Legende vom Hirschgeweih
Von einer Hubertusmesse mit Predigt ohne Hubertus, jagenden Damen und gesegnetem Eichenlaub

Sandra von Giesen ist Falknerin aus Leverkusen. Mit ihrem Wüstenbussard-Weib (so heißt das weibliche Tier) Maze war sie zu Gast in der Dionysius-Kirche.  | Foto: Beatrix Gerling
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  • Sandra von Giesen ist Falknerin aus Leverkusen. Mit ihrem Wüstenbussard-Weib (so heißt das weibliche Tier) Maze war sie zu Gast in der Dionysius-Kirche.
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von Beatrix Gerling

Rund um den 3. November finden in vielen Städten Hubertusmessen statt. Mit diesen, meist katholischen Gottesdiensten wird des Heiligen Hubertus gedacht, der als Schutzpatron der Jäger gilt. In Monheim-Baumberg wurde diese besondere Messe am 23. Oktober in St. Dionysius gefeiert.

Gut gefüllt ist die Kirche St. Dionysius an diesem Sonntag und ganz besonders geschmückt: Vor dem Altar ist ein großes Hirschgeweih samt Schädel aufgestellt, umgeben von herbstlich gefärbten Eichenlaub. Schon vor Beginn der Messe sind immer wieder Jagdhornbläser von der Empore zu hören.
Mit dem Einzug von Pfarrer Michael Hoßdorf treten nicht nur Geistliche und Messdiener in die Kirche, sondern auch eine Hundeführerin samt Jagdhund sowie zwei Falknerinnen mit ihren Greifvögeln auf dem Unterarm. Für alle anderen Tierhalter gilt: „Bitte die Tiere nicht mit in die Kirche bringen!“ Als Besonderheit der traditionellen Hubertusmesse wird Pfarrer Hoßdorf nämlich heute bei Bedarf nicht nur die Gemeinde, sondern auch Haus- und Kuscheltiere segnen.
Der gesamte Gottesdienst an diesem Tag wurde vom Hegering Monheim-Baumberg vorbereitet. Zusätzlich zur gewohnten Orgelmusik erklingen jagdliche Töne von der Jagdhornbläsergruppe Monheim unter Leitung von Johannes Adams.

Auch außergewöhnlich: An diesem Tag hält Pastoralreferent Robert Eiteneur die Predigt. Dies ist Teil einer Aktion im Erzbistum Köln, dass sich gegen das Laien-Predigtverbot des Vatikans richtet. Inhaltlich bezieht sich die Predigt auf die Geschichte vom Zöllner und vom Pharisäer.
Der Heilige Hubertus kommt an diesem Morgen also gar nicht vor. Der Legende nach hat dieser Edelmann und spätere Bischof von Lüttich zunächst aus reinem Selbstzweck der Jagd gefrönt, bis er eines Tages auf der Pirsch einem Hirschen mit einem leuchtenden Kruzifix zwischen den Geweiharmen begegnete. Von da ab wandte er sich von der Jagd ab und wurde zu einem mildtätigen Christen. In anderen Versionen der Geschichte wurde er zum gemäßigten Jäger, weshalb er wohl bis heute als Schutzpatron der JägerInnen gilt.

Doch davon erfährt man nichts in der Hubertusmesse in Baumberg. Vielmehr erhält der Prediger auf seine Frage an die jagenden Damen rechts und links vom Altar, wozu denn das Hirschgeweih vorm Altar aufgebaut sei, die Antwort: „Weil es für jeden Jäger das Größte ist, einmal im Leben einen Hirschen zu erlegen.“

Auch die Fürbitten sind vom Hegering vorbereitet worden. Hier bitten drei sehr junge Damen für die verstorbenen Jäger, aber auch dafür, das sich die Fronten glätten mögen. Womit sie wohl die Diskussionen zwischen JägerInnen und JagdgegnerInnen meinen.
Was Jagenden als naturschützende Tätigkeit beschreiben wird nämlich beispielsweise von der Tierschutzorganisation PETA als Selbstzweck verurteilt. Anerkannte Fachleute seien sich einig, dass aus ökologischer Sicht keine Notwendigkeit zur Jagd bestünde: „Dem renommierten Biologen Prof. Dr. Josef Reichholf zufolge müssen die nahezu ausgerotteten Wölfe nicht durch menschliche Jäger und Jägerinnen ersetzt werden, da eine natürliche Regulation (…) durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten stattfindet.“

Zum Ende des Gottesdienstes hat Pfarrer Michael Hoßdorf wieder das Wort. Er lädt im Namen des Hegerings zum Imbiss ins Gemeindehaus, konstatiert, dass er wohl noch zwei Hunde segnen wird und bemerkt launig: „Ich soll noch dieses Eichenlaub hier segnen, was Ihnen als Give-Away mitgegeben wird. Nun ja, ich segne ja alles, was mir vor die Füße kommt, auch wenn ich manchmal nicht weiß, warum.“

Sandra von Giesen ist Falknerin aus Leverkusen. Mit ihrem Wüstenbussard-Weib (so heißt das weibliche Tier) Maze war sie zu Gast in der Dionysius-Kirche.  | Foto: Beatrix Gerling
Zur Hubertusmesse hat der Hegering Monheim-Baumberg den Altar der Dionysius-Kirche mit einem veritablen Hirschgeweih samt Gesichtsschädel geschmückt. | Foto: Gerling
Autor:

Harald Landgraf aus Dinslaken

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