Stärkung in neu gegründeter Selbsthilfegruppe
Mobbing macht Angst
Mobbing ist inzwischen – leider – ein vertrauter Begriff, insbesondere als Phänomen im Internet, im Beruf oder an Schulen. Ausgegrenzt und schikaniert werden kann man aber auch im privaten Bereich, beispielsweise in der Nachbarschaft. Für davon betroffene Menschen gibt es jetzt erstmals eine Selbsthilfegruppe im Kreis Mettmann.
von Beatrix Gerling
Wenn sich andere zusammenrotten gegen eine Einzelperson, wenn diese unter Druck gesetzt wird, sei es mit Worten, mit Gesten oder gar mit Übergriffen auf die Person oder deren Eigentum, und dies über einen längeren Zeitraum geschieht, spricht man von Mobbing. Dabei sind die Ausführenden ausgesprochen kreativ. „Mir hat man vom Balkon aus Wasser auf den Kopf gegossen. Mein Müll wurde regelmäßig durchwühlt. Ich wurde mehrfach fotografiert“, berichtet eine betroffene Person. Angefangen habe es ganz harmlos. Jemand aus der Nachbarschaft habe Nähe gesucht, erst ganz normal, dann immer intensiver. „Ich wurde regelrecht gestalkt. Wenn ich in den Waschkeller ging, verfolgte man mich, ich konnte die Wohnung nicht mehr betreten oder verlassen, ohne dass diese Person vor mir stand und mich bedrängte. Dann sprachen mich Nachbarn an: 'Man redet über Dich.' Was genau, wollte mir keiner sagen. Inzwischen fühle ich mich in meinen vier Wänden nicht mehr sicher.“Das zermürbt, raubt den Schlaf
Das zermürbt, raubt den Schlaf und die Ruhe. Plötzlich ist die Angst da angekommen, wo man sich eigentlich sicher und aufgehoben fühlen soll: im eigenen Zuhause.
Die Suche nach Hilfe führte sich in diesem Fall ins Nichts: „Die Polizei fühlte sich nicht zuständig, der Vermieter, ein Wohnungsunternehmen, kümmerte sich nur unzureichend. Eine Schiedsfrau, die eingeschaltet wurde, erklärte den Fall für hoffnungslos und riet mir, auszuziehen. Der Mieterschutzbund sagte mir, es gäbe inzwischen viel zu viele solcher Fälle und sie würden das jetzt aus dem Leistungskatalog nehmen.“
Keiner zuständig? Kann das?
Doch damit wollte sich dieses Mobbingopfer nicht zufriedengeben. „Es kann doch nicht sein, dass man in so einer Situation ganz alleine ist, dass alle sich rausziehen und keiner zuständig ist. Ich habe also Kontakt aufgenommen zum Paritätischen.“ Dort arbeitet Sabrina Koschack mit drei weiteren Kolleginnen bei der Selbsthilfe-Kontaktstelle. „Ich bin jetzt dabei behilflich, eine Selbsthilfegruppe für Mobbing und Stalking im privaten Bereich zu gründen“, berichtet sie im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger. „Wir bieten dafür den Raum, betreuen die ersten Sitzungen und machen die Gruppe in der Öffentlichkeit bekannt.“ Wichtig ist ihr, dass sich die Menschen aufgehoben fühlen und einen vertrauensvollen Rahmen vorfinden.
Sorgen von der Seele reden
„Die Treffen laufen beispielsweise so ab, dass zu Anfang jeder und jede kurz berichtet, wie die vergangenen Tage waren und ob es ein aktuelles Thema gibt, das sie beschäftigt. Die Gruppe wählt dann ein Thema aus, über das sich ausgetauscht werden kann. Jeder kann, keiner muss etwas beitragen.“ Informationen und Erfahrungen können hier besprochen werden, man kann sich seine Sorgen von der Seele reden unter ebenfalls Betroffenen. Und, ganz wichtig: „Was in der Gruppe besprochen wird, bleibt in der Gruppe!“
Wichtig: Die Selbsthilfe-Gruppe bietet keine juristische, medizinische oder therapeutische Beratung.
Kontakt für Mobbing-Opfer
Die Selbsthilfe-Gruppe Mobbing/Stalking im privaten Bereich trifft sich erstmals am Donnerstag, 17. November, um 18 Uhr in der Selbsthilfe-Kontaktstelle des Paritätischen in Mettmann, Mühlenstraße 15. Die Treffen dauern jeweils rund 90 Minuten, geplant sind sie alle zwei Wochen.
Wer Interesse hat, wendet sich an Sabrina Koschack und ihre Kolleginnen, Telefon 02104/965622, E-Mail selbsthilfe-mettmann@paritaet-nrw.org, www.selbsthilfe-mettmann.de Kontakt
Autor:Harald Landgraf aus Dinslaken |
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