CDU lehnt Stadthalle ab – Bürger-Information am Dienstag

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Am letzten Wochenende gingen die Monheimer Christdemokraten in Klausur, um den neuen Haushalt unter die Lupe zu nehmen. Ein zentrales Ergebnis der gemeinsamen Überlegungen gab Fraktionschef Markus Gronauer dabei bereits am Montag bekannt: Die CDU wird die aktuellen Stadthallen-Pläne des Bürgermeisters und der Verwaltung in der bestehenden Form nicht mittragen.

Eigentlich liegt der Ball ja zunächst weiter bei den Schützen. Sagen die demnächst „Nein“ zur Weitergabe ihres Grundstücks, bräuchte sich eigentlich kein Politiker mehr Gedanken über eine Positionierung zu diesem Thema zu machen.

Doch hinter den Kulissen laufen derzeit immer wieder Gespräche mit den betroffenen Vereinen, die vom Bau einer solchen Halle profitieren könnten. Und auch im Rathaus will man offenbar keine unnötige Zeit verstreichen lassen. Bereits am 28. November wird das Thema im Planungsausschuss auf dem Tisch liegen. Die Verwaltung macht Dampf.

Und die Christdemokraten sind nun die erste Partei, die sich mit einer öffentlichen Meinung aus der Deckung wagt. Sie sehen neben jeder Menge baulicher Fragen, etwa der enormen Höhe von neun Metern und dem Fehlen einer in Deutschland nur noch unterirdisch genehmigten Kleinkaliber-Anlage in den vorliegenden Plänen, vor allem in der gesamten Ausdehnung des Baukörpers im Rheinbogen ein im wahrsten Sinne des Wortes großes Problem. CDU-Fraktionschef Markus Gronauer fasst zusammen: „Diese Halle ist für diesen Platz unserer Ansicht nach völlig überdimensioniert. Und sie ist auch für die Monheimer Veranstaltungen, für die wir sie gebrauchen könnten, absolut überdimensioniert.“

Und das ganze Projekt werde für die Monheimer auch zu einer Geldfrage. Denn Investor Haydar Iltümür hat offenbar lediglich 250 Stellplätze in seinem 4 Millionen schweren Konzept vorgesehen. Ein von Bürgermeister Daniel Zimmermann bereits angekündigtes Parkdeck für 500 bis 600 Autos taucht darin nicht auf. Geschätzte Kosten: 500.000 Euro.

Offene Fragen sehen die Christdemokraten auch bei der Zuwegung. Gronauer: „Da hat sich der Bürgermeister bei uns in der Fraktion etwas vage ausgedrückt. Ich sage jetzt einfach mal: Irgendwas zwischen den 500.000 Euro für das Parkdeck und einem Milliönchen für die Gestaltung der Zufahrt wird da wohl noch auf die Stadt zukommen.“
Auch das sei jedoch nicht der entscheidende Knackpunkt für die CDU gewesen, nun noch vor den Schützen „Nein“ zum vorliegenden Konzept zu sagen. Die meisten Kopf- und Magenschmerzen bereitet den Christdemokraten der ja mögliche Fall, dass der Betreiber irgendwann mit seinem Konzept scheitern und Pleite gehen sollte.
Da die Monheimer St. Sebastianer Eigentümer des Schützenplatzes sind, würden sie ihr Grundstück für den Hallenbau aller Voraussicht nach per Erbpacht für 99 Jahre hergeben. Im Falle einer Insolvenz des Hallenbetreibers fiele das Grundstück dann wieder an die Schützen zurück. Doch die müssten dann auch den darauf stehenden Bau übernehmen und dafür dann den aktuellen Zeitwert des Gebäudes an den Investor oder einen Insolvenzverwalter zahlen. „Das Geld haben die Schützen aber bekanntlicherweise gar nicht“, betont Gronauer. „Und sie werden vermutlich auch größte Schwierigkeiten haben, das dann von einer Bank zu bekommen. Denn die sehen dann ja auch, dass da ein erstes Betreiberkonzept bereits gescheitert ist.“
Auch eine zweite denkbare Variante, nämlich die, dass die Schützen an die Stadt verpachten und diese dann sozusagen als Puffer zwischen dem Investor und den Grundstückseigentümern fungiert, ist den Christdemokraten kaum sympathischer. Gronauer: „Dann tragen wir als Stadt am Ende ja das Risiko. Und das war dann spätestens für uns der Grund zu sagen: Das wollen wir so nicht.“ – Hinter den Kulissen hört man aber, dass genau diese Variante, vielen Schützen als überhaupt nur einzig denkbarer Kompromiss erscheint. Gronauer: „Aber dann haben wir, wenn‘s schief geht, eben diese, unserer Ansicht nach für Monheimer Bedürfnisse völlig überdimensioniert Halle an der Backe.“

