Sportstätten-Finale endet 21:18 nach Verlängerung und Elfmeterschießen

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Nach einem ebenso spannenden wie rassigen Finale endete die vorerst wohl tatsächlich letzte Schlacht um das Monheimer Sportstättenkonzept in der Sonderratssitzung an diesem Montag mit dem erwarteten Ergebnis.

Nach rund zweieinhalbstündigen Ringen und gleich zwei längeren Sitzungsunterbrechungen traten die Ratsmitglieder schließlich per geheimer Abstimmung zur finalen Entscheidungsfindung an den Punkt, die Wahlurne, um zu Ende zu bringen, was – darin waren sich immerhin alle Akteure in der Arena einig – an diesem Abend einfach zu Ende gebracht werden musste.

21:18 lautete schließlich das Endergebnis. Und es deutet darauf hin, dass alle ihren Ball genau in der Ecke versenkt hatten, wo sie auch treffen wollten. Denn 21 Stimmen entsprechen exakt der Mannschaftsstärke, die der Bürgermeister mit seiner eigenen Stimme sowie die 12 ihn stützenden Peto-Teamkameraden und die 8 Monheimer Sozialdemokraten an diesem Abend aufbieten konnten. Auf der anderen Seite trafen die 12 CDU-Mitglieder sowie die 3 Liberalen und die 3 Grünen für ihre Farben. Allein die Linke und die Menschen für Monheim hatten sich in Person von Benjamin Kenzler und Lilo Friedrich der Verantwortung entzogen, indem sie zur alles entscheidenden Sitzung gar nicht erst im Ratssaal aufgelaufen waren.

21:18 hieß es am Ende folgerichtig für den Verwaltungsvorschlag. Das heißt: Die bestehende Bezirkssportanlage an der Bregenzer Straße wird nun noch in diesem Sommer für 3 Jahre plus X notdürftigst saniert und bekommt damit eigentlich nur den so dringend benötigten Kunstrasenplatz. Das geht allerdings dafür so schnell, dass Bürgermeister Zimmermann berechtigte Hoffnungen hegt, dort bereits „im September oder Oktober den ersten Ball ins Tor schießen zu können.“

Gleichzeitig will die Stadt versuchen, so schnell wie möglich an zwölf Grundstücke am nordöstlichen Ende des Holzwegs zu kommen, um dort Wohnbebauung und den endgültigen Standort für einen komplett neuen Sportplatz zu realisieren. Dann wird der zuvor sanierte Platz an der Bregenzer Straße endgültig abgerissen und ebenfalls in Baugrund verwandelt.
Vor allem um den Sinn für die Kosten dieser 300.000 Euro teuren Kurzzeit-Sanierung wurde am Donnerstagabend noch einmal heftig gerungen. Es ging jedoch auch um die Frage, wie lange es wohl tatsächlich dauern wird, mit gleich zwölf Eigentümern um den Verkauf oder Tausch ihrer Grundstücke zu verhandeln und ob es tatsächlich Sinn macht, einen neuen Sportplatz direkt neben einem neuen Wohngebiet zu planen.

Die Ratsmitglieder von CDU, FDP und den Grünen sprachen sich daher für einen Gegenvorschlag aus, der ausgerechnet aus der Feder von Robert Bossmann stammte, jenem Baumberger Landwirt also, der bekanntlich der ersten zimmermannsche Sportplatz-Variante an der Wolfhagener Straße so spektakulär den Knock-Out versetzt hatte. Bossmann hatte nun vorgeschlagen, die Bezirkssportanlage doch an Ort und Stelle voll und dauerhaft zu sanieren, und das zur Gegenfinanzierung notwendige Neubaugebiet am Holzweg auf etwas kleinerem Grund, vor allem aber mit weit weniger Grundstücksbesitzern zu planen. Doch die von ihm als „Goldene Brücke“ gepriesene Last-Minute-Lösung, die die Ratsmitglieder erst am Tage der Sitzung via E-Mail erreicht hatte und die tatsächlich einige salomonische Züge trug, mochte weder dem Bürgermeister, noch der Peto und auch nicht den Sozialdemokarten so recht als Königsweg erscheinen. Sie hegten auch hier gewiss nicht ganz unangebrachte Zweifel an der Machbarkeit. So hatte Bossmann „sein“ Wohngebiet zu weiten Teilen in den nordöstlichen Landschaftsschutzraum hineingeplant, der die Monheimer Stadtplaner von sehr viel guten Willen bei Kreis und Bezirksregierung abhängig gemacht hätte, und Bossmann ging optimistisch von einer in der Bevölkerung akzeptierten Sportanlage an der Bregenzer Straße aus. Tatsächlich gibt es aber auch hier gutachterlich bestätigt vor allem an den Wochenenden erhebliche Auflagen hinsichtlich einer möglichen Lärmbelästigung. Und ähnlich wie im Jahnstadion akzeptierten die Menschen hier in den letzten Jahren eine Sportanlage, die wegen ihres bekanntermaßen schlechten Zustands tatsächlich kaum genutzt wurde.
So bleibt als Fazit: Einen tatsächlich goldenen Weg konnte man am Holzweg wohl gar nicht mehr finden. Der Kielsgraben war bekanntlich aus dem Rennen, weil er spätestens nach dem Bodengutachten nicht mehr mehrheitsfähig war. Und so entschied der Rat am Ende so, wie es die aktuelle Mehrheit seiner Ratsmitglieder in dieser Frage für bestmöglich hält – für den Verwaltungsvorschlag und die so genannte Nordvariante.
Mit Ausnahme der sich enthaltenden Grünen beschloss der Rat danach noch einstimmig, die Planungen am Kielsgraben fortzusetzen. Doch das ist nun endgültig ferne Zukunftsmusik.

Was bleibt ist in einer insgesamt von allen Seiten auffallend sachlich geführten Debatte noch das kurz lauter werdende Duell zwischen CDU-Fraktionschef Tim Brühland und Peto-Frontfrau Lisa Riedel. „Wenn Sie das alles, was Sie hier heute erzählen, den Menschen auch im letzten Wahlkampf erzählt hätten, säßen sie heute nicht in dieser Mannschaftsstärke und mit diesem Bürgermeister hier“, attackierte Brühland mit Blick auf die Tatsache, dass die Peto, ebenso wie die Sozialdemokraten, den Monheimer Wählern vor anderthalb Jahren eigentlich versprochen hatten, alle Sportplätze an Ort und Stelle und ohne jeden Landverkauf in Baumberg oder Monheim realisieren zu können.“ In Lisa Riedels trockenem Konter („Ich glaube nicht, dass der letzte Wahlkampf nur wegen der Sportstättenfrage entschieden wurde.“), dürfte freilich ebenso viel Wahrheit liegen. Und Fakt ist auch: Letztlich bewiesen Peto und SPD in der Sportstättenfrage in der Endphase des Wettkampfs mehr mannschaftliche Geschlossenheit, als es CDU und FDP je gelungen war. Das war am Ende spielentscheidend.

Nur klappen sollte es diesmal mit dem Grundstücksankauf auch wirklich. Sonst spielen im Baumberger Nordosten demnächst nicht die Sportfreunde, sondern höchstens der FC Waterloo.

Autor:

Thomas Spekowius aus Monheim am Rhein

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