Das Monheimer Krankenhaus steht vor dem Aus
Das Monheimer St. Josef Krankenhaus ist wahrscheinlich Geschichte. Ganz sicher endet in diesem Sommer die Ära des Kplus-Verbandes als bisheriger Träger. Und so wie es jetzt aussieht, will wohl niemand die mit dem Haus verbundenen Risiken und finanziellen Nebenwirkungen weitertragen.
Gregor Hellmons, Geschäftsführer des Kplus-Verbundes, verkündete gestern Mittag im Rahmen einer Pressekonferenz die Schließung des Krankenhauses zum 31. August. Bereits im Februar hatte Hellmons angekündigt, dass der Verbund die Trägerschaft bis Ende Mai abgeben möchte. Über ein Bieterverfahren sollte ein neuer Träger gefunden werden. Dafür wurden 18 Krankenhauskonzerne und –träger angesprochen. Fünf davon hatten auch Interesse signalisiert und das Haus einer tieferen Prüfung unterzogen. „Von jedem Interessenten haben wir inzwischen jedoch die Rückmeldung erhalten, dass es kein Konzept gäbe, das Haus wirtschaftlich zu führen“, sagte Gregor Hellmons. Allein in den vergangenen vier Jahren hat der Kplus-Verbund mehr als acht Millionen Euro zur Defizitabdeckung beigesteuert. Das monatliche Defizit liegt im sechsstelligen Bereich. In letzter Konsequenz kommt nun das Aus für das 1903 erbaute Krankenhaus. „Wir haben uns mit dieser Entscheidung sehr schwer getan“, betonte Hellmons. „Die Hoffnung und das Interesse für den Erhalt waren da.“
Das St. Josef Krankenhaus ist mit 107 Betten ein vergleichbar kleines Haus. Auch ist der Einzugsbereich durch Monheims Lage am Rhein begrenzt. Neben der Regel- und Notfallversorgung in den zwei Fachabteilungen Innere Medizin und Chirurgie hatte der Kplus-Verbund vor allem auf die Geriatrie, also die altersmedizinische Versorgung, gesetzt. Ein Antrag zur Erweiterung des Leistungsspektrums dort wurde 2009 gestellt. Doch bis heute gibt es von der Landesregierung keine Krankenhausbedarfsplanung und damit ist auch die Entscheidung, wo im Kreis Mettmann eine stationäre geriatrische Versorgung angeboten werden soll, noch nicht gefallen. Die 127 Mitarbeiter des St. Josef Krankenhauses sind gestern ebenfalls über die Schließung informiert worden. Die Kündigungen gehen zum 30. Juni raus. Die Kündigungsfristen liegen bei drei und sechs Monaten. Im Laufe der nächsten Wochen wird der Kplus-Verbund mit der Mitarbeitervertretung einen Sozialplan verhandeln. Dabei geht es dann auch um Abfindungen und die Nutzung einer Transfergesellschaft. „Offene Stellen innerhalb des Kplus-Verbundes werden wir hier anbieten und wir werden Gespräche mit befreundeten Unternehmen führen, um einen Stellenpool für die Monheimer Mitarbeiter einzurichten“, versprach Gregor Hellmons. Der Geschäftsführer könnte sich vorstellen, dass in der Krankenhaus-Immobilie künftig mehrere Großpraxen gebündelt werden könnten. Doch eine Entwicklung in diese Richtung liegt nun definitiv nicht mehr in der Entscheidungshoheit des Kplus-Verbundes.
Und es gibt offenbar auch schon Überlegungen der Stadt, die in eine ganz andere Richtung zielen. Für den heutigen Mittwochabend hat Bürgermeister Daniel Zimmermann die Spitzen der Monheimer Ratsfraktionen zum gemeinsamen Krisengipfel ins Rathaus gebeten. Und dort ist dann offenbar sogar eine ganz dicke Überraschung nicht völlig ausgeschlossen. Zimmermann: „Wir überlegen, ob wir als Stadt nun nicht vielleicht sogar selbst aktiv werden.“ Also doch noch eine Zukunft für das Monheimer Krankenhaus – unter städtischer Trägerschaft? „Warum nicht?“, so der Bürgermeister. „Andere Kommunen haben ja durchaus auch solche Modelle. Und das kann auch wirtschaftlich sein.“ Anfangs freilich wäre vermutlich mit erheblichen Verlusten zu rechnen. Zimmermann: „Die Leute haben zuletzt ja auch mit den Füßen abgestimmt. Auch die Zahl der Einweisungen ist ebenfalls deutlich zurückgegangen.“ Die Zahlen, die der Kplus-Verbund zuletzt offenbaren musste, haben nicht nur die möglichen Investoren offenbar mächtig erschreckt. „Wir müssen nun sehr genau prüfen und abstimmen, was uns das Krankenhaus wert ist, und ob wir auch bereit wären, hier zunächst ein Defizit in Kauf zu nehmen. Ein Einstieg von uns als Stadt wäre sicher auch die Chance für einen Neuanfang.“
Das Grundstück und die Immobilie fallen mit dem Ausstieg des Kplus-Verbundes zurück in die Verwaltung der katholischen Kirchengemeinde St. Gereon und St. Dionysius. Von ihr hatte der Krankenhausbetreiber im Jahr 2000 das damals schon defizitäre Haus übernommen.
Autor:Thomas Spekowius aus Monheim am Rhein |
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