Die Monheimer „Stadthalle“ könnte schon in zwei Jahren stehen

Bürgermeister Daniel Zimmermann (l.) und der 35-jährige Geschäftsmann Haydar Iltümür stellten an diesem Donnerstag ihre Gedankenspiele und konkreten Ideen für den Bau eine neuen Monheimer Festhalle auf dem Schützenplatz vor. Foto: Michael de Clerque
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  • Bürgermeister Daniel Zimmermann (l.) und der 35-jährige Geschäftsmann Haydar Iltümür stellten an diesem Donnerstag ihre Gedankenspiele und konkreten Ideen für den Bau eine neuen Monheimer Festhalle auf dem Schützenplatz vor. Foto: Michael de Clerque
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Monheim schlägt bereits seit Monaten an vielen Stellen ein geradezu atemberaubendes Tempo vor. Und nun auch noch das. In knapp zwei Jahren könnte auf dem Schützenplatz, am Fuße der Altstadt, eine neue Konzert- und Veranstaltungshalle in bislang kaum für realisierbar gehaltenen Dimensionen eröffnet werden. An diesem Donnerstag stellten Bürgermeister Daniel Zimmermann und Investor Haydar Iltümür ihre Ideen für ein Projekt vor, dem sie gemeinsam schonmal den Namen „Stadthalle“ gegeben haben.

Für vier Millionen Euro will der 35-jährige Neusser Immobilienmakler, der in Düsseldorf auch einen Getränkegroßhandel und mehrere Bäckereifilialen betreibt, auf dem Schützenplatz einen etwa 70 mal 35 Meter großen Gebäudekomplex und ein dazugehöriges Parkhaus mit etwa 450 Stellflächen errichten. Das wird nötig, weil von den rund 350 heutigen Parkplätzen auf dem Schützenplatz durch die gewaltigen Dimensionen des Gebäudes rund die Hälfte wegfallen wird. Außerdem haben bereits in Auftrag gegebene Lärmschutzgutachten ergeben, dass von der Nutzung der alten Stellflächen insbesondere in den Abendstunden abgeraten wird. Bürgermeister Daniel Zimmermann: „Wir wollen das Parkhaus daher praktisch hinter der Stadthalle verstecken, die dann als zusätzliche Lärmschutzwand fungieren kann.“ In den Geräuschemissionen, die noch aus einer gut gedämmten Mehrzweckhalle dringen würden, sehen die Gutachter hingegen ausdrücklich kein Problem, auch wenn dort künftig bis zu 1500 Menschen feiern.

Und Feiern ist genau das richtige Stichwort. Denn nach Durchsickern der Pläne in der letzten Woche hat vor allen Dingen die Tatsache, dass auf dem Schützenplatz künftig vornehmlich türkische Hochzeiten gefeiert werden sollen, für Aufregung in der Stadt gesorgt. Natürlich verwies Bürgermeister Daniel Zimmermann am Donnerstag auch auf das Brauchtum, den Karneval, die Schützen, Konzerte und vielleicht eine Ausbildungsbörse. Natürlich betonten er und auch Stadtplaner Thomas Waters, dass genau von diesen Veranstaltungen auch die Altstadt profitieren würde. Zimmermann: „Deshalb wollen wir diese Halle ja genau an dieser Stelle haben. Herr Iltümür hatte sich zunächst für ganz andere Standorte interessiert.“ Aber auch Haydar Iltümür macht keinen Hehl daraus, dass der tragende Pfeiler seines Konzepts tatsächlich eben genau diese türkischen Hochzeitsfeiern sein werden, die von all denen, die es sich leisten können, traditionell gar nicht groß genug gefeiert werden können. „Die Nachfrage ist riesig“, weiß der Geschäftsmann mit dem Vier-Millionen-Euro-Koffer. „In Köln gibt es rund zwölf solcher Hallen – die sind schon heute auf Jahre hinaus ausgebucht. In Städten wie Krefeld oder Duisburg sieht es nicht anders aus. Düsseldorf hingegen bietet hier nichts dergleichen.“ Eine Marktlücke! Allein mit diesen Hochzeiten schätzt Iltümür auf rund 35 feste Veranstaltungen im Jahr zu kommen – immer samstags, weil die Gäste zumeist auch aus größeren Entfernungen anreisen. Alles was da dann noch draufkommt, an Konzerten vielleicht, an Messen oder großen Firmen-Weihnachtsfeiern, ist sozusagen das Sahnehäubchen. Und dieses Sahnehäubchen ist vor allem das Monheimer Brauchtum – ist der Monheimer Karneval, der aus seinem teuren und lauten Zelt in ein festes Domizil umziehen könnte. Karneval aber ist selbst in Monheim nicht das ganze Jahr. Und genau hier lag bislang das Problem. Bürgermeister Daniel Zimmermann, der am Donnerstag ausdrücklich für die Stadthallen-Pläne warb, machte denn auch noch einmal unmissverständlich klar: „Auch wenn es der Stadt finanziell inzwischen besser geht. Wir werden hier niemals hingehen und eine Stadthalle bauen, die außerhalb der Karnevalszeit 350 Tage im Jahr leer steht. Insofern kann ich nur sagen: Hier profitieren wirklich alle voneinander.“

