd weiß alles“, meint Pressesprecher Bernd Bormacher.

Bernd Artelt, seit 2001 Mitglied, ist mit Leib und Seele dabei: „Der Verein ist mein zweites Zuhause, die Halle mein Wohnzimmer“, erzählt er lachend. Fünf Tage Urlaub nehmen die berufstätigen Schwalbenjecke-Mitglieder für die Kostümsitzung in der Sandberghalle, sind mit Auf- und Abbau von Mittwoch vor Altweiber bis Veilchendienstag im Einsatz. „Da braucht man eine Partnerin, die das mitmacht und einem in dieser Zeit den Rücken freihält“, lobt der Prinz seine Silke.

Bis 22 Uhr am Mittwochabend müssen die Bodenplatten liegen – 800 Quadratmeter in der Halle und noch einmal 200 im Eingangsbereich. Eingelagert sind sie auf dem Gelände der Spedition Hilgers an der Bleerstraße. Mit zwei Lkw wird das Lager angefahren. Beim Beladen wird ein Gabelstapler genutzt. An der Sandberghalle wird per Hand abgeladen. Die Platten sind 3,50 Meter lang, 1,80 Meter breit und 19 Millimeter dick. „Da müssen immer vier Mann zugleich anpacken“, sagt der 1. Vorsitzende Andreas Thelen.

Beim Aufbau haben die 33 Mitglieder der Schwalbenjecke tatkräftige Unterstützung von der Jugendabteilung der Langenfeld Longhorns. Zweimal fahren die Lkw, bis alle Bodenplatten an Ort und Stelle sind. Ein Markierungssystem hilft, sie in der richtigen Reihenfolge zu verlegen.

Die Bühne wird am Donnerstagmorgen von einer professionellen Firma angeliefert und inklusive Beleuchtung aufgebaut. Für den Ton sorgen Guido Coenen und sein Team. Sie verlegen die Kabel und bauen die Boxen auf.

In der Halle wird ein Gerüst aufgebaut, um die je zwei Meter breiten Stoffbahnen in sechs Meter Höhe anzubringen. 1000 Qua-dratmeter schwarzer, schwer entflammbarer Dekostoff verschönern die Wände. Die durchnummerierten, an Türen und Bühne angepassten Stoffbahnen werden befestigt, abgerollt und die Nähte mit Nadeln zusammengesteckt. „Der Stoff macht nicht nur optisch was her. Die Raumakustik ist dadurch auch viel besser“, sagt Bernd Artelt.

Damit es in der Halle nicht zu heiß wird, werden Lüfter und Gebläse auf den Vordächern installiert. Da klettert der Hallenbaumeister auch bei Wind und Wetter raus aufs Dach. „Da wird er zum Prinz auf dem heißen Blechdach“, scherzt Bernd Bormacher. Die Lüftung läuft über eine autarke Stromversorgung, damit die Entrauchung auch im Notfall weiterläuft. Die ist eigens von einem Elektromeister abgenommen. Garderobe und Theken bauen die Schwalbenjecke donnerstags auf. Getränke werden angeliefert, ebenso Toilettenwagen und der Grillmaster.

Mit Klebeband werden die Sitzfläche und die 1,20 Meter breiten Fluchtwege am Freitagmorgen markiert. 96 Tische und 1000 Stühle müssen in Reih und Glied stehen. Freitagnachtmittag ist die Abnahme durch einen von der Stadtverwaltung beauftragten Sachverständigen. Seit 2012 gelten für die Veranstaltung erhöhte Sicherheitsauflagen. „Die werden von uns aber voll erfüllt. Das Auflagenprogramm haben wir gemeinsam mit der Stadt erarbeitet“, so Andreas Thelen. Er freut sich, dass laut Stadt „die Sitzung auch in den nächsten Jahren in dieser Form stattfinden kann.“

Restarbeiten, wie Deko-Clowns aufhängen und Tischnummern verteilen, erledigen die Schwalbenjecke am Samstagvormittag. „Mittags geht es schnell nach Hause, Duschen und Umziehen. Um 15 Uhr müssen wir alle wieder in der Halle sein“, so Thelen. Die Bundesligamannschaft der Langenfeld Longhorns übernimmt die Bewirtung und den Sicherheitsdienst. Die Schwalbenjecke helfen bei Eintrittskontrolle, Garderobe und weisen die Tische zu. Auf der Bühne führen die Sitzungspräsidenten Thomas Böhm und Frank Goebel ab 17.15 Uhr durch das närrische Programm.

Nach der Kostümsitzung ist noch Party angesagt – meist bis 4 Uhr morgens. Am Sonntagmorgen stehen die Karnevalisten aber schon wieder zum Abbau parat. Bis Dienstag 16 Uhr muss die Halle wieder tipptopp und abgenommen sein – erneut eine logistische Herausforderung, wenn man bedenkt, dass die Herren ja auch beim Rosenmontagszug mit von der Partie sind.

Als Prinz wird Bernd Artelt diesmal beim Hallenbau nicht an vorderster Front im Einsatz sein. Ein bisschen juckt es ihn aber schon in den Fingern. „Ich werde sicher mal vorbeischauen, wenn es der Auftrittsplan zulässt“, sagt er. 102 Auftritte hat das Prinzenpaar in der Session. Als Prinz mit der Gitarre hat Bernd II. sich einen Namen gemacht, begeistert mit einer Kuschelversion von „Drink doch ene met“, dem abgewandelten Stelter-Song „Ich hab‘ drei Haare auf der Brust, ich bin der Bernd“ und dem Kasalla-Hit „Alle Jläser huh“.

Rosenmontag 2013 wurde übrigens das Projekt „Prinz Bernd 2016“ geplant und auf einem Bierdeckel mit den Unterschriften der Schwalbenjecke für die Ewigkeit festgehalten. Klar, dass Bernd Artelt und Silke Nowatzki bei der 21. „Schunkelnden Sandberghalle“ ein Heimspiel haben. Nach dem Auftritt wird das Paar samt Gefolge und Familie bleiben und die Sitzung in „seinem Wohnzimmer“ mal aus einer völlig anderen Perspektive genießen. Prinz Bernd II.: „Darauf freuen wir uns schon sehr.“

Autor:

Sabine Polster aus Monheim am Rhein

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