KKV: „Mensch bleiben in der Arbeitswelt“

“Der Mensch ist nicht für die Arbeit da, sondern die Arbeit für den Menschen“

„Mensch bleiben in der Arbeitswelt“ lautet das derzeitige Schwerpunktthema des KKV, Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung. Damit greift der katholische Sozialverband ein Thema auf, das heute aktueller ist denn je. Die Globalisierung mit ihrem internationalen Druck auf die Unternehmen und damit auch auf die Arbeitnehmer wird immer größer. Alles muss immer schneller und billiger produziert werden. Dass dabei vielfach die Qualität auf der Strecke bleibt, liegt auf der Hand. „Die zahlreichen Rückrufaktionen – nicht nur bei den Autoherstellern – zeigen dies sehr deutlich“, so der Monheimer KKV-Bundesvorsitzende Bernd-M. Wehner. „Dem Konsumenten wird vorgegaukelt, dass er nur auf der Höhe der Zeit ist, wenn er die jeweils neuesten elektronischen Geräte hat oder die modernste Designer-Mode trägt.“ Wie hat es Danny Kaye, der amerikanische Entertainer, so treffen formuliert: „Manche Menschen geben Geld aus, das sie nicht haben, für Dinge die sie nicht brauchen, um Leuten zu imponieren, die sie nicht mögen.“

Hinzu komme eine Mentalität, alles sofort und gleichzeitig haben zu wollen. Deshalb plädiert der KKV immer wieder für eine Kultur des Maßes und der Genügsamkeit. So ist es Ziel der Wirtschaft, die materielle Versorgung mit allem, was wir zum Leben brauchen, sicherzustellen und nicht den Überfluss zu produzieren, wie es das II. Vatikanische Konzil in Gaudium et Spes 63 (GS) auf den Punkt gebracht hat. Schließlich sind die Ressourcen wie Rohstoffe, Maschinen, Grund und Boden, menschliche Arbeitskraft usw. knapp. „Wir müssen daher Wirtschaftsordnungen schaffen bzw. die Wirtschaft so organisieren, dass diese knappen Ressourcen möglichst effizient und vernünftig genutzt werden, so Wehner weiter. Deshalb seien auch im Wirtschaftsleben „die Würde der menschlichen Person und ihre ungeschmälerte Berufung wie auch das Wohl der gesamten Gesellschaft zu achten und zu fördern, ist doch der Mensch Urheber, Mittelpunkt und Ziel aller Wirtschaft“ (GS 63).

KKV vergibt alle zwei Jahre den Preis für den „Ehrbaren Kaufmann“
Nicht zuletzt deshalb vergibt der KKV alle zwei Jahre den Ehrenpreis „Ehrbarer Kaufmann“. Er setzt damit ein starkes Zeichen für einen verantwortlichen und ethisch guten Umgang von Unternehmern mit Mitarbeitern und Kunden sowie der Gesellschaft als Ganzes. Mit dem Ehrenpreis erinnert er an eine alte Kernkompetenz des Verbandes: Das Ideal des „ehrbaren Kaufmanns“. „Während der Begriff heute wieder eine gesellschaftspolitische Renaissance erlebt, hat der KKV als einstmals kaufmännischer Verband die Idee seit 1877 hochgehalten und auch dann dazu gestanden, als es nicht unbedingt angesagt war, in Zeiten schneller Gewinne bodenständig, nachhaltig und sozial zu sein“ unterstreicht Joachim Hüpkes, Geschäftsführer des KKV-Bundesverbandes. Der Leitspruch des KKV "Ehrlich im Handel, christlich im Wandel" sei daher aktueller denn je.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Papst Franziskus wies am 19.08.15 vor rund 7.000 Pilgern in Rom darauf hin, dass „die moderne Organisation der Arbeit oft eine gefährliche Tendenz aufweist, die Familie als Last für die Produktivität anzusehen und ein feindliches Klima gegenüber Kindern und alten Menschen zu schaffen.“ Aus diesem Grund tritt der katholische Sozialverband auch dafür ein, dass Familie und Beruf in fairer Weise miteinander vereinbar sein müssen. Auch hier gilt: Nicht die Familienstrukturen müssen sich der Wirtschaft anpassen, sondern die Wirtschaft muss sich nach den Bedürfnissen der Familien ausrichten.

Arbeit 4.0 – Chancen und Risiken
Weiter wird der KKV frei nach dem Motto “Der Mensch ist nicht für die Arbeit da, sondern die Arbeit für den Menschen“ darüber diskutieren, wie menschenwürdiges Arbeiten insbesondere in einer immer schneller werdenden digitalisierten Arbeitswelt möglich ist. Unter dem Stichwort „Arbeit 4.0“ wird der Fördererkreis für Bildungsarbeit im KKV mit Unternehmen, Verbänden und Institutionen über den technologischen Wandel in einer digitalisierten Arbeitswelt diskutieren. „Dabei gilt unser Augenmerk besonders den Auswirkungen auf die sozialen Verhältnisse und der Frage nach Chancen und Risiken für den Menschen an seinem veränderten Arbeitsplatz“, betont Georg Konen, der Sprecher des KKV-Fördererkreises für Bildungsarbeit.

Sonntagsschutz – ein Geschenk für die Menschen
Ein weiterer Schwerpunkt des KKV ist deshalb die Frage des Sonntagsschutzes. Auch hier gilt: Die Arbeit gehört zwar zum Leben, aber sie ist nicht das Leben. Deswegen ist das Gebot der Sonntagsruhe ein Bollwerk gegen die (freiwillige oder erzwungene) Versklavung des Menschen durch die Arbeit.

KKV fordert "Kultur der Unerreichbarkeit"
Und weil die Arbeit nie aufhört, muss der Mensch immer wieder mit der Arbeit aufhören – zumindest im Urlaub und am Sonntag. Deshalb fordert der KKV schon seit längerem eine "Kultur der Unerreichbarkeit" als Teil einer neuen Arbeitsphilosophie. Und er appelliert immer wieder an Arbeitgeber und Vorgesetzte, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor allem im Urlaub wirklich abschalten zu lassen. „Schließlich ist keiner so wichtig, dass er jederzeit für seinen Arbeitgeber erreichbar sein muss“, unterstreicht der KKV-Bundesvorsitzende und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Na ja, fast keiner!“

Der Bundesverband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung e.V. ist ein katholischer Sozialverband mit rund 80 Ortsgemeinschaften in ganz Deutschland. Informationen zum KKV erhalten Sie im Internet unter www.kkv-bund.de, oder unter 0201 87923-0.

Autor:

Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein

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