ZdK-Präsident Prof. Sternberg beim KKV-Neujahrsempfang: Keine Pauschalverurteilung von Flüchtlingen

Neues Schwerpunktthema des KKV: „Mensch bleiben in der Arbeitswelt“

„Einer ganz großen Weltreligion einen Hang zum Hass zu unterstellen ist fatal. Deshalb warne ich vor einer Pauschalverurteilung von Flüchtlingen und Muslimen aufgrund der Silvestervorkommnisse in Köln. Für eine gelingende Integration der Muslime wird es weiterhin auf den Dialog ankommen.“ Mit diesen deutlichen Worten warb der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Prof. DDr. Thomas Sternberg, anlässlich des Neujahrsempfangs des KKV, Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung, in Münster, weiterhin für direkte Gespräche mit den Muslimen. Der Monheimer Bundesvorsitzende des KKV, Bernd-M. Wehner, unterstützte diese Aussage und wies bei dieser Gelegenheit darauf hin, dass der Monheimer KKV bereits seit über zehn Jahren den Dialog mit den Muslimen vor Ort führe. Gleichzeitig plädierte er für eine sachlichere Debatte bei der Flüchtlingspolitik. Diese dürfe auch von Mitgefühl getragen sein. Trotzdem müsse hier nach praktikablen Lösungen gesucht werden. Außerdem müsse man zwischen Asyl und Einwanderung unterscheiden. „Wer bei nachweisbarer politischer Verfolgung oder bei Flucht vor Krieg- und Völkermord bei uns Asyl beantragt, den können wir nicht wieder wegschicken. Hier darf es keine Obergrenze der Hilfe geben“, so Wehner wörtlich.

Zum fünften Neujahrsempfang des KKV-Bundesverbandes, der zum ersten Mal in Münster stattfand, konnte Josef Ridders, einer der stv. Vorsitzenden des KKV-Bundesverbandes und Vorsitzender der KKV-Ortsgemeinschaft in Greven, rund 100 KKVerinnen und KKVer und Gäste im Franz Hitze Haus begrüßen. Als man bei Prof. Sternberg nachgefragt habe, ob er als Gastredner zur Verfügung stünde, habe man noch nicht wissen können, dass er zu diesem Zeitpunkt auch Präsident des ZdK geworden sei. Um so mehr freue sich der KKV, ihn nicht nur als Hausherrn der Akademie Franz Hitze Haus sondern auch als ersten Repräsentanten des obersten Laiengremiums der Katholischen Kirche begrüßen zu können.

Christen müssen „Konsensbildner“ sein

Thomas Sternberg wies in seiner Rede darauf hin, dass ein Dialog mit Muslimen nur gelingen könne, wenn diejenigen, die ihn führten, auch ihre eigenen Werte vertreten würden. Er appellierte an die Christen, sich als „Konsensbildner“ zu engagieren und Gemeinschaft herzustellen. Es gelte „mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die anders sind als wir“. Eine der wichtigsten Aufgaben der Christen in naher Zukunft werde es sein, „zum Kitt der Gesellschaft“ beizutragen, so Sternberg weiter.

Darüber hinaus ging der ZdK-Präsident auch auf das neue Schwerpunktthema des KKV „Mensch bleiben in der Arbeitswelt“ ein. Hier richtete er die Forderung an die Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung, sich stärker jenen Menschen zu widmen, die nicht am Erwerbsleben teilnehmen. Neben Arbeitslosen gebe es die Gruppe derer, die nicht in der Lage seien, eine qualifizierte Arbeit auszuüben. Sie dürften nicht einfach mit Sozialgeld ruhiggestellt werden. Vielmehr brauche es Arbeitsmodelle, die ihnen das Gefühl vermittelten, gebraucht zu werden. "Jeder Mensch braucht am Tag eine Dosis der Bedeutung für andere", zitierte Sternberg den Psychiater Klaus Dörner.