Auch persönliche Erlebnisse hätten bei den Christdemokraten zu Zweifeln geführt. Gronauer: „Von den 20 Leuten, mit denen wir jetzt am Wochenende in Klausur gegangen sind, waren fast alle schon mal auf einer türkischen Hochzeit. Keine davon sah allerdingst so aus, wie Herr Iltümür (der potentielle Monheimer Investor; d.Red.) sich das bei uns in Monheim künftig vorstellt. Bei unseren Hochzeiten haben Paare eine Halle gemietet und dann das Essen und die Getränke selber über Freunde, Verwandte und Bekannte organisiert. Herr Iltümür will aber ja auch als Gastronom auftreten. Er rechnet mit 30 bis 35 Hochzeiten im Jahr mit einer Größenordnung zwischen 20.000 und 30.000 Euro Umsatz. Wenn man bedenkt, was ein Hochzeitsbuffet pro Person kostet, ist das bei den Personenzahlen, über die wir hier reden, ja vielleicht auch gar nicht unrealistisch gerechnet. Aber da sagen wir jetzt mal als CDU: Für das Monheimer Publikum wird das kaum ein Angebot sein. Die wenigsten Türken in unserer Stadt werden sich das leisten können. Diese Angebote richten sich also an Externe. Und ob es auf Jahre hinaus so viele Menschen geben wird, die bei uns von außerhalb für so viel Geld feiern wollen? – Ich weiß es nicht! Und da werden manch andere Risiken im Stadtrat auch weit kritischer betrachtet.“

All diese Zweifel, betont der CDU-Fraktionschef, hätten nichts mit der Herkunft des potenziellen Investors zu tun. „Eher mit dem, was Herr Iltümür bisher gemacht hat – oder eben nicht. Gastronomie taucht da jedenfalls nicht auf. Herr Iltümür ist an einer GmbH beteiligt, die Kioske betreibt, und an einer weiteren, die im Immobiliengeschäft tätig ist – allerdings in der Türkei. Deshalb sind für uns da keine Zahlen wirklich greifbar.“

Griffigeres kündigte Markus Gronauer daher für die nahe Zukunft an – auch mit Blick auf die Anwohnerprobleme und den Lärmschutz am Fuße der Altstadt. „Wir werden als CDU auch nochmal eine Halle rechnen, die wir von den Dimensionen her für Monheimer Bedürfnisse als geeignet empfinden.“ Als Orientierung nennt er die auf 800 Personen ausgerichtete Schützenhalle in Richrath. „Wir hatten da früher mal Pläne mit ganz anderen Dimensionen. Da reden wir zum Beispiel von nur fünf Metern Gebäudehöhe. Da brauchen auch die Schützen kein zusätzliches Nebengebäude – die gehen einfach in die Halle selbst. Und wir brauchen auch kein extra angebautes Stuhllager oder sowas.“ Gronauers Fazit: „Wenn dann am Ende rauskommt, dass wir sowas für 2 Millionen Euro oder weniger realisieren können, dann sollten wir überlegen, ob wir das als Stadt Monheim nicht vielleicht doch aus dem eigenen Haushalt stemmen können.“

Die Fest- und Veranstaltungshalle ist Thema einer Informationsveranstaltung für Anwohner und interessierte Bürger am Dienstag, 20. November, ab 19 Uhr im Ratssaal (Rathausplatz 2). Bürgermeister Daniel Zimmermann und Planungsbereichsleiter Thomas Waters erläutern den aktuellen Stand des Projekts.

Auf die Chancen, die der Bau der Festhalle mit sich brächte, wird ebenso eingegangen wie auf befürchtete Verkehrs- und Lärmbelästigungen. Genaue Zahlen gibt es zudem zur maximalen Kapazität der Halle. "Veranstaltungen mit 1500 Besuchern würden die Ausnahme sein, denn eine solche Auslastung ist nur mit Stuhlreihen möglich. Bei Karnevalssitzungen, bei denen Tischreihen üblich sind, fänden 1200 Besucher Platz, bei Hochzeiten mit aufgelockerter sogenannter Galabestuhlung wären es höchstens 750", erläutert Bürgermeister Zimmermann.

Autor:

Thomas Spekowius aus Monheim am Rhein

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