19.11. - Namenstag früher
Unwiederbringlich vergangen
Buß- und Bettag, ein evangelischer kirchlicher Feiertag ist in meiner Erinnerung aus mehreren Gründen erhalten geblieben.
Im überwiegend katholischen Dorf wurde an diesem Tag meistens Wäsche gewaschen und hinterm Haus aufgehängt, Fenster geputzt, Bauern fuhren auch gern eine Fuhre Jauche auf den Acker – alles zur Freude der Christen von der anderen Fraktion. Die hatten sich allerdings schon an Allerseelen entsprechend rücksichtsvoll erwiesen.
Später dann wurde der arbeitsfreie Tag seines religiösen Inhalts entkernt und als zusätzlicher Sonntag dankend angenommen. In unserer Familie war Buß- und Bettag ein Familienfest, denn angesichts der gegebenen Nähe zum 19. November – Fest der Heiligen Elisabeth von Thüringen – wurde Mutters Namenstag begangen. Traditionelles Essen war dann „Pottschloht“ und beiläufig 2 Kilo Saure Nierchen. Über Jahre hinweg freute sich die Sippe auf Mutters Tafel, und – ehrlich gesagt, denke ich heute noch gern daran.
Mit dem Pottschloht haben wir in der Küche keine großen Probleme, wobei heute die Speckgrieben aus diätetischen Gründen verachtet werden. Die sauren Nierchen, und zwar nach Mutters Rezept - sind indessen eine unwiederbringliche Delikatesse. Rezepte wurden ausprobiert und Restaurants wurden ausgeforscht, meistens mit enttäuschendem Ergebnis. Mal war es Gulasch, mal Bröselfleisch, mal war es nicht sorgfältig geputzt oder nicht angemessen gewässert und in Milch „mariniert“, mal war es Essig und oft war es laff und langweilig. Ich hab es aufgegeben… „Ihr werdet nie mehr ihresgleichen finden.“
Nirgends und nie war der Sauce mit den hinzugefügten Nierchen vor dem Auftragen das letzte i-Tüpfelchen – ein großer Esslöffel Rübenkraut – appliziert worden, der es möglicherweise gewesen ist, was Mutters Namenstagsnierchen so unvergesslich gemacht hat.
Autor:Paul Scharrenbroich aus Monheim am Rhein |
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