Plädoyer für neue Internetkultur

Der KKV-Bundesvorsitzende erinnerte in seinem Rückblick an die zahlreichen Themen mit denen sich der Bundesverband im vergangenen Jahr auseinandergesetzt und zu denen er Stellung bezogen habe. So habe er beispielsweise die unter bestimmten Bedingungen eingeführte Rente mit 63 Jahren als kontraproduktiv kritisiert. Außerdem habe er sich bei der Suizid-Debatte sehr engagiert für den Gesetzentwurf von Sensburg/Dörflinger/Hüppe eingesetzt, der die Strafbarkeit der Teilnahme an der Selbsttötung sehr eng gefasst habe. Darüber hinaus habe der Bundesverband für eine neue Internetkultur plädiert. „Offenbar ist für viele Menschen, die sich im Netz äußern, Anstand und Wertschätzung ein Fremdwort. Es ist jedenfalls erschreckend, mit welcher Häme und vielfach sogar Hass andere Meinungen niedergemacht werden“, so Wehner.

„Das Evangelium muss auf zwei Beinen kommen“

In seinem Ausblick auf die Aktivitäten des KKV in 2016 wies der KKV-Bundesvorsitzende auf den immer größer werdenden Glaubensverlust hin. Angesichts dieser Glaubenskrise werde es entscheidend sein, dass Christen selbst durch ihr persönliches Vorbild aber auch durch das Wort Zeugnis von ihrem Glauben und der damit verbundenen Hoffnung ablegten. „Auch als Verband sind wir hier gefordert. Wir müssen wieder ‚Salz der Erde’ werden.“ Der Kölner Erzbischof, Kardinal Woelki, weise zu Recht darauf hin, dass jeder getaufte und gefirmte Christ aufgerufen sei, die Botschaft des Evangeliums weiterzugeben – vor allem durch die Tat. Kurzum: Das Evangelium müsse auf zwei Beinen kommen. Nur so sei man als katholischer Sozialverband glaubwürdig und letztlich auch attraktiv.

Wehner zeigte weitere Themen auf, denen sich der KKV in diesem Jahr stellen wolle. So werde man frei nach dem Motto “Der Mensch ist nicht für die Arbeit da, sondern die Arbeit für den Menschen“ darüber diskutieren, wie menschenwürdiges Arbeiten in einer immer schneller werdenden digitalisierten Arbeitswelt möglich sei. Unter dem Stichwort „Industriegesellschaft 4.0“ habe der Fördererkreis für Bildungsarbeit im KKV Unternehmen, Verbände und Institutionen bereits einen Fragenkatalog vorgelegt, um mit einer Situationsanalyse den technologischen Wandel in einer digitalisierten Arbeitswelt zu erfassen. Dabei gelte das Augenmerk besonders den Auswirkungen auf die sozialen Verhältnisse und der Frage nach Chancen und Risiken für den Menschen an seinem veränderten Arbeitsplatz. Ein zweiter Schritt werde sein, bei den entsprechenden Fakultäten diese Analyse vorzustellen, um dann das Thema in einer Semesterarbeit vertiefen zu lassen, und mögliche Konsequenzen aufzuzeigen.

Lebensschutz am Anfang und am Ende, Familie und Beruf, Genderideologie, Flüchtlingsfrage, Sonntagsschutz, Gewalt und Hass im Netz seien weitere Themen, denen sich der KKV stellen werde, erläuterte Wehner. „Als eine Gemeinschaft engagierter Katholiken wollen wir gemäß unserem Grundsatzprogramm solidarisch und mitgestaltend in Beruf und Arbeitswelt, in Staat und Gesellschaft wirken, um dabei christlichen Wertvorstellungen Geltung zu verschaffen“, unterstrich der KKV-Bundesvorsitzende die Zielsetzung des Verbandes.

Der Bundesverband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung e.V. ist ein katholischer Sozialverband mit rund 80 Ortsgemeinschaften in ganz Deutschland. Informationen zum KKV erhalten Sie im Internet unter www.kkv-bund.de, oder unter 0201 87923 – 0.

Autor:

Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein

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