Alle, damit meint er auch die Monheimer St. Sebastianer-Schützen. Die nämlich sollen innerhalb des neuen Stadthallenkomplexes ein neues Schützenheim mit separatem Eingang und neuer Schießanlage bekommen. Diese Großzügigkeit hat Gründe. Denn die Monheimer Schützen sind nun wahrscheinlich das Zünglein an der Waage. Sie werden den Daumen heben oder senken . Denn ihnen gehört das Schützenplatzareal. Sie müssten verkaufen oder verpachten. Und sie müssten sich entscheiden, ihr seit Jahren dringend sanierungsbedürftiges Schützenheim zum Abriss freizugeben und dann in die neue Halle einzuziehen. Am 26. Oktober wird es zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Schützenhaus kommen. Das Vorstandsteam um Brudermeister Holger Klenner glauben Zimmermann und Iltümür inzwischen auf ihrer Seite zu haben. Doch völlig blauäugig ist man nicht. „Es gibt natürlich auch Schützen, die wollen das so nicht“, weiß auch der Bürgermeister. „Da träumt man natürlich noch von alten Kirmeszeiten auf dem Schützenplatz. Da tut man sich schwer damit, etwas auf- und abzugeben. Und sicherlich spielen da auch die katholischen Wurzeln der Schützen eine gewisse Rolle. Aber ich bin mir relativ sicher: Das ist nicht die Mehrheit. Die Mehrheit wird die Vorteile sehen. Außerdem, was soll das? Wir predigen das ganze Jahr über Toleranz, auch gerade jetzt am Tag der Deutschen Einheit wieder, und nun können wir sie eben auch mal leben. In Monheim gibt es immerhin auch viertausend Menschen mit türkischen Wurzeln. Die werden sich da nicht alle eine Hochzeitsfeier leisten können – aber manche vielleicht schon.“

Das letzte Wort ist noch lange nicht gesprochen

Sehr viel Toleranz müssten allerdings wohl auch die Mitglieder des angrenzenden Reitsportvereins beweisen. Sie bekämen nicht nur eine neun Meter hohe Halle, sondern eben auch noch ein riesiges Parkhaus unmittelbar vor die Nase gesetzt. Von Reiterromatik in den Rheinauen dürfte da nicht mehr ganz so viel übrig bleiben. Und es müsste sogar eigenes Gebiet abgegeben werden, da das Parkhaus direkt auf dem heutigen RSV-Gelände angedacht ist. Der Bürgermeister und die Stadt wollen Ausgleichsflächen anbieten.
Schön wiederum für alle Monheimer: An der Stadthalle soll auch eine ganzjährige Gastronomie mit Blick in die Rheinauen angeboten werden. Der Spielplatz an der Kapellenstraße bleibt von den Plänen völlig unberührt. Auch die An- und Abfahrt zum und vom Parkhaus würde über die bisherige Zuwegung in Richtung Schützenplatz erfolgen. Und: Gut möglich, dass demnächst dann auch mal Bands oder Comedy- und Kabarett-Größen in Monheim spielen würden, die man so bislang nicht bekommen hat – anschließender Altstadtbesuch nicht ausgeschlossen. Bürgermeister Daniel Zimmermann: „Wenn uns die Schützen nicht die Rote Karte zeigen, ist das für uns der ideale Standort.“

Geben die St. Sebastianer am 26. Oktober mehrheitlich „Grünes Licht“ für Verhandlungen mit der Stadt und dem Investor, haben vermutlich auch Monheims Politiker die Pläne sehr bald auf dem Tisch liegen. Und auch sie werden natürlich nochmal ein ganz gewichtiges Wort mitzusprechen haben. Sie werden vor allem nun zum ersten Mal sehr ernsthaft darüber nachdenken müssen, ob ein Bau mit solchen Dimensionen samt Hoch-Parkhaus tatsächlich in die Monheimer Deichlandschaft passt. So wird es in der Gänselieselstadt, auch bevor der mögliche neue Vergnügungstempel steht, gewiss nicht langweilig.

Autor:

Thomas Spekowius aus Monheim am Rhein

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