Mein Freund, der Baum ...
Dr. Sabine Lorenz und Vize-Bürgermeister Lucas Risse beziehen Stellung

Foto: Beatrix Gerling
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Grünpflanzen allgemein und vor allem Bäume sind auch in Innenstädten wünschenswert. Als Schattenspender und Lebensraum für Vögel und Insekten sind sie gerne gesehen, sie verbessern das Klima unmittelbar. In Monheim werden aber immer wieder Stadtbäume gefällt. Der Wochen-Anzeiger hat nachgefragt.

von Beatrix Gerling

Sowohl Grünen-Ratsmitglied Dr. Sabine Lorenz als auch Vize-Bürgermeister Lucas Risse von der Peto mögen Bäume in der Stadt und werten sie als klimaschützend.

Baum erst in Jahrzehnten klimaschützend

Foto: Beatrix Gerling

Die Einschätzung des Stellenwertes von Bäumen in der Stadtplanung aber ist bei den beiden Politikern unterschiedlich. Dr. Lorenz sieht die Stadt im Zugzwang: „Die Klimakrise ist da, der Klimawandel für jeden spürbar. Da können wir es uns nicht leisten, Bäume zu opfern. Egal, für welche Stadtplanung.“ Sie verweist auf die neue Monheimer Mitte, für die große, alte Bäume weichen mussten: „Bis ein junger Baum die gleichen Eigenschaften hat, wie die gefällten alten, vergehen Jahrzehnte!“. Die abgeholzten Sträucher und Bäume an der Baumberger Chaussee mussten ihrer Ansicht nach für eine gut ausgebaute Zufahrt zur neu entstehenden Kulturraffinerie weichen und nicht – wie von der Stadt erklärt – für den Radschnellweg. „Für den Fahrradweg hätte man auch die Fahrbahn etwas schmaler gestalten können.“ Die abgeholzte Streuobstwiese am Pfingsterfeld, an deren Stelle eine neue Siedlung entsteht, hätte sie lieber versetzen lassen: „Das hätte die Stadt nur 90.000 bis100.000 Euro gekostet und die schon älteren Bäume wären erhalten geblieben.“

Angeblich reichlich Grün in Monheim

Lucas Risse hält dem entgegen: „Wir haben reichlich Grün in Monheim, wir sind ja umgeben von Feldern, Wiesen und Waldbereichen. Und auch mir tut jeder gefällte Baum leid, jede dieser Maßnahme wird in der Peto-Fraktion ausführlich und oft kontrovers diskutiert.“ Es sei aber manches Mal nicht zu vermeiden, Bäume oder Sträucher für Stadtplanungsprojekte zu opfern: „Die Bäume am Monheimer Tor wären in Gefahr geraten durch die Bauarbeiten. Die Streuobstwiese am Pfingsterfeld war nicht in einem idealen Zustand, eine Umpflanzung der Bäume wäre zu teuer geworden mit fraglichem Erfolg.“ Die Baumberger Chaussee müsse befahrbar sein für die in der Nähe ansässigen Industriebetriebe. „Deswegen konnten wir von der Straße keinen Platz für den von allen gewollten Radschnellweg umplanen. Dafür mussten einige Pflanzen – wohlgemerkt am Rande des Kniprather Waldes, der reichlich Grün bietet – dem Radweg weichen.“

Funktionalität im Vordergrund

In der Stadtmitte sind, so Lucas Risse, einige Planungen zuungunsten der ehemaligen Bäume erfolgt. „Manchmal kommt es zu Zielkonflikten. In diesem Fall mussten wir leider die Funktionalität in den Vordergrund stellen. Am Gesundheitscampus gibt es aber ein attraktives Grünflächenkonzept.“
Insgesamt gibt es in Monheim rund 11.000 Bäume. Diese sind in einem digitalen Kataster erfasst, das im Wesentlich den zuständigen Fachkräften zur Pflege der Bäume dient. „Regelmäßige Arbeiten wie Pflegeschnitte oder Bewässerungen, aber auch spezielle Wurzelkammersysteme, die die Wurzeln neu gepflanzter Bäume schützen, tragen zur Erhaltung der Grünpflanzen in unserem Stadtgebiet bei“, sagt Andreas Apsel, der als Bereichsleiter Bauwesen bei der Stadt für Grünflächen zuständig ist. „Wenn Fällungen im Rahmen von städtebaulichen Änderungen anstehen, geschieht das entweder, weil der Baum nicht mehr verkehrssicher, also beispielsweise umsturzgefährdet ist oder aufgrund von Ratsbeschlüssen.“

Dr. Sabine Lorenz (Die Grünen) prangert die Fällung von rund 100, teils großen Bäumen an der Baumberger Chaussee an. Monheims stellvertretender Bürgermeister Lucas Risse (Peto) sieht Monheim inmitten von Grün.

Autor:

Harald Landgraf aus Dinslaken

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