„Zukunftshäuser“ auf dem alten Brauereigelände
Mit Energiekosten von rund 20 Euro im Monat ist ein Reihenhaus machbar – wenn es alle technischen Möglichkeiten ausschöpft. Solche Häuser entstehen nun auf dem früheren Brauereigelände. Und was an Mehrkosten durch aufwändigeres Material anfällt, wird durch Fördergelder wieder ausgeglichen. Denn das Projekt ist aufgenommen in das Landesprogramm „100 Klimaschutzsiedlungen“, das Stadtplanung und Investoren nun der Presse vorstellten.
„Wir sind sehr froh, dass wir mit der Firma IMWest einen Investor auf dem Gelände haben, der sehr zielstrebig und zügig voran geht und ein Konzept vorgelegt hat, das sehr gut in die Struktur des Umfeldes passt. Städtebaulich wird hier ganz deutlich ein neuer Akzent gesetzt“, stellte Bürgermeister Daniel Zimmermann bei der Präsentation im Rathaus vor.
IMWest-Geschäftsführer Fred Girschkowski spielte den Ball zurück und lobte die kommunikative Zusammenarbeit mit der Stadtplanung. Sein Kollege Cornelius von Ingersleben ging auf das Förderprogramm „100 Klimaschutzsiedlungen“ des Landes ein, in das inzwischen 37 Projekte aufgenommen wurden und gefördert werden. Das Monheimer Projekt ist eines davon. Voraussetzungen waren unter anderem die Reaktivierung einer Industriebrache und der niedrige CO2-Ausstoß, der in Monheim dadurch erreicht wird, dass die Häuser komplett auf eine Heizung verzichten.
Das ist nur möglich, wenn die Häuser eine perfekt dichte Dämmung haben („Sie können dabei durchaus an eine Thermoskanne denken“, fügte Gierschkowski an). Die Lüftungsanlage spielt dabei eine wichtige Rolle. Die Frischluft wird über einen Erdkollektor angesaugt, der im Winter angewärmte und im Sommer vorgekühlte Luft liefert. Verbrauchte Luft wird in einer Wärmepumpe weiter verwertet. Nur für die Warmwasserbereitung braucht man etwas Strom, die durch eine Solaranlage erzeugt werden kann – zum eingangs erwähnten Preis von etwa 20 Euro.
Das Prinzip der Passivhäuser ist in Deutschland seit rund 40 Jahren bekannt, es hat sich nur noch nicht so recht durchgesetzt, weil die Baukosten stets zu hoch waren. Doch auch das hat sich inzwischen geändert, sie sind nur etwa noch 10 Prozent teurer als der Standard, und dies wird ausgeglichen durch besondere Förderung, die auch der Käufer durch zinsgünstige Kredite der KfW-Bank erhalten kann.
Womit das Stichwort „Geld“ gefallen wäre. Die Häuser in Monheim kosten zwischen 330 000 und 350 000 Euro (gut 150 Quadratmeter Wohnfläche plus 17 Quadratmeter Keller). Die Häuser haben drei Geschosse und einen Keller, in dem auch noch ein Raum für Wohnzwecke nutzbar ist. Tragende Wände bestehen nur zum angrenzenden Haus, dazwischen kann alles offen sein. Für das gleiche Haus müsste man übrigens in Köln rund 100 000 Euro mehr auf den Tisch blättern, berichten die Investoren.
Die insgesamt 36 Häuser werden in zwei Abschnitten gebaut. Der erste Abschnitt umfasst 18 Häuser einschließlich der Tiefgarage, in der die Autos ebenso verschwinden wie in Carports – der Bereich an den Hauseingängen ist nur zum Be- und Entladen befahrbar, ansonsten sind die Wohnwege autofrei. Die ersten Beurkundungen sind abgeschlossen, die Handwerksarbeiten ausgeschrieben, mit dem Bau kann bis Ende Februar begonnen werden. Bis 31. März 2013 sollen die ersten Bewohner einziehen.
Wer sich ein Passivhaus schon mal ansehen möchte, kann das in der Nähe machen – und zwar in Langenfeld. Hier hat ein Privatinvestor drei Exemplare an der Feldstraße bauen lassen. Besichtigungstermine vermittelt die IMWest an Interessenten.
Stadtplaner Robert Ullrich lobte das städtebauliche Konzept wegen dichter Bebauung und dennoch individueller Wohnform. Hier werde ein Standart entwickelt, der auch für die nächsten Wohnsiedlungen gelten werde. Wo das denn sein wird? Vielleicht am Krämersee, in Baumberg-Ost, auf weiteren Industriebrachen…
Autor:Thomas Spekowius aus Monheim am Rhein |
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