Heidewitzka, wir sind bald wieder Präsident!
Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber der Funke der Glückseeligkeit über den neuen, alten Präsidentschaftskandidaten will einfach nicht auf mich überspringen. Warum auch? Die Großmeister der Taktik vollbrachten ein Kabinettstückchen, indem sie sich auf einen Kandidaten verständigten, den keiner wollte.
SPD und Grüne hoben den bürgerlichen Kirchenmann aufs Schild, vor allem um die konservative Kanzlerin zu blamieren. Die FDP schloss sich dem Begehren an. Gute Gelegenheit, mal wieder ein Lebenszeichen senden. Ja, die Kanzlerin habe sogar mit dem Plapper-Philipp deshalb geschimpft, und gebrüllt wurde angeblich auch. Und sie selbst? Die Kanzlerin redete im CDU-Präsidium gegen Gauck, um ihn dann doch zu nominieren. Schließlich wollte sie ja nicht als einfältige Parteiliesl dastehen. Gauck, für Merkel ein Betriebsunfall; ob er für das Land ein Glücksfall ist, wie man uns tagtäglich "vorgauckelt", darauf darf man gespannt sein.
Nein, nicht dass ich etwas gegen einen Kirchenmann hätte. Ganz im Gegenteil, immerhin dient er als solcher einer höheren Instanz als irgendwelchen Parteidemagogen und deren machtpolitischen Zielen und ansonsten nur den Menschen.
Aber bei einem Kirchenmann aus dem ehemaligen Arbeiter- und Bauernstaat “im real existierenden Sozialismus“ keimt in mir Unbehagen, wenn ich bedenke, dass diese Menschen als Vertrauenspersonen, zumindest der christlichen Bevölkerung, von ihrem Geheimdienst sicher bevorzugt umhätschelt wurden. Über den Wahrheitsgehalt der kursierenden Berichte von angeblichen IM-Kontakten des Herrn Gauck darf man getrost zweifelnd die Stirn runzeln. Oder gibt es da etwa doch das sprichwörtliche Fünkchen Wahrheit an den abstrusen Gerüchten?
Seine Weibergeschichten sollten ihm sicherlich mehr Sorgen bereiten als mir. Sofern er sie nicht als doppelte Lottchen und auf Staatskosten in seiner Spesenabrechnung geltend macht, ist mir das schnurzepiepe.
Die breite Masse der Bevölkerung kennt Herrn Gauck leider nur schemenhaft – die Jugend noch viel weniger. Kann dieser etwas ältere Herr auch ein Präsident aller Deutschen sein, vor allem auch für die jüngere Generation und wäre ein jüngerer nicht der idealere Kandidat? – OK, den hatten wir ja gerade und sind prompt reingefallen – er war ja auch fast noch ein Kind.
Immerhin hat der neue (noch) keine Rückerstattungspflichten gegenüber Gönnern und erfreulich schlecht vernetzt scheint er ebenfalls zu sein. Wenn das heute schon für ein Präsidentenamt ausreicht, na danke. Aber was zeichnet ihn als unser nächster, neuer und hoffentlich besserer Präsident sonst noch aus? Ich bitte untertänigst um Entschuldigung, mir fällt nichts ein, weder präsidiale Ausstrahlung, weder Witz, brillante Rhetorik noch sonstige staatstragende Eigenschaften.
So reden sie ihn sich alle Parteien schön, und er lässt es brav mit sich geschehen. Unter diesen Voraussetzungen hätte ich mich an seiner Stelle für das entgegengebrachte Vertrauen bedankt, aber eine Kandidatur für das höchste Staatsamt höflich abgelehnt. Im Grunde ist die Kandidaten-Kür soviel anders als in der Vergangenheit auch nicht abgelaufen. Nur dass alle aus unterschiedlichen Gründen von ihr wundersam berauscht sind.
Man weiß ja nie – nicht dass doch noch ein blaues Wunder geschieht und sich das gewulffte Volk am Ende des Tages auch noch "vergauckelt" vorkommt. Nein, ich mag mich irren, aber so richtig wohl ist mir wirklich nicht bei diesem Theater.
Foto: Dontworry. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Joachim-gauck-2009-ffm-004.jpg&filetimestamp=20091004192539
Autor:Karl-Heinz Töpfer aus Monheim am Rhein |
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