KKV-Frühjahrstagung: "Ehe ist eine zentrale Bedingung für das Gelingen menschlichen Lebens"
"Kein Zweifel, Ehe und Familie leisten einen herausragenden Beitrag zum Wohl der Gesellschaft. Die eheblinde deutsche Familien-, Arbeitsmarkt- und Gleichstellungspolitik tut sich jedoch überaus schwer, der Bedeutung der Ehekultur für das Gemeinwohl Rechnung zu tragen. Statt sie unverzichtbare Voraussetzung für die Regeneration der Gesellschaft, für deren Innovation und Zukunft zu schützen, scheint sie in ihr eher ein Hindernis für die Entwicklung des Arbeitsmarktes und die Umsetzung des Gender-Mainstreaming zu sehen." Mit diesen Worten brachte der Osnabrücker Sozialethiker, Prof. Dr. Manfred Spieker, auf einer Veranstaltung des KKV-Diözesanverbandes Köln, Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung, die Folgen einer falschen Politik auf den Punkt. Der katholische Sozialverband hatte unter dem Motto "Kinder, Kita, Karriere, Kirche – brauchen wir ein neues Familienbild" zu seiner Frühjahrstagung in die Akademie "Die Wolfsburg" eingeladen. Der Monheimer KKV war mit sechs Mitgliedern vertreten.
"Ich bin kein Hellseher, ich weiß nicht, wie viele Menschen im Jahr 3000 noch kirchlich heiraten werden, überhaupt heiraten werden und wo die Kirche dann steht. Aber Bindungs- und Beziehungsfähigkeiten werden die Menschen immer noch brauchen, sonst löst sich alle soziale Gemeinschaft auf." Mit diesen Worten unterstrich Dr. Hannspeter Schmidt, Leiter der Familienberatung im Erzbistum Köln, in seinem Statement wie wichtig die erlebte glückliche Elternschaft eines glücklichen Elternpaares für die Vermittlung von Bindungs- und Beziehungsfähigkeit sei. Gleichzeitig betonte er, dass eine gelingende partnerschaftliche Elternschaft von der Eheschließung profitierte. Das sei auch ein unbestrittenes öffentliches Wissen.
Gleichgeschlechtliche Partnerschaften werden immer mehr der Ehe angeglichen
Prof. Spieker zeigte sodann sehr deutlich auf, wie die legislativen und judikativen Angriffe auf die Ehe begonnen hätten. So habe der Bundestag mit seiner rot-grünen Mehrheit unter dem Vorwand, die Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften beenden zu wollen, am 6. Februar 2001 das Lebenspartnerschaftsgesetz verabschiedet. Ein Gesetz, das die Rechtsstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften weitgehend an die der Ehe angeglichen habe.
Focus der Familienpolitik ist auf Erwerbstätigkeit der Frau gerichtet
Gleichzeitig kritisierte der Referent, dass die familienpolitischen Maßnahmen, die den Geburtenrückgang aufhalten sollten, unter der Hand einen ganz neuen Akzent erhielten. Sie hätten weniger Ehe und Familie zu schützen als vielmehr das weibliche Arbeitskräftereservoir zu erschließen. Die erste Bundesregierung Merkel bekenne sich denn auch 2006 zu einem
„Paradigmenwechsel“ in der Familienpolitik, der sich an der „Erwerbsintegration von Frauen“ und am Ausbau einer „Infrastruktur für Bildung und Betreuung“ orientierte.
Die Folgen für die Betroffenen seien gravierend, würden aber nicht selten verniedlicht. So unterlägen Kinder zerbrochener Familien selbst einem wesentlich höheren Risiko, in Armut aufzuwachsen, die Schule ohne Abschluss zu verlassen, im Erwachsenenalter Schwierigkeiten in langfristigen Beziehungen und in der Ehe zu haben oder selbst geschieden zu werden. Das Scheidungsrisiko von Kindern geschiedener Eltern liege um 80% über dem von Kindern verheirateter Eltern. Die Wiederentdeckung der Ehekultur, so das Fazit des Referenten, sei eine Herausforderung, die weit über das kommende Jahrzehnt hinausreiche. "Sie ist notwendig – nicht primär zur Entlastung der Justiz, zur Stabilisierung des Sozialstaats oder zur Erfüllung des Bildungsauftrages der Schulen, sondern weil die Ehe die zentrale Bedingung für das Gelingen des menschlichen Lebens ist", so Prof. Spieker wörtlich.
Beziehungskompetenz stärken
Dr. Schmidt unterstrich dies aus der Sicht der Ehe-, Familien- und Lebensberatung. Die steigende Anzahl der Ratsuchenden zeige, wie groß hier die Nachfrage sei. Die Vermittlung von Paar- und Elternkompetenz werde deshalb in Zukunft eine immer größere Bedeutung bekommen. "Wir gehen davon aus, dass die Bindung und Beziehungskompetenz der Menschen unter den vielfältigen Ansprüchen und Belastungen der modernen Gesellschaft immer mehr in Mitleidenschaft gezogen wird", so der Leiter der katholischen Familienberatung. Die Ehe-, Familien- und Lebensberatung vermittele deshalb an erster Stelle Beziehungskompetenzen, um so Beziehungsprobleme und Bindungskonflikte zu bewältigen. Gelänge dies, so würden aus Partnern wieder Eltern, die ihren Kindern dank der eigenen Beziehungsfähigkeit ein Vorbild sein könnten Damit lernten Kinder auch gleichzeitig, dass familiäre Auseinandersetzungen nicht zum Bruch führen müssten, sondern zu einem gelingendem Leben gehörten.
Der KKV, Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung, ist ein katholischer Sozialverband mit gut 90 Ortsgemeinschaften in ganz Deutschland, die sich der gesellschaftlichen Mitte zugehörig fühlen. Weitere Informationen über den KKV findet man unter www.kkv-bund.de.
Autor:Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein |
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