Kommentar zur passiven Busschleuse Benrather Straße
Bürgerschaftsbeteiligung zur Gestaltung des Schnellradwegs im Österreichviertel
Am 15.06.2021 hatte die Stadtverwaltung Monheim am Rhein die Bürger zur Informationsveranstaltung für die Neugestaltung der Benrather Straße eingeladen. Betroffen von dieser Neugestaltung ist in erster Linie das gesamte Österreich Viertel, aber auch alle die, die die Benrather Straße mit dem Auto benutzen.
Wie bekannt ist, wird die Benrather Straße von der Hegelstraße bis zur Berghausener Straße für den Fahrradschnellweg umgestaltet. Vorweg möchte ich betonen, dass ich für den Fahrradschnellweg bin und diesen Bau voll und ganz unterstütze.
Die Benrather Straße soll laut Bürgermeister Zimmermann in der Mitte des nördlichen Teils (von der Hegelstraße bis zur Wiener Neustädter Straße) durch eine passive Busschleuse für den Autoverkehr gesperrt werden. Die Begründung für diese Maßnahme ist in erster Linie den Verkehr auf der Wiener Neustädter Straße zu beruhigen und als weiteren Effekt den Verkehr auf dem nördlichen Teil der Benrather Straße zu unterbinden.
Auf der Veranstaltung haben verschiedene Anwohner der Wiener Neustädter Straße berichtet, dass der Verkehr auf dieser Straße in den letzten ca. 40 Jahren um das 5- bis 8-fache zugenommen habe. Ich habe mich gefragt, ist das nicht übertrieben?
Aber dann habe ich mich mit diesen Aussagen näher beschäftigt und habe sie hinterfragt: Kann das wirklich stimmen und wenn ja warum ist das so?
Vorweg! Das ist meiner Ansicht nach wirklich so! Aber warum?
Als erstes beziehe ich diese Aussage auf die Stoßzeiten morgens von 7:30 bis 9 Uhr und nachmittags von 15 bis 16:30 Uhr.
Weiterhin gehe ich davon aus, dass vor 40 Jahren jeder Haushalt im Bereich der Wiener Neustädter Straße im Durchschnitt ein Auto besaß. In den Stoßzeiten fuhr meiner Annahme nach alle 2 Minuten ein Auto.
Im Laufe der Jahrzehnte kam das Zweitauto dazu, womit sich der Verkehr verdoppelte.
Seit 2011 sind im Einzugsbereich der Wiener Neustädter Straße insgesamt vier Kindertagesstätten für ca. 240 Kinder gebaut worden. Diese können mit dem Auto nur über diese Straße erreicht werden. Selbst wenn man annimmt, dass weniger als die Hälfte dieser Kinder mit dem Auto zur Kindertagesstätte gebracht werden, steigt das Verkehrsaufkommen auf der Wiener Neustädter Straße schon auf das 4-fache (ausgehend von einem Auto pro 2 Minuten bezogen auf die benannten Stoßzeiten).
Zusätzlich wurde sowohl das Einfamilienhausgebiet neben dem Edeka Markt neu gebaut sowie mehrere Mehrfamilienhäuser; alle sind ausschließlich über die Wiener Neustädter Straße erreichbar. Dieser Verkehr lässt das Verkehrsaufkommen meiner Annahme nach auf das 5-fache steigen.
Wenn nun die Wiener Neustädter Straße als schnellere Variante genutzt wird, um die Berghausener Straße zu meiden, ergibt der Zuwachs des Verkehrsaufkommens meiner Annahme nach das 6 bis 7-fache.
Somit sind die oben erwähnten Aussagen der Anwohner für mich nachvollziehbar.
Aber was kann eigentlich die Sperrung des nördlichen Teils der Benrather Straße bewirken?
Ein Anwohner der Bregenzer Straße schilderte, dass er sein Kind morgens auf dem Weg zur Arbeit mit dem Auto in eine der vier genannten Kindertagesstätten bringt. Wenn nun der nördliche Teil der Benrather Straße gesperrt ist, muss er von der Hegelstraße aus links auf die Geschwister-Scholl-Straße abbiegen, dann auf die Berghausener Straße und würde von dieser links abbiegen auf den südlichen Teil der Benrather Straße, um über die Wiener Neustädter Straße zur Kindertagesstätte zu gelangen. Wenn Sie jetzt einwenden, von der Berghausener Straße dürfe man nicht links abbiegen auf die Benrather Straße, haben Sie recht. Aber in der Veranstaltung hat Bürgermeister Zimmermann zugesagt, das Linksabbiegen im Zuge der geplanten Sperrung der Benrather Straße zu erlauben. Dieses zeigt exemplarisch, dass der Verkehr auf der Wiener Neustädter Straße zu den Kindertagesstätten durch die Busschleuse nicht oder allenfalls kaum reduziert werden wird.
Auch die Anwohner werden weiterhin auf dieser Straße fahren. Somit hat ein Großteil der Zunahme des Verkehrs auf der Wiener Neustädter Straße gewachsene Ursachen. Also kann der Verkehr maximal auf das 5- fache reduziert werden.
Selbst das bleibt fraglich, denn es ist davon auszugehen, dass Autofahrer, denen der Umweg über die Wiener Neustädter Straße und den südlichen Teil der Benrather Straße gefühlt schneller erscheint als eine Fahrt über die Berghausener Straße, auch weiterhin die Wiener Neustädter Straße nutzen werden.
Somit kann ich mir vorstellen, dass die Sperrung der Benrather Straße einen allenfalls geringen Effekt für die Reduzierung des Verkehrs auf der Wiener Neustädter Straße bringen wird.
Gleichzeitig ist zu erwarten, dass der Umweg, den die Autofahrer zukünftig nehmen müssen, um ihre Kinder zur Kindertagesstätte zu bringen, die CO2-Bilanz in Monheim verschlechtern wird.
Für den Ausbau des Fahrradschnellwegs ist die Busschleuse ebenfalls nicht zielführend. Der Autoverkehr wird – wie oben in meiner Annahme geschildert – lediglich vom nördlichen Teil auf den südlichen Teil der Benrather Straße umgeleitet. Somit bringt die Busschleuse für die Fahrradfahrer auf dem Fahrradschnellweg keinen Vorteil.
Aber für die Anwohner im Nord westlichen Teil des Österreich Viertels (Teile des Landecker Weges, Seefelder Weg, Pörtschacher Weg, Innsbrucker Straße, Bregenzer Straße, Salzburger Straße und große Teile Kitzbüheler Weg) und Wilhelm-Leuschner-Straße und Hegelstraße von Benrather Straße bis Geschwister-Scholl-Straße bedeutet die Busschleuse eine massive Einschränkung, um diesen Stadtteil mit dem Auto zu verlassen. Laut Aussagen in der Veranstaltung sind hier knapp 1000 Haushalte von betroffen.
Alle genannten Anwohner müssen dann über die Kreuzung Hegelstraße Geschwister-Scholl-Straße fahren. Wenn ich jetzt annehme, dass weniger als die Hälfte der Haushalte mit ihrem Fahrzeug (480) die genannte Kreuzung morgens innerhalb von 120 Minuten in der Stoßzeit (7 bis 9 Uhr) passieren möchten, hat ein Autofahrer durchschnittlich 15 Sekunden Zeit um die Kreuzung zu verlassen. Jeder der Anwohner weiß, dass schon heute 15 Sekunden für das rechts abbiegen von der Hegelstraße auf die Geschwister-Scholl-Straße schwierig sind (es muss nur ein Bus an der Bushaltestelle Hegelstraße halten, im Durchschnitt alle 6:40 Minuten in der Stoßzeit). Für Linksabbieger ist das in 15 Sekunden nur zu schaffen, wenn alles frei ist, was in der Stoßzeit nicht der Fall ist.
Dabei habe ich den Zebrastreifen auf der Hegelstraße vor der Kreuzung noch gar nicht berücksichtigt. Innerhalb dieser Stoßzeit wird dieser stark frequentiert von Schulkindern, die zur Armin-Maiwald-Schule zu Fuß gehen.
Es wäre aber hilfreich, wenn die Stadtverwaltung meine Überlegungen zu den Verkehrsverhältnissen durch Verkehrszählungen und Zählungen der zusätzlichen Wohneinheiten in den letzten 40 Jahren genauer bestimmen könnte. Somit können dann gemessene Daten zeigen, in wie weit zum einen eine Verkehrsreduzierung wirklich zu erreichen ist und zum anderen ob ein Verkehrschaos an der Kreuzung wirklich entsteht. Auf der Veranstaltung gab es keine Zahlen dazu.
Und noch ein Hinweis: Wenn die Europaallee schneller fertig gestellt wird und über das Ende der Wiener Neustädter Straße an die Berghausener Straße angeschlossen wird, wird sich dadurch meiner Meinung nach der Verkehr auf der Wiener Neustädter Straße reduzieren.
Wenn dann noch die vier Kindertagestätten über eine Querverbindung an die Europaallee angeschlossen werden, könnte sich der Verkehr auf der Wiener Neustädter Straße und auf der Benrather Straße nochmals reduzieren.
Meiner Ansicht nach wäre mit diesen Maßnahmen eine Sperrung der Benrather Straße nicht notwendig. Dieses Geld könnte dann sinnvoller eingesetzt werden.
Stephan Oberdieck
Autor:Stephan Oberdieck aus Monheim am Rhein |
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