Samstagnacht in Richtung Malbork
Hilfe aus Monheim am Rhein für die Ukraine rollt an

Die beiden Monheimer Busfahrer Andreas Jaworski und Orhan Arslanoglu vor ihrer Abfahrt.  | Foto: Spekowius
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Nun startet auch die Stadt Monheim eine große Hilfsaktion. Ein Bus voller Hilfsgüter startet Samstagnacht in Richtung Malbork, meldete die Stadt am Freitagnachmittag. Am Montag soll er "hoffentlich voller Menschen zurückkommen". Diesen soll Monheim am Rhein dann Obhut gewähren.

Die Menschen in Monheim am Rhein kennen Andreas Jaworski und Orhan Arslanoglu - vielleicht nur vom flüchtigen Vorbeifahren, vielleicht aber sogar auch als einen ihrer sicheren Chauffeure auf den Linien 789, 777 oder 233. Beinahe täglich drehen die beiden Busfahrer der BSM ihre Runden durch das Stadtgebiet, fahren lachende Kinder in die Schule, bringen müde Fahrgäste von der Arbeit wieder nach Hause und führen Menschen zusammen, die einander besuchen. Jetzt gehen sie auf eine besonders lange und eine besonders wichtige Fahrt.

"Wir schicken dicke Socken für die Soldaten in die Ukraine", haben die Malborker nach Monheim am Rhein geschrieben, des Weiteren "Unterwäsche, dunkle Softshell-Jacken und Fleece-Pullover, Grablichter, Stirn- und Taschenlampen, die möglichst lange brennen, Batterien, Energieriegel und Schokolade."

Am diesem Samstagabend bricht für Andreas Jaworski und Orhan Arslanoglu eine lange Nacht heran. Um 22 Uhr werden die beiden Männer in Richtung Polen aufbrechen - mit einem Bus, den die Mercedes-Benz-Niederlassung Dortmund den Bahnen der Stadt Monheim kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Ihr Ziel ist die 1.100 Kilometer weit entfernte Monheimer Partnerstadt Malbork. Der Bus ist vollgepackt mit Hilfsgütern, um die die Malborker ihre deutschen Partner gebeten haben. Fünfeinhalb Tonnen Zuladung passen hinein.

Kartons und Pakete mit Hilfe der Monheimer Lokalhelden

Zusammengestellt hat die Stadt die Kartons und Pakete mit Hilfe der Monheimer Lokalhelden, die ihre Waren für den Hilfstransport allesamt zum Einkaufspreis übergeben haben. Die Gänseliesel-Apotheke hilft mit dringend benötigten medizinischen Artikeln, Edeka Gusek mit Lebensmitteln. Fleecepullover und Jacken kommen von Rheinsticker, Unterwäsche und Socken von Aleganto. Die Ohrfabrik hat Taschenlampen dazugepackt, die ganz oben mit auf der übermittelten Wunschliste standen und vielleicht noch von dem zeugen, was die Menschen, die darauf warten, zuvor durchgemacht haben oder womit sie rechnen. Denn viele Hilfsgüter werden nicht nur vor Ort in Polen für die Erstaufnahme benötig. Malbork schickt auch Hilfe zu den Menschen direkt ins Kriegsgebiet.

Exemplarische Hilfspakete. Der Bus im Hintergrund nimmt auf der Rückfahrt Kriegsflüchtlinge mit. | Foto: Spekowius
  • Exemplarische Hilfspakete. Der Bus im Hintergrund nimmt auf der Rückfahrt Kriegsflüchtlinge mit.
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Weitere Unterwäsche, die besonders dringend benötigt wird, weil in Altkleider-Sammlungen in der Regel eher Oberbekleidung gespendet wird, hat das Sanitätshaus Buchbender sogar kostenlos dazu gepackt. Sie waren eigentlich für den Abverkauf gedacht. Und auch Linda Rossbach hat in ihrer Bücherstube gestöbert und zahlreiche Bilderbücher für die Kinder gespendet.

Für 4000 Euro hat die Stadt Hilfsgüter beschafft. Über private Spenden hat Carolin Wulke vom städtischen Citymanagement zusätzlich Spielsachen organisiert und die Büro- und Schreibwarenbestände bei der Stadt ein wenig geplündert, um kurzfristig Papier, Malstifte und mehr in größerer Anzahl zur Verfügung zu stellen.

"Wir schicken dicke Socken für die Soldaten in die Ukraine", haben die Malborker nach Monheim am Rhein geschrieben, des Weiteren "Unterwäsche, dunkle Softshell-Jacken und Fleece-Pullover, Grablichter, Stirn- und Taschenlampen, die möglichst lange brennen, Batterien, Energieriegel und Schokolade." Es ist das unterschwellige Grauen, das zwischen diesen nüchternen Bestellzeilen mitschwingt.

"Im Moment helfen wir von hier mit Geld."

Für Andreas Jaworski und Orhan Arslanoglu ist der Einsatz Ehrensache. "Wir machen das beide gern", versichert Arslanoglu. Andreas Jaworski hat sogar direkte Verwandtschaft in der Ukraine. Einen Cousin, der aber "glücklicherweise eher im Westteil und dort auf dem Land lebt." Dort sei es noch ruhig. "Aber auch sie überlegen schon, ob sie bleiben können," berichtet Jawoski aus Telefongesprächen. "Im Moment helfen wir von hier mit Geld. Alles wird dort gerade teurer. Vor allem auch Lebensmittel." Beide Männer haben sich sofort gemeldet, als die BSM nach Fahrern gesucht hat. Nun rechnen sie ab Samstagabend mit 14 bis 15 Stunden Anreisezeit, werden sich unterwegs abwechseln. Am Montag wollen sie dann möglichst schon gegen 4 Uhr direkt wieder zurück in Richtung Monheim am Rhein aufbrechen. Hoffentlich mit einem vollen Bus. Denn Ziel ist es, bei der Rückfahrt gleich rund 50 Menschen nach Monheim am Rhein mitzubringen und ihnen in der kommenden Zeit Schutz und ein neues Zuhause zu sichern. Untergebracht werden sollen sie entweder kurzfristig in Hotelzimmern, die die Stadt angemietet hat, und dann vor allem in Wohnungen, in denen die Neuankömmlinge auch längerfristig bleiben können.

Auch für die Rückfahrt ist schon alles durchgeplant. Dann werden Andreas Jaworski und Orhan Arslanoglu und ihre Gäste im Stadion der Freundschaft, wo sonst der 1. FC Frankfurt an der Oder kickt, erwartet. Dort wird es neben einem Catering auch die Möglichkeit zum Duschen geben. Ein weiterer Stopp ist dann beim Verkehrsbetrieb Potsdam geplant, um den Bus noch einmal vollzutanken und etwas zu essen. Danach geht es nonstop nach Monheim am Rhein. Für die lange Fahrt ist alles an Bord: Spielzeug, Snacks, Filme zur Ablenkung für die Kinder und Getränke - vor allem aber ganz viel Hoffnung auf ruhigere Zeiten.

Ziel sei es, so Monheims Stadtoberhaupt, "dass wir allen Menschen, die hilfesuchend zu uns kommen, auch tatsächlich eine gute Unterbringung gewährleisten können und sie darüber hinaus mit Bildung und Betreuung vor allem für die Kinder, Sprachkursen und allen weiteren notwendigen Hilfestellungen unterstützen."

Neben Monheim am Rhein und Malbork, wo bereits Mitte dieser Woche 600 Geflüchtete angekommen sind, kooperieren auch Monheims französische Partnerstadt Bourg la Reine und deren polnische Partnergemeinde miteinander. Im kleineren aber deutlich östlicher gelegenen Sulejówek sind schon 3000 Menschen eingetroffen. Weitere werden folgen. Und Monheim am Rhein bereitet sich vor. Bürgermeister Daniel Zimmermann: "Die LEG hat uns kurzfristig 30 und die Monheimer Wohnen weitere 10 Wohnungen zur Verfügung gestellt, die wir als Stadt angemietet haben und nun kurzfristig einrichten. Diese Zahl soll in den kommenden Monaten weiter anwachsen."

Tatsächlich gute Unterbringung gewährleisten

Ziel sei es, so Monheims Stadtoberhaupt, "dass wir allen Menschen, die hilfesuchend zu uns kommen, auch tatsächlich eine gute Unterbringung gewährleisten können und sie darüber hinaus mit Bildung und Betreuung vor allem für die Kinder, Sprachkursen und allen weiteren notwendigen Hilfestellungen unterstützen." Die ersten Schutzsuchenden sind auch schon da. Im Hotel am Wald sind derzeit bereits 10 Doppelzimmer von Menschen bezogen worden, die von Putins brutalem Angriffskrieg aus ihrer ukrainischen Heimat vertrieben wurden, im Comfort Hotel am Rhein sind es schon die Hälfte der insgesamt 40 Zimmer, die die Stadt für Neuankömmlinge reserviert hat. Ziel ist es, die Menschen von den Hotels möglichst schnell in Wohnungen umziehen zu lassen, so dass die Hotelzimmer in den nächsten Tagen und Wochen weiter als Durchgangsstationen für die Erstunterbringung dienen können." Die zum Quartier umfunktionierte Liselott-Diem-Sporthalle wird vermutlich Ende des Monats bis zu 120 Menschen Platz für ihre ersten Wochen in Monheim am Rhein bieten können. Gut möglich, dass auch Andreas Jaworski und Orhan Arslanoglu bald schon wieder aufbrechen, um den Hilfesuchenden entgegenzufahren. (ts)

Die beiden Monheimer Busfahrer Andreas Jaworski und Orhan Arslanoglu vor ihrer Abfahrt.  | Foto: Spekowius
Exemplarische Hilfspakete. Der Bus im Hintergrund nimmt auf der Rückfahrt Kriegsflüchtlinge mit. | Foto: Spekowius
Autor:

Lokalkompass Niederberg aus Velbert

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