Fragen zur Sterbebegleitung?
Dafür müssen Monheimer jetzt nach Langenfeld
Der Langenfelder Hospizverein „Hospizbewegung St. Martin“ hat keine Geschäftsstelle mehr in Monheim. Zum 1. August mussten die MitarbeiterInnen die Räumlichkeiten an der Heinestraße verlassen. Der Hospizverein musste weichen, damit die Stadt ihre Tochtergesellschaft „Monheim Wohnen“ unterbringen konnte. Der Verlust der Anlaufstelle für Betroffene führte in der Stadt und ihren sozialen Medien zu Diskussionen. Wir lassen Koordinatorin Christine Erm zu Wort kommen.
von Beatrix Gerling
Seit fast 26 Jahren ist Christine Erm für den Hospizverein tätig, sie sorgt dafür, dass den Menschen in Monheim und Langenfeld am Lebensende die vielfältigen Dienste der Hospizbewegung zugute kommen können. Rund 600 Mitglieder hat der Verein, ein Drittel lebt in Monheim. Täglich beraten die MitarbeiterInnen über mögliche Hilfen bei einer Krankheit, die zum Tode führen wird. Dazu gehören beispielsweise Informationen über finanzielle Unterstützung durch die Pflege- oder Krankenkassen oder über die Möglichkeiten, die die ambulante Palliativversorgung Mettmann bietet, wenn Sterbende zu Hause bleiben möchten. Zur Patientenverfügung werden auch gesunde und junge Menschen ausführlich informiert, ganz aktuell auch mit Blick auf mögliche Folgen einer Corona-Infektion. In Einzelgesprächen und Gruppen werden Trauernde begleitet. Und dann sind da die circa 70 Menschen, die jährlich von gut ausgebildeten HelferInnen beim Sterben begleitet werden.
Es scheint so, als wären viele dieser Dienste gar nicht auf eine Geschäftsstelle angewiesen. Christine Erm sagt dazu: „Einerseits brauchen unsere MitarbeiterInnen einen Platz zum Arbeiten. In der Hauptsache aber brauchen Menschen, die in einer Krisensituation sind, eine Umgebung, die Vertrauen und Geborgenheit schafft. Krisen bringen Unsicherheit, der begegnen wir natürlich mit Rat und Tat vor allem aber mit menschlicher Zuwendung. Hilfesuchende brauchen das Gefühl, willkommen zu sein. Da, wo sie sie selbst sein dürfen, können wir dann auch Lösungen finden.“ Dabei ist es für viele Betroffene wichtig, dass diese Gespräche nicht im eigenen Zuhause stattfinden: „Menschen mit einer Diagnose, die den Tod bedeutet, möchten oft erstmal nicht zu Hause mit uns reden. Sei es, weil ihre Angehörigen noch nichts wissen. Oder umgekehrt, Angehörige von Sterbenden nehmen erste Kontakte mit uns auf und möchten alleine beraten werden. Manche schämen sich ihres Zuhauses. Und über so ernste und emotionale Themen kann man oft besser sprechen, wenn man nicht in den eigenen vier Wänden ist. Nicht zu vergessen die Menschen, die tatsächlich spontan vorbei kommen, die vor unserer Geschäftsstelle stehen und sich ein Herz fassen.“
„Wer das behauptet, hat keine Vorstellung von den Bedürfnissen, die Menschen in der Nähe des Todes haben. Und er kennt auch unsere Arbeit nicht.“
Es sei also keine Rede davon, dass es von Vorteil ist, solche Gespräche bei den Menschen zu Hause zu führen. „Wer das behauptet, hat keine Vorstellung von den Bedürfnissen, die Menschen in der Nähe des Todes haben. Und er kennt auch unsere Arbeit nicht.“
Christine Erm und ihr Team möchten auch zukünftig den MonheimerInnen diese Möglichkeiten bieten. Dazu sucht die Hospizbewegung geeignete Räume. „An einer Übergangslösung sind wir aber nicht interessiert. Unsere Hilfsangebote brauchen als Grundvoraussetzung Kontinuität. Heute hier und nächsten Monat vielleicht da – das geht so nicht“, stellt Frau Erm klar. Dann warte man lieber geduldig auf etwas Passendes.
Bis dahin bleiben die ambulanten Angebote des Hospizvereins den MonheimerInnen erhalten. Für persönliche Gespräche muss man sich einstweilen auf den Weg nach Langenfeld machen. Am Weltalzheimer Tag am 21. September ist die Hospizbewegung in Monheim mit einem Info-Stand dabei.
Kontakt
Das Team der Hospizbewegung St. Martin ist persönlich erreichbar an der Klosterstraße 34 (Ärztehaus am St. Martinus Krankenhaus) in Richrath und unter Telefon 02173/856560, mobil 0171/7808580.
Kommentar
von Beatrix Gerling
Wer denkt, mit dem Rausschmiss des Hospizvereines aus den Räumen an der Heinestraße wäre dem Verein ein Schaden entstanden, irrt. Hier wird vielmehr den BürgerInnen der Stadt ein wesentliches Hilfeangebot entzogen und zwar von der Stadt Monheim selbst.
Das Argument: Aber die könnten doch da oder dort unterkommen, zieht nicht. Da oder dort hätte ja auch die "Monheim Wohnen" einziehen können. Zweifelsohne ist dies eine Frage der Priorität.
Autor:Harald Landgraf aus Dinslaken |
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