Wähler entscheiden sich erneut für Noll
"Wenn ich von meinem Balkon auf die Straße gucke, sehe ich ein Plakat mit der attraktiven jungen Frau. Die gefällt mir ja wirklich - aber ich wähle sie trotzdem nicht", erzählte ein älterer Mann einem Bekannten vor meinem Wahllokal. Was oder wen er wählte, konnte ich im Vorbeigehen nicht mehr hören. Ist jetzt ja auch entschieden: Die meisten Stimmen im Wahlkreis 104 (Mettmann I) konnte erneut Michaela Noll für sich verbuchen.
Von Elfie Steckel
Südkreis Mettmann. Bis zuletzt haben die Parteien auch im Südkreis Mettmann um jede Stimme gekämpft. Das schlägt sich sicher in der guten Wahlbeteiligung nieder, die bei knapp 80 Prozent liegt. Das ist zunächst einmal sehr erfreulich. Erhebliche Einbußen mussten aber die beiden GroKo-Parteien einstecken. In den sechs Städten des Wahlkreises (Mettmann, Erkrath, Haan, Hilden. Langenfeld und Monheim) stellt aber - im Gegensatz zum bundesweiten Trend - die FDP die drittstärkste Partei, die gegenüber der Wahl von 2013 um knapp 10 Prozent zulegte.
Zweitstimmen des Wahlkreises
Betrachtet man den gesamten Wahlkreis und die Zweitstimmen, dann büßte die Union 9 Prozent ein und kam nur noch auf 34,0 Prozent, die SPD verlor 5,2 und schaffte 23,0 Prozent. Die FDP erreichte 16,2 (+ 9,9), die AfD 9,5 (+4,4) die Linke 6,4 (+1,3) und die Grünen 7,4 (-0,3) Prozent. Auf die "Sonstigen" verteilten sich dann noch 3,5 Prozent der Stimmen.
Die Erststimmen, mit der der Direktkandidat eines Wahlkreises seinen Platz im Berliner Parlament gewinnt, verteilen sich wie folgt: Michaela Noll (CDU) aus Haan 44,6 Prozent (70.762 Stimmen), abgeschlagen schon Jens Niklas (SPD), ebenfalls aus Haan, 25,7 Prozent (40.820 Stimmen), Jörg Leunert (Grüne) aus Mettmann 6,9 Prozent (11.013 Stimmen), Dieter Karzig (Linke) aus Langenfeld 5,5 Prozent (8.647 Stimmen), Martina Reuter (FDP) aus Hilden 8,3 Prozent (13.202 Stimmen) und Martin E. Renner (AfD) aus Haan, der 8,9 Prozent (14.106 Stimmen) erhielt. Er wird über die Landesliste seiner Partei ebenfalls in den Bundestag einziehen.
Feier in der Richrather Schützenhalle
Michaela Noll wurde damit zum vierten Mal in ihrem Wahlkreis direkt gewählt - aber sie ist dennoch schon länger Mitglied des Deutschen Bundestages als die Kanzlerin. Denn bei der Wahl vor 15 Jahren kam sie erstmals über die Landesliste der Union in den Bundestag, dem sie seitdem ununterbrochen angehört. Für die Frauen und Männer, die in den vergangenen Wochen auf Marktplätzen und in Sälen des Wahlkreises für sie gekämpft hatten, war es klar, dass der Sieg gefeiert werden musste. Wie üblich, zentral für den ganzen Wahlkreis in der Richrather Schützenhalle in Langenfeld.
Dort hatten sich am späten Sonntagabend auch zahlreiche Anhänger eingefunden, und als die wiedergewählte Abgeordnete endlich eintraf, brandete langanhaltender Beifall auf. Noll musste sich den Weg durch die Gratulanten zur Bühne ebnen, und dann dankte sie allen, die ihr im Wahlkampf mitgeholfen hatten. "Es war mein fünfter Wahlkampf und auch mein anstrengendster", was auch etliche Partygäste im Saal bestätigten. Noll versicherte im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger, dass sie weiterhin verlässlich arbeiten werde. Mit der AfD werde man sich argumentativ auseinandersetzen müssen. Noll: "Der Wähler hat entschieden, das müssen wir respektieren, aber wir werden alles daran setzen, dass das bei der nächsten Wahl nicht mehr passiert!"
Ergebnisse im Langenfelder Rathaus verfolgt
Direkt nach Schließung der Wahllokale hatten sich traditionell im Langenfelder Rathaus Politiker und interessierte Mitbürger eingefunden, die nicht nur das Eintreffen der Ergebnisse aus den einzelnen Wahlbezirken verfolgten, sondern auch die "Großwetterlage" auf Großbildleinwänden verfolgten. Als "nicht zufriedenstellend" bezeichnete Bürgermeister Frank Schneider das Wahlergebnis, und damit meinte er nicht nur das schlechte Abschneiden der Union. Heike Lützenkirchen, örtliche SPD-Chefin, fand das AfD-Ergebnis "erschreckend", stimmte allerdings auch der Absage an eine erneute Große Koalition zu. FDP-Chef Frank Noack strahle übers ganze Gesicht, das sich nur beim Stichwort AfD verfinsterte.
Sehr enttäuscht über sein Ergebnis, aber auch über das der Bundes-SPD äußerte sich Kandidat Jens Niklaus, und auch bei seinen Parteifreunden in Langenfeld und Monheim herrschte alles andere als Partystimmung. Den Wahlsonntag hatten sie sich anders vorgestellt. Wenn die Katerstimmung bei den beiden großen Parteien verflogen ist, haben sie ja noch etwas Zeit, die Weichen richtig zu stellen für die nächste Wahl: Europawahl ist im Frühjahr 2019, Kommunalwahl im Herbst 2020.
Autor:Lokalkompass Langenfeld - Monheim - Hilden aus Monheim am Rhein |